Souverän gewann Gerd Grüner (SPD) die WahlDer alte und neue Bürgermeister der Stadt Greiz, Gerd Grüner.

Gerd Grüner (SPD) und Martina Schweinsburg (CDU) ganz souverän in ihren ämtern als Bürgermeister und Landrätin bestätigt

GREIZ. Ganz souverän wurden am Sonntagabend Gerd Grüner (SPD) und Martina Schweinsburg (CDU) als Bürgermeister der Stadt Greiz und Landrätin des Landkreises Greiz in ihren ämtern bestätigt. Gerd Grüner bekam bei einer Wahlbeteiligung von 49,3 Prozent 57,2 Prozent der abgegebenen Stimmen – Martina Schweinsburg erhielt bei einer Wahlbeteiligung von 49,9 Prozent 60,4 Prozent der Wählerstimmen.

Jubelstimmung herrschte indes vor dem Greizer Rathaus: Der alte und neue Amtsinhaber wurde mit herzlichem Applaus begrüßt und nahm, sichtlich bewegt, die Glückwünsche seiner Genossen und Sympathisanten entgegen. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Ergebnis so eindeutig ausfällt“, wie Grüner betonte, der mit einer Stichwahl gerechnet hatte. Auch die Wahlbeteiligung lobte das Stadtoberhaupt: „Fast 50 Prozent Wahlbeteiligung, das ist mehr als erfreulich, gerade in Zeiten, in denen der Trend eher in Richtung 30 Prozent geht.“ Nach all den Strapazen der letzten Woche war dann aber erst einmal Feiern angesagt. Grüner dankte noch einmal ausdrücklich allen Wählern, „die honorierten, was in den letzten Jahren hier passiert ist.“ Ebenso galt der Dank dem Team, allen Unterstützern und Helfern in den Wahllokalen. Eines verriet der Bürgermeister noch am Rande des Interviews: Zur Fertigstellung der August-Bebel-Straße, die nach zwei Jahren Bauzeit für Oktober avisiert ist, wird es ein großes Straßenfest geben.

Christian Wächter (Die Linke) freute sich über das Wahlergebnis aus dem Stand heraus. Allerdings würde die Wahlbeteiligung insgesamt Bände sprechen. Wir und damit meine ich uns drei Kandidaten haben es nicht geschafft, die Greizer Bürger mitzunehmen, meinte er kritisch. Die Wähler waren eben von Herrn Grüner überzeugt, wie Detlef Zietan (IWA) zugeben musste, der sich im Restaurant Irodion in der Greizer Altstadtgalerie mit seinen Mitstreitern traf.

Antje-Gesine Marsch @22.04.2012
Hier finden Sie die Ergebnisse der Bürgermeisterwahlen in Greiz seit dem Jahr 1994

Bürgermeisterwahl 12.06.1994 26.06.1994/St.W. 14.05.2000 07.05.2006 21.05.2006/St.W. 22.04.2012
Wahlberechtigt 24 523 24 676 22 270 20 324 20 313 18 394
Wähler 16 223 10 929 10 683 9 830 8 410 9 062
Wahlbeteiligung 66,2 % 44,3% 48,0% 48,4% 41,4% 49,3%
ungültige Stimmen 356 137 115 163 186 152
gültige Stimmen 15 867 10 729 10 568 9 667 8 224 8 910
SPD
Dr. Hemmann, Andreas 7 530 = 47,5% 8099 = 75,0% 8 181 = 77,4%
Grüner, Gerd 3868 = 40,0% 4 499 = 54,7% 5099 = 57,2%
CDU
Fritsche, Werner 4 410 = 27,8% 2 693 = 25,0%
Klügel, Heinz 1 339 = 12,7%
Lämmer,Gunda 2 442 = 25,3% 3 725 = 45,3%
PDS/Linke
Beubler, Steffi 1 763 = 11,1% 700 = 6,6%
Steiniger, Holger 1394 = 14,4%
Wächter,Christian 856 = 9,6%
FWG
Boldt, Frank-Dietmar 2 167 = 13,6%
FDP/IWA
Gebauer, Ricarda 1 645 = 17,0%
Häckel, Silvio 348 = 3,3%
Zietan, Detlef 2955 = 33,2%
sonstige
Wegner, Gerhard 318 = 3,3%
2 Gedanken zu „Klares Bekenntnis der Greizer“
  1. Ich sehe es etwas anders als Torsten Röder. 57 Prozent für die SPD sind ein Ergebnis, von dem die SPD sonst fast nur träumen kann. Sicherlich ist es vor allem der Tatsache geschuldet, dass die CDU feige gekniffen hat. Oder sie ist mittlerweile auf einem Niveau angekommen, wo sie nicht mehr in der Lage ist, einen geeigneten Kandidaten aus ihren Reihen hervorzuzaubern bzw. jemanden unparteiischen zu finden, der sich vor ihren Karren spannen läßt? So oder so, sie wird ihre Quittung bei der nächsten Kommunalwahl bekommen ebenso wie die SPD im Kreis.
    Das nur jeder zweite wahlberechtigte Bürger zur Wahl ging, traurig, aber wir sind ein freies Land. (Zumindest in dieser Beziehung.) Herr Wächter hat es richtig erkannt. Es ist bedauerlich, dass sich so wenig für die Kommunalpolitik interessieren, für die Stadt, in der sie wohnen bzw. den Landkreis. Für mich heißt es in Zukunft, wenn sich einer bei mir beklagt über den Bürgermeister oder die Landrätin, dass ich zuerst nachfragen werde: „Warst du wählen?“ Ist die Antwort „Nein“, dann ist das Thema beendet. Nur wer wählt, darf hinterher meckern!

