Von Idaho nach GreizRick Tipton

Auf der Suche nach warmherzigen Menschen
Rick Tipton, ein Amerikaner mit indianischen Wurzeln stellt im Greizer Krankenhaus aus. Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) spricht das Grußwort

GREIZ. Das Leben geht oft ungewöhnliche Wege. Rick Tipton alias Stormdancer ist ein in den Rocky Mountains geborener Indianer aus dem Stamme der Shoshonen. Dass es den 60-Jährigen ausgerechnet nach Thüringen verschlug, ist eine fast filmreife Geschichte: Ein Amerikaner mit indianischen Wurzeln trifft als Vietnam-Kriegsveteran im Süden Deutschlands eine Ostfriesin, die als Dolmetscherin arbeitet. Man verliert sich aus den Augen, findet sich nach dreiundzwanzig Jahren wieder, heiratet in Amerika, zieht nach Schottland, lebt zehn Jahre in Ostfriesland, um vor gut einem Jahr eine neue Heimat im thüringischen Gotha zu finden. Doch damit scheint die Odyssee noch immer nicht vorbei zu sein, wie Laudator Wolfgang Körner vermutet. Rick und Anne-Marie Tipton sind auf der Suche nach warmherzigen Menschen, am liebsten in einer Gemeinschaft. So kam es auch, dass sich die Eheleute im vergangenen Jahr nach Greiz aufmachten, um sich über das Wohnprojekt 55plus in der Rudolf-Breitscheid-Straße 15 zu informieren. Heidi und Wolfgang Körner, sowie Anne-Marie und Rick Tipton verbindet seither eine freundschaftliche Beziehung und bald keimte der Gedanke auf, dem Maler Rick Tipton die Möglichkeit zu bieten, seine Werke in Greiz auszustellen. Am Donnerstagabend wurde in der Magistrale des Greizer Krankenhauses die Ausstellung Von Idaho nach Greiz eröffnet. Stimulierend und lebensbejahend sowie ein Beweis, dass man immer wieder aufstehen kann nannte Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD, die das Grußwort zur Vernissage sprach, die Exposition. Viele Schicksalsschläge musste Rick überwinden, doch die Beschäftigung mit der Malerei gab ihm immer wieder Kraft zum Überleben physisch und psychisch, wie Wolfgang Körner betonte. Malen ist für mich eine Form der Therapie, wie Tipton zustimmte. Eindrücke aus der Realität – etwa die Zeit in Aurich/Ostfriesland, Aufenthalte in Heidelberg und jüngst in Greiz, eine Reise nach Kroatien verarbeitet er künstlerisch; doch ebenso möchte er dem Betrachter den Mythos seiner Vergangenheit nahebringen. Die Palette der ausgestellten Bilder reicht von indianischen Szenen und Illustrationen über Landschaftsbilder aus Schottland, Ostfriesland und Thüringen bis hin zu symbolischen Sequenzen. Die feine Malweise der schönen und ansprechenden Bilder lobt Ausstellungsbesucher Walter Meinhardt aus Greiz. Auch musikalisch ging es authentisch zu: die Gitarrengruppe der Musikschule Greiz unter Leitung von Ronny Kerl untermalte die Vernissage mit dem Titel Rocky Mountains.
Bis September kann man die Ausstellung besuchen.

