Initiativgruppe "Meine Kreisstadt Greiz" kündigt heißen Herbst anViele Unterschriftenlisten hingen aufgeriehen im Greizer Schlossgarten.

Am Donnerstagabend fand im Greizer Schlossgarten eine weitere Aktion zum Erhalt der Kreisstadt Greiz statt, zu der die Initiativgruppe einlud

GREIZ. „Der Himmel weint – über die Politik unserer Landesregierung.“ Mit diesen Worten begrüßte MdL Christian Tischner die Teilnehmer der Aktion, die trotz des starken Regens am Donnerstagabend in den Schlossgarten kamen. Er dankte allen Bürgern, die in den letzten Wochen mit ihrer Unterschrift bekundeten: Greiz muss Kreisstadt bleiben.

Seit Monaten setzt sich die Initiativgruppe „Meine Kreisstadt Greiz“ dafür ein, dass die Schloss-und Residenzstadt nicht von der politischen Landkarte gestrichen wird. Trotzdem die Landesregierung in Erfurt ihre Verfassungsklage gegen das Volksbegehren zur Gebietsreform zurückzog – der Thüringer Verfassungsgerichtshof hatte das Vorschaltgesetz Anfang Juni wegen Formfehlern gekippt – sei man noch nicht am Ziel, so Christian Tischner. Der Kampf um den Erhalt der Stadt Greiz als Kreisstadt gehe weiter, auch wenn die erste Phase nun vorbei sei. „Es kann allerdings sein, dass wir noch mal ‚ran müssen“, räumte der Landtagsabgeordnete ein. Man könne in Erfurt, trotz der Verfassungswidrigkeit, neue rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, um die Reform voranzutreiben. „Es wird ein heißer Herbst“, kündigte Christian Tischner an, der von zukünftig wöchentlichen Aktionen und Veranstaltungen ausgeht.

Letzte Woche hatte eine Abordnung der Greizer Initiativgruppe Thüringens Innenminister Holger Poppenhäger eine Mappe mit über 5000 Unterschriften-Kopien übergeben. Man werde die „kreative Denkpause nutzen“, die Unterschriften seien gerade zum „richtigen Zeitpunkt“ gekommen, hatte der Minister bescheinigt.

Mit Stolz konnte Christian Tischner zudem berichten, dass mittlerweile 6000 Unterschriften geleistet worden sind.

„Wir müssen ein Signal nach Erfurt senden“, forderte auch Moderator Thomas Lämmer zu Beginn der Aktion. Das bestätigte Ulrich Zschegner, der in Vertretung des Bürgermeister der Stadt Greiz kam. Er nahm in seinen Worten Bezug auf die Stadt Greiz als „Kulturstadt“ und nannte stellvertretend die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, die Vogtlandhalle Greiz, aber auch das Kreiskrankenhaus Greiz, das Amtsgericht oder die Polizeiinspektion, die betroffen wären, wenn die Stadt Greiz ihren Status als Kreisstadt verlieren würde. „Wir müssen gemeinsam weitermachen – gegen diese sinnlose Aktion aus Erfurt“, ermunterte Zschegner die Bürger.

Volkmar Schneider betonte, dass bislang keiner „konkrete Effekte dieser Gebietsreform“ erläutern konnte. „Wir sind Vogtländer in Thüringen“, so das Mitglied der Initiativgruppe.

Dirk Bergner engagiert sich seit Monaten in der Arbeitsgemeinschaft „Selbstverwaltung für Thüringen“, die ein eindeutiges „Nein“ zur geplanten Gebietsreform in dieser Fassung sagt. „Für mich ist und bleibt Greiz die Kreisstadt Greiz“, so der Hohenleubener Bürgermeister, der sich für 47.000 geleistete Unterschriften zum Antrag auf ein Volksbegehren bedankte. Dabei stünde die Stadt Greiz thüringenweit „ganz vorn“. Dass man einen gemeinsamen Schulterschluss vollzogen und Einigkeit bewiesen habe, sei entscheidend, so Bergner. Man dürfe den Regierenden in Erfurt „nicht auf den Leim gehen“ und einen „Keil zwischen sich schlagen lassen“. Bislang habe er kein vernünftiges Argument für eine Gebietsreform erkannt, so Dirk Bergner in Richtung der sogenannten „Kostenersparnis“, die keine sei. Dass eine Denk-Pause auch Denken voraussetze, hoffe er.

Sascha Helmrich, der sich als Greizer Unternehmer auch „regional verpflichtet“ sieht, mahnte noch einmal an, dass Greiz nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Kaufkraft verliere, wenn die Stadt ihren Status verlieren würde.
Dass auch die Landgemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf von Greiz als starker Kreisstadt partizipiere, unterstrich Mohlsdorfs Bürgermeister Michael Täubert in seinen Worten.

Yvonne Schwabe, Präsidentin der Greizer Faschingsgesellschaft GFG, sprach sicher vielen Greizer Vereinen aus dem Herzen, als sie vom „Schrumpfen der Lebensqualität“ sprach. Im konkreten Fall fragte sie: „Was wird dann aus der Kurt-Rödel-Halle?“ Viele Veranstaltungen der GFG gehen dort über die Bühne. „Wir hätten ein echtes Existenzproblem“, so Frau Schwabe.

Abschließend betonte Christian Tischner noch einmal, dass man innerhalb der Initiativgruppe parteiübergreifend tätig sei. Noch eine knappe Woche könne man Unterschriften leisten und an drei Punkten abgeben: Im Greizer Rathaus, im Geschäft von TäubertDesign in der Brückenstraße und im Bürgerbüro von Christian Tischner in der Poststraße.

Hatte Tischner vor wenigen Wochen von einer Fifty-Fifty-Chance gesprochen, nannte er nun die Relation 70 zu 30 – natürlich für den Erhalt der Stadt Greiz als Kreisstadt.

Antje-Gesine Marsch @30.06.2017