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Werner David’s Vor-und Nachspiel im Sommerpalais

Sommerpalais Greiz: Werner David's Vor-und Nachspiel

Freundlich lächeln Sommerpalais-Direktorin Eva-Maria von Maiassy und Werner David in die Kamera.

Etwa einhundert Blätter aus dem vierzigjährigen Jahren Schaffen des Leipzigers sind seit Samstag in der Beletage zu sehen
GREIZ. Ja, er sei ein Idiot. Wenngleich Christoph Wonneberger in seiner berührenden Laudatio lediglich das Wort „idiotes“ in der griechischen Übersetzung für „Privatperson“ benutzte. „Experte, Fachmann, Insider oder Gogelmoscher“ würden für ihn auch nicht zutreffen. Er habe keine Ahnung. Nur den gesunden Menschenverstand. Genau das verbinde ihn mit seinem langjährigen Freund Werner David, zu dessen nahendem 65. Geburtstag am Samstagvormittag im Festsaal des Sommerpalais Greiz die Ausstellung „Vor-und Nachspiel“ eröffnet wurde. Auch, dass beide überzeugte Radfahrer seien, „immer auf Achse“ und dadurch „mit sanftem Druck auf etwas eintreten“ vereine die Freunde. In einer Fotoschau präsentierte Christoph Wonneberger Stationen aus dem Leben des 1951 in Leipzig Geborenen und Gebliebenen. Werner David alias L.viss hatte sich als jungen Mann nicht nur den Namen vom King des Rock’n Roll Elvis Presley geliehen, „sondern auch dessen Tolle“ , schaute der Laudator zurück. Davids „Waffen“ waren stets Farbe und Pinsel, so Wonneberger. Etwa 100 Blätter aus dem vierzigjährigen Schaffen werden in der Exposition gezeigt ; darunter etwa vierzig Porträts und fast ebenso viele aus Leipzig – mit dem Schwerpunkt der Zeit vor und nach 1989. „Die Werke von L.viss berühren Themen wie Naturzerstörung, Naturschutz, Bürokratie“, so Wonneberger. Sie seien „überladen und übertrieben“ – eben Karikaturen, die die Wirklichkeit überzeichnen. „Sie tragen dick auf, sind lustig, bissig, bitter, heiter, anzüglich und frech.“ Die Frage: „Ist denn gar nichts mehr heilig? habe sich spätestens im Vorjahr in Paris gestellt. Die einzige Grenze, die Wonneberger nie überschreiten würde, ist die Menschenwürde. Doch sei kein Thema so ernst, dass es nicht doch etwas zu lachen gebe.
Zu Beginn hatte Sommerpalais-Direktorin Eva-Maria von Mariassy die zahlreichen Gäste begrüßt. Bereits im sechsten Jahr erfülle man 2016 die Ausstellungsreihe „Vier-Sterne-Generäle der Karikatur“. Werner David sei seit Jahrzehnten ein „verlässlicher Teilnehmer an Biennalen und Triennalen“, der sich zudem immer an das vorgegebene Thema halte. „Werner Davids Karikaturen brauchen keine Sinndeutung“, bescheinigte Frau von Mariassy dem Künstler. Seit 96 Jahren sei die Greizer Bücher-und Kupferstichsammlung ein Anziehungspunkt, der mit Werken von Dürer, Hollar oder Bunbury aufwartet. Werner David könne sich mit diesen „Größen der Kunst“ durchaus in eine Reihe stellen.
Die Vernissage wurde vom Duo „Take Two“ mit rhythmischen Klängen bestens umrahmt.

Zur Info:
Der Theologe Christoph Wonneberger ist ein profunder Kenner der Leipziger politischen Szene – seit 1986 zeigte er sich für die Koordination der Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche verantwortlich und spielte eine führende Rolle während der Zeit der friedlichen Revolution. Ein schwerer Hirninfarkt Ende Oktober 1989 zwang den Geistlichen zum jahrelangen Schweigen und machte ihn zum „Pfarrer ohne Worte“. Erst seit dem Jahr 2009 widmete er sich wieder politischen Aktivitäten. Christoph Wonneberger wurde im Jahr 2009 mit dem „Bambi“ in der Rubrik „Stille Helden“ geehrt.

Antje-Gesine Marsch @14.02.2016

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