SchlossbergstraßeBlick in die Greizer Schlossbergstraße

Wie sieht es mit dem Kaufkraftverhalten in Greiz aus?

GREIZ. Laut einer Studie ist das Kaufkraftverhalten in Thüringen im letzten Jahr leicht angestiegen. Es beträgt derzeit 15621 Euro pro Einwohner, das sind 0,7 Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus einer im April 2012 veröffentlichten Untersuchung durch das Nürnberger Marktforschungsinstituts MB-Research hervorgeht. 419 Stadt- und Landkreise der Bundesrepublik wurden dazu ausgewertet. Der Freistaat Thüringen lag im Vergleich aller Bundesländergemeinsam mit Sachsen auf dem vorletzten Platz.

Das Kaufkraftniveau wird im Allgemeinen durch die Einkommensverhältnisse der Bevölkerung bestimmt und manifestiert sich somit im verfügbaren Einkommen eines jeden Bürgers. Betrachtet man den Landkreis Greiz, weist dieser im bundesdeutschen Durchschnittswert ein unterdurchschnittliches Kaufkraftniveau auf. Können das die Händler und Unternehmer der Region so bestätigen? Polstermeister Frieder Steudel ist der Meinung, die Kaufkraft der Greizer sei sehr eingebrochen. Viele Menschen würden sich von der Werbung mit sogenannten Schnäppchen hinters Licht führen lassen; wobei oft nur billiger Schund dahinter stünde. Ich kann jeden nur bedauern, der darauf hereinfällt, wie er betont.

Zugeben muss er, dass viele Greizer nicht mehr so viel Geld zur Verfügung haben oder es in die benachbarten Städte tragen. Das Motto Geh“ nicht fort, kauf im Ort würde er dazu gern wieder in Erinnerung rufen. Es wäre wünschenswert, wenn die Bürger wieder mehr zu den Greizer Einzelhändlern gehen würden, so Steudel. ähnlich sieht es Volkmar Schweiger, Geschäftsführer der Autohaus Schweiger GmbH: Das Kaufkraftverhalten ist sehr durchwachsen. Zum einen liege es an der Altersstruktur; viele der 20-bis50-Jährigen fehlen als Kunden.

Die älteren Bürger würden ihr Fahrzeug in Puncto Reparatur und Pflege zwar durch die Werkstatt betreuen lassen, aber eher nicht zu Neuwagenkäufen neigen. Zum Ankurbeln der Wirtschaft in der Greizer Innenstadt empfiehlt der Unternehmer den Stadtvätern umzudenken und den potentiellen Kunden die Möglichkeit zu bieten, direkt vor den Geschäften zu parken. Das würde den Innenstadtbereich beleben und zudem den Händlern eine Umsatzsteigerung bescheren, ist sich Schweiger sicher. Dass sich das auch positiv auf die Einnahme von Gewerbesteuer auswirke, sei zudem ein angenehmer Nebeneffekt. Thomas Schäfer, Inhaber der Greizer Brauerei, zeigt sich etwas zwiegespalten. Wir haben viele treue Kunden, die unser Bier kaufen, wie er weiß. Dass man auch zu anderen Biersorten greife, würde oft durch teure Fernsehwerbung unterstützt, die die Super-Qualität eines Bieres fast suggeriere. Schäfer gibt zu bedenken, dass man mit dem Kauf von Thüringer Biersorten einen nicht unerheblichen Teil für den Freistaat selbst leiste.

Mit dem Kauf jeder Flasche Greizer werden an das Land Thüringen 4 Cent abgegeben. Für die Greizer Brauerei bedeutet das eine Jahressumme von 600000 Euro, die dem Land zu Gute kommen. Zudem brach er eine Lanze für die Qualität des Bieres kleiner Brauereien. Sie sind geschmacklich oft viel besser, weil man an die alten Brautraditionen anknüpft und nicht wie die großen Bierkonzerne zu Lasten des Geschmackes Zutaten einfach einspart. Ganz wichtig ist für den Brauereibesitzer auch, die Handwerksleistungen, wie Reinigung, Klempnerarbeiten oder Motorenreparaturen in der Region zu vergeben. So ist es ein Geben und Nehmen, wie Thomas Schäfer betont.

Antje-Gesine Marsch @22.05.2012

4 Gedanken zu „Warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah“
  1. Interessant, dass unser Stadtrat Stephan Marek endlich entdeckt, dass neue Wege nur dann gehen, wenn man andere Ideen aktzeptiert- ohne Ansehen der Person. Wäre schön, wenn sich das in der Greizer SPD und CDU irgendwann mal rumsprechen würde. Bisher wurde andere Ideen schlechtgemacht, totgeschwiegen oder im besten Fall nur ausgesessen, um sie in Wahlkämpfen als eigene Ideen zu „verkaufen“ (Bsp: Nachnutzung Bahnstrecke Greiz – Neumark).