    Interessant sind die Fotos auf dieser Seite. Interessant zu sehen, wer da alles gleich da war, um zu gratulieren.

  2. Das beste Statement hat für mich Herr Wächter abgegeben- das trifft den Nagel nämlich auf den Kopf. Rechnet man die Nichtwähler mit ein, hat Herr Grüner tatsächlich ein katastrophales Ergebnis nach sechs Jahren Amtszeit, weil er die Menschen nicht überzeugen konnte. Das Wahlsystem ist nun mal anders und die Menschen müssen mit dem Ergebnis leben- so oder so. Ich befürchte, dass die Arroganz der CDU und SPD noch weiter anwächst. Im schlimmsten Fall artet das Ganze jetzt in einer „langen Nacht der langen Messer“ aus. Will heißen: man „steuert“ künftig über die Auftragsvergaben, wen man „den Finger“ zeigen will. Einige Gewerbeinhaber sind hoch an der Sonne geflogen und dürften sich mächtig die Flügel verbrannt haben.

    Greiz gewinnt leider nichts, wenn CDU und SPD so weitermachen wie bisher. Ganz im Gegenteil: wir werden weiter Einwohner (junge Menschen!) verlieren. Die Prognose bis 2020 (in acht Jahren) lautet 15-18.000 Einwohner. Das bedeutet noch weniger Einnahmen, noch weniger Schlüsselzuweisungen, aber immer neue Mehrausgaben für Objekte, die zufällig immer vor Wahlen angefangen/beendt werden. Nehmen Sie Ihr Portomonaie, streichen Sie ein paar Nullen wegen und fragen sich: kann das auf dauer funktionieren? Der schlimmste Fall: die Rentner hocken irgendwann ohne ihre Familien hier, weil Arbeitsplätze weiter rar und diesbezüglich keine Innovationen des Amtsinhabers erkennbar sind. Obwohl doch „Wirtschaftsförderung Chefsache bleibt“ . Eine ausgewogene Politik für alle Bevölkerungsgruppen hat in den letzten Jahrzehnten nicht stattgefunden. Aber die Senioren sind nun mal das zahlenmäßig größte und treueste Wählerpotenzial- wie sich heute erneut gezeigt hat. Solch ein fulminanter Sieg im ersten Wahlgang (taktisch klug mit dem Stillstandsabkommen CDU/SPD und einer IWA, die sich zu sicher war) sollte kein Anlass zu Arroganz sein. Sondern eigentlich die Souveränität geben, eben auch Vorschläge anderer Bürger sinnvoll aufzugreifen, statt permanent abzuwatschen. Das würde ich mir als Bürger meiner Geburts- und Heimatstadt Greiz wünschen. Meine Prognose lautet jedoch leider: wir werden weiter die an „Nasen“ festgemachten persönlichen Feindseligkeiten und Beschädigungen erleben, die unsere Stadt Greiz keinen Millimeter voranbringen.

    Vielleicht werden wir nun einen „Bürgerhaushalt“ bekommen? D.h. die Bürger werden erstmals gefragt, wo bei einem Defizit von -1.700.000 €‚¬ im Haushalt letztlich der Rotstift angesetzt werden muss. Sie kennen den Spruch mit den Kälbern und dem Schlachter? Wären wir Bürger clever, würden wir antworten: „Bisher sind wir auch nie gefragt worden. Nun macht Euch die Finger selbst schmutzig mit den finanziellen Grausamkeiten.“. Sind wir so clever? Denn erst dann zeigt sich, was von den vollmundigen Wahlversprechen des Wahlsiegers wirklich umsetzbar ist.

    Zur Erinnerung ein Auszug der Wahlversprechen: Elterbeiträge bleiben stabil, Steuern bleiben stabil, Energiepreise bleiben stabil, Eintrittspreise bleiben stabil, Kindergärten und Mehfelderturnhallen sowie eine Sport- und Freizeitfläche (ehem. Likörfabrik) werden gebaut. Die Marstallbebauung und die Cloßstraße stehen auch auf dem Plan (übrigens seit Jahren- ohne Ergebnis). Messen wir den Wahlsieger an seinen vielen Versprechen und erinnern uns dann 2014 (Kommunalwahl Stadtrat Greiz) an den Spruch: „Nach der Wahl ist vor der Wahl“.

    Man darf gespannt sein, was die CDU und SPD aus der Hut zaubern, wenn die wegen der Wahl „verschobene“ Haushaltsdebatte an Fahrt gewinnt. Ich glaube nicht, dass man eine Druckmaschine für das Defizit von -1.700.000 €‚¬ im Rathauskeller stehen hat. Aber mit bilanztechnischen Taschenspielertricks über die „Schattenhaushalte“ der städtischen Gesellschaften kann man viel „drehen“. Und die Opposition wird bei diesen „Hütchenspielen“ wieder fassungs- und teilnahmslos zuschauen. Das ist das eigentlich traurige. Bleiben wir gespannt!

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