Antje-Gesine Marsch @07.06.2012

Laudatio
Sehr geehrte Damen und Herren, die Sie heute und hier erschienen sind, um mit uns gemeinsam die Eröffnung der Ausstellung mit Werken von Rick Tipton zu erleben.
Wer ist eigentlich Rick Tipton und wie kam er dazu, solche Kunstwerke zu schaffen?
Das Motto der Ausstellung lautet Von Idaho nach Greiz“. Das klingt etwas nach Odyssee und wenn man Rick’s Lebensweg betrachtet, dann ist auch sicherlich etwas Wahres daran.
Rick Tipton wurde 1952 im US-Staat Idaho, der fast vollständig durch die Rocky Mountains geprägt ist, geboren. Der Name Idaho geht auf Ee-dah-how“ zurück was soviel bedeutet wie Licht auf den Bergen“ und entstammt dem Sprachschatz des indianischen Stammes der
Shoshonen. Und genau in diesem Stamm liegen die Wurzeln von Rick. Die Shoshonen waren einer der wenigen Stämme, der über Pferde verfügte, also war es eigentlich kein Wunder, daß er auf einer Pferderanch aufwuchs.
Viele seiner Werke €€” und Sie werden das beim Betrachten der Bilder erleben – sind deshalb auch von der Mythologie seiner Herkunft geprägt, aber auch von Liebe, Freude und Menschlichkeit, die diesen Ureinwohnern eigen waren.
Im Alter von 17 Jahren zog er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern in die Nähe von Los Angeles im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort beendete er die Highscool und fmg bereits während seiner Schulzeit an zu zeichnen und zu malen. Sein Lehrer fand das recht gut und animierte
ihn weiterzumachen.
Kurze Zeit nach der Schule wurde Pick in die Armee eingezogen.
€€¢ Er war einer von vielen amerikanischen Soldaten, die damals in Vietnam stationiert wurden. Auch hier entstanden Bilder in den unterschiedlichsten Techniken. Widrige Umstände führten allerdings leider dazu, dass aus dieser Zeit keines seiner Werke mehr auffindbar ist. Nach dem Vietnam-Einsatz wurde er nach Deutschland verlegt und zwar nach Mannheim.
Das sollte nun privat ein Meilenstein in seinem Leben werden, den er aber zu diesem Zeitpunkt gar nicht so richtig erkannte.
In Mannheim arbeitete nämlich auch eine Dolmetscherin namens Annemarie Peters, die aus Ostfriesland stammt.
Rick Tipton und Annemarie begannen eine private Beziehung aufzubauen.
Aber nach seiner Armeezeit ging Rick allein zurück in die USA in den Bundesstaat Arizona und begann am San Bernadino Valley College ein Architekturstudium.
Ein Schicksalsschlag, ein schwerer Autounfall, beendete aber leider nach 4 Jahren dieses Studium. Rick zog nach Phoenix Arizona und baute Windkraftanlagen auf.
Dabei traf ihn der nächste Schicksalsschlag, er stürzte von einem der Windkrafträder und verletzte sich so schwer, daß er in Frührente geschickt wurde.
Es war für ihn eine schwierige Zeit, aber die Malerei half ihm, dies etwas besser zu ertragen. Er zog weg von Arizona in den Washington State und erinnerte sich seiner früheren Freundin Annemarie und er begann aus der weiten Ferne von Amerika die Suche nach ihr.
Im Jahr 1996 wurde seine Suche fündig.
Annemarie Peters lebte zu dieser Zeit in Inverness im Norden der Highlands von Schottland. Er besuchte sie.
Und nicht nur sie, sondern auch die Landschaft begeisterten ihn, sie regte ihn an
wieder Bilder zu malen.
Beide, Annemarie und Rick, beschlossen zu heiraten und so geschah es dann auch. In Spokane im US- Bundesstaat Washington State fand 1996 die Trauung statt.
Dort war übrigens auch 1998 die erste Austellung seiner Werke zu sehen.
1998 war aber auch das Jahr als Rick merkte, daß die fehlende Menschlichkeit und die vorrangige Geldgier seiner Umgebung nicht mehr zu seinem Charakter passten.
Er gab in Amerika alles auf und zog zu Annemarie, die damals immer noch in Inverness in   Schottland wohnte. Dort erfolgte auch die zweite Ausstellung mit beträchtlichem Erfolg.
Im Jahr 2000 bekam Annemarie starke gesundheitliche Probleme und sie zogen um in die Heimat von ihr nach Ostfriesland, nach Aurich.
Beide lebten 10 Jahre dort und in dieser Zeit entstanden weitere neue Werke. Einige davon finden Sie in dieser Ausstellung wieder.
Auch hatte Rick in Aurich zwei recht erfolgreiche Ausstellungen.
Aber das flache Land, die Nähe zum Meer, die Mentalität der Menschen, das war für Rick nicht die Erinnerung an die Heimat. Außerdem wollte er Menschen um sich haben, möglichst in einer Gemeinschaft leben.
Beide haben sich kundig gemacht und und haben Wohnprojekte in Thüringen entdeckt. Es war Gotha , wofür sie sich entschieden hatten.
Und Rick sah plötzlich Idaho: Licht auf den Bergen“, nette, freundliche und warmherzige Menschen. Er hatte das Gefühl des Nachhausekommens“ nach einer langen Irrfahrt
Diese innere Beruhigung inspirierte ihn zu neuen Bildern. Und so folgte 2011 eine weitere Ausstellung in Waltershausen.
Und ich glaube, Gotha wird nicht die letzte Station der Odyssee sein.
Ich bin mir aber sicher, daß die letzte Station in Ostdeutschland und im Mittelgebirge sein wird und im Kreis von freundlichen Menschen, ich wünsche es Annemarie und Rick.
Rick war und ist ein Autodidakt, er hat nie eine Kunstschule besucht oder bei einem Künstler gelernt. Kunst ist für ihn die eine Möglichkeit innerlich zu überleben.
Egal ob in Oel, Aquarell oder in Graphit, Rick möchte seine Eindrücke aus der Realität aber auch dem Mythos seiner Vergangenheit dem Betrachter nahebringen.
Unabhängig davon, daß die finanziellen Verhältnisse es kaum zulassen, wird Rick weiterarbeiten, dank des großen Verständnisses und der Unterstützung seiner Ehefrau Annemarie.
Ach so, eine kleine Geschichte möchte ich Ihnen nicht vorenthalten:
Ich hatte Rick gefragt, woher sein Name Stormdancer“ kommt.
Und er hat mir Folgendes geantwortet:
Ich habe in Arizona mit meinen Stammesbrüdern auf einem Felsplateau gecampt. Wir haben uns unterhalten und etwas gefeiert als ein Gewitter aufzog. Ich verkroch mich deswegen in mein Zelt, um kurze Zeit darauf wieder herauszuspringen. Die Ameisen hatten mich überfallen . Vor dem Zelt versuchte ich die Ameisen durch Schütteln und Abstreifen loszuwerden. Dabei amüsierten sich meine Mitcamper köstlich. Für sie sah das aus wie ein indianischer Tanz und das bei einem Gewittersturm.
Ich wünsche Ihnen nun viel Freude und eine angeregte Unterhaltung beim Betrachten der Werke von Rick Tipton.
Danke

Wolfgang Körner @07.06.2012