    Auch beim Thema Kaufkraft sollte sich die SPD an die eigene Nase fassen. Es gab in Greiz vor und nach 1994 wiederholt Investoren, die von der Politik hier nicht gewollt waren. Wer seit 1994
    – nur Kultur präferiert,
    – beschlossene Gewerbegebiete wieder aufhebt (statt den damals vorhandenen „Wirtschaftsförderer“ aus dem Rathaus zu treiben, um endlich Investoren zu bemutteln, statt Kalenderblätter zu schreiben) und
    – zuschaut, wie ringsum z.B. in Reichenbach, Mohlsdorf oder Zeulenroda (letztere auch ohne Autobahnanschluss, d i e Dauerausrede der Greizer SPD) Investitionen in Arbeitsplätze stattfinden,
    der hätte das eigene politische (Nichts)Tun schon lange kritisch hinterfragen müssen. Es ist gerdaezu lächerlich, wenn ein SPD- Stadtrat hier schreibt „Mit der Kaufkraft- ja das ist ein Fakt“. Das wissen wir selbst. Interessant sind die Ursachen für diesen Fakt! Und darauf kommt von der SPD nichts, ebensowenig wie Stadtrat Marek sonstige Fragen beantwortet (ich erinnere an die Fragen in Facebook, bis heute unbeantwortet).

    Ungeachtet dieses Dissens sehe ich das Thema Verkehrsberuhigung ähnlich wie Renè Kramer oder Katrin Drechlser. Wenn sich hier einige Stadtplaner selbst verwirklichen und die „totale Verkehrsberuhigung“ ausrufen wollen- da sind die Bedenken der Einzelhändler durchaus berechtigt. Man zwingt angesichts Einkaufsangebote auf der grünen Wiese (Plauen) oder Shopping- Malls (Gera, Zwickau) niemand vom Pkw auf den Bus. Ebensowenig müssen aber die Menschen direkt vor den Geschäften halten, so wie dies die Händler fordern. Einkaufen hat etwas mit Lebens- und Aufenthaltsqualität zu tun. Und die geht den Bach runter, wenn man als Fußgänger mit dem Auto um den gemeinsamen Verkehrsraum in der Brückenstraße kämpft.

    Das bisher beschlossene Verkehrskonzept mit den bisherigen Parkplätzen (Elsterufer, Landratsamt/Schlossbrücke, Westernhagenplatz …) ist ein guter Kompromiss zwischen Aufenthaltsqualität und Individualverkehr. Das sollten wir Greizer nicht aufgeben. Frau Drechsler hat aber Recht: wenn um 18.00 Uhr die Bordsteine hochgeklappt werden, wird der Einkaufsstandort Greiz nicht attraktiver zum bestehenden Wettbewerb im Umland. Und hier hat auch Herr Marek Recht (ACHTUNG, rotes Kreuz im Kalender machen, Herr Marek *lach*): die Händler sollten sich zusammenraufen und z.B. in einer konzertiertes Kundenbefragung mal erfragen, was die Greizer denn eigentlich gern hätten (z.B. bzgl. Ladenöffnungszeiten). Ob sich das unter kaufmännischen Aspekten dann umsetzen lässt, steht wieder auf einem anderen Blatt.

    Greiz ist seit 1990 die Stadt der verpassten Chancen. Weil hier noch nie etwas gemeinsam ging, sondern der Hochmut aus dem Rathaus/Stadtrat heraus regiert. Und weil jeder sein eigenes Süppchen kocht. Und weil man nach Nase und nicht nach Ideen agiert. Das führt u.a. mit zu fehlender Kaufkraft. Und das finde ich für meine Geburts- und Heimatstadt so unendlich traurig.

    Mit freundlichen Grüßen

    Torsten Röder

  2. Mit dem Kaufverhalten in Greiz ist das so eine Sache. Mir persönlich ist das Angebot und die Auswahl an Geschäften nicht groß genug, was sicher auch daran liegt, dass die Kaufkraft eben sehr niedrig ist. Ein Teufelskreis. Hinzu kommt, dass die meisten Geschäfte, wenn überhaupt, nur bis 18:00 Uhr geöffnet haben. Ich arbeite außerhalb und es ist jedes Mal eine Hetzerei, die Geschäfte noch abzuklappern, bevor sie schließen. Gerade bei Mediterrano stand ich oft vor verschlossener Tür und musste dann eben meine Geschenke anderswo kaufen, was ich sehr schade fand, denn das Angebot ist ja wirklich super. Vielleicht haben sich ja die Öffnungszeiten mit dem neuen Ladenlokal geändert. Wäre toll. Auch die Mischung der Geschäfte in Greiz finde ich irgendwie nicht ausreichend. Friseure und Blumengeschäfte gibt es wie Sand am Meer und wer gewinnt den Wettbewerb „Eigener Chef im Greizer Zentrum“? Ein kombiniertes Friseur- und Blumengeschäft. Da verstehe ich die Welt nicht mehr. Trotz allem wünsche ich den beiden Frauen natürlich alles Gute und viel Erfolg. Die Parkplätze in der Innenstadt halte ich für absolut ausreichend. Am Elsterufer bekomme ich fast immer einen Parkplatz, es sei denn, es ist gerade Hochwasser, außerdem kann ich dort ab 17:00 Uhr sogar kostenlos parken. In der Innenstadt bin ich in 3 Minuten. Einzig die Post finde ich absolut ungünstig gelegen und der Wegzug aus der Poststraße war der Todesstoß für viele Geschäfte in der Neustadt. Hinzufügen möchte ich noch, dass man in vielen Greizer Fachgeschäften wirklich freundlich und kompetent beraten wird, wenn möglich, kaufe ich gerne und in letzter Zeit immer öfter in Greiz ein, ist ja schließlich meine Heimatstadt. ;o)

  3. Ja, Herr Kramer, danke – andere Wege, das ist es. So muss keine weitere oder erweiterte Fußgängerzone eingerichtet werden und auch keine Dauerparkverkehrsschleife zwischen Markt und Puschkinplatz.
    Solche „anderen“ Wege findet man aber nur gemeinsam, ohne Ansehen der Gesicher oder der Personen an sich – da aber liegt ja wohl eher das Problem.
    Übrigens nicht nur auf politischer Seite. Selbst die Händler zwischen Markt, Schlossbergstraße und Brückenstraße sind sich so uneins, da wird es zumindest schwierig.

    Aber nochmals Danke für die Anregung. Aufgenommen werden sollte ein solcher Vorschlag.

    Mit der Kaufkraft – ja, das stimmt, das ist ein Fakt, auf der anderen Seite ist es auch das Sortiment, was viele Greizer in Zwickau, Gera, Plauen oder noch weiter ja anspricht und das, was an Kaufkraft zur Verfügung steht wird umgesetzt, auch da sollte man ansetzen.

  4. Immer wieder wird schon fast gebetsmühlenartig wiederholt, dass man doch bitte mit den Autos vor den Geschäften parken können müsse, um einkaufen gehen zu können. In Greiz gibt es zwei Fußgängerzonen, in denen sich Geschäfte befinden, der Markt und die Brückenstraße. Und gerade letztere macht zeitweise nicht den Eindruck, dass es eine Fußgängerzone ist! Auf dem Markt befinden sich noch viele Geschäfte. Doch mir fällt keins ein, wo ich mit dem Auto hinmüsste, um einkaufen zu können. Papierbedarf, Lotto, Fleischer, Kleidung, Juweliere, Uhrmacher, Blumenläden (der eine würde größere Einkäufe sogar anliefern!), Bücher, Geschenke, Schuhladen, Tierhandlung, das DUK, das sind alles Läden, dessen Artikel ich problemlos die kurze Strecke bis zu den Parkplätzenund Parkhäusern am Marstall, Lehmgrube, Kino, Baderei, Westernhagenplatz oder Elsterufer tragen könnte. In der Brückenstraße sieht es ähnlich aus. Auch hier sind Parkplätze in unmittelbarer Nähe vorhanden. Und dass man in der Thomasstraße bei normaler Verkehrsführung nicht parken kann, ist logisch!
    Die Greizer Händler sollten sich auch mal von den eingefahrenen Gleisen entfernen und über neue Wege nachdenken. In anderen Städten, z.B. in Gera ist es tageweise möglich, sich den Fahrpreis für den ÖPNV auf den Kaufpreis teilweise anrechnen zu lassen. Wer hindert die Händler daran, wenn sie den Fahrgästen bei Abgabe eines tagesaktuellen Einzelfahrscheins (im Stadtverkehr momentan 1,50 €‚¬) ab einem bestimmten Einkaufswert einen Preisnachlass zu geben? Man könnte es ja so staffeln: ab 10 €‚¬ Einkaufswert 50 Cent, ab 20 €‚¬ Einkaufswert 1 €‚¬ Rabatt etc.
    Mit dieser Marketingmaßnahme würde man viel bewirken:
    1. Mehr Kunden in die Innenstadt mehr für die Händler
    2. Mehr Kunden in die Busse weniger Abgase
    3. Mehr Fahrgäste weniger Zuschüsse durch den Landkreis, da die PRG mehr einnimmt
    4. Weniger Fahrzeuge in der Stadt mehr freie Parkplätze für die, die fahren (müssen)
    5. Weniger Belastung der Straßen weniger Abnutzung und Straßenschäden
    6. Geringerer Individualverkehr weniger Stau
    Meine Familie kauft gern in Greiz ein und nutze die vorhandenen Geschäfte. Die Händler sind alle sehr freundlich und zuvorkommend. Doch wir geben nicht mehr aus als wir zur Verfügung haben. Und da liegt in Greiz der Hund begraben», es fehlt die Kaufkraft!

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