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Hochwasserschutz in Greiz: Flutkanal ist kühn und erfolgversprechend

Hochwasserschutz in Greiz: Flutkanal ist kühn und erfolgversprechend

Bildtafel zum Hochwasserschutz in Greiz

In einer Informationsveranstaltung in der Vogtlandhalle Greiz referierten Verantwortliche über den Hochwasserschutz in Greiz

GREIZ. Fast vier Jahre ist es her, dass die Stadt Greiz von einem verheerenden Hochwasser heimgesucht wurde. Seitdem wurden zahlreiche Untersuchungen zum Hochwasserschutz durchgeführt, deren Ergebnisse am Donnerstagabend im Großen Saal der Vogtlandhalle vorgestellt wurden. Ziel der Abendveranstaltung ist die Information der Greizer Bürger über die hydraulisch-wasserwirtschaftlichen Untersuchungsergebnisse, die Einbindung der Bürger in den Gesamtprozess und die Erläuterung der Planungsstände, führte Bürgermeister Gerd Grüner (SPD) in die Materie ein.

Dass Hochwasser eine Naturgefahr ist und bleibt, die nicht verhindert werden kann, unterstrich Projektleiter Dipl.-Ing. Frank Schirmer. Doch könne durch geeignete Maßnahmen das Risiko gesenkt und das Ausmaß an Schäden minimiert werden. Der Freistaat Thüringen stelle sich diesen Aufgaben und erarbeitete entsprechende Landesprogramme, so Schirmer. Bereits im Jahr 2011 wurde die TLUG (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie) mit der Erarbeitung eines Hochwasserschutzkonzeptes beauftragt; 2012 lagen die Ergebnisse vor. Das Folgejahr zeigte eindrucksvoll, dass die ermittelten Defizite real sind. Daraus resultierte, die hydraulischen Berechnungen einer erneuten Prüfung zu unterziehen und den tatsächlichen Abfluss zu ermitteln. Im Hochwasserjahr 2013 wurden mehr als 440 Kubimeter pro Sekunde errechnet und nunmehr als HQ 100 – ein Wiederkehrintervall von 100 Jahren – deklariert.

Zwar bieten die topographischen Verhältnisse wenig Möglichkeiten, doch wurde zunächst der natürliche Hochwasserrückhalt betrachtet. Gemeinsam mit der Stadt Greiz und der TAWEG, vor allem aber auch durch die Firma AkzoNobel Functionals Chemicals sei es gelungen, die Aktivierung einer etwa 15 Hektar großen Fläche vorzubereiten. Als zweite wirksame und vor allem wesentliche Fläche muss auch der Fürstlich Greizer Park für den Rückhalt von Hochwasser erhalten bleiben. „Das ist alternativlos“, so Schirmer.

Sämtliche Überlegungen, die vorhandenen Brücken auf einen notwendigen Abflussquerschnitt anzupassen, hätten bei sehr hohen Kosten nur einen geringen Effekt. Die Anpassung der vorhandenen Hochwasserschutzanlagen führe zu Bauwerkserhöhungen – beispielsweise im Bereich Elstersteig bis zu einem Meter – die in Abstimmung mit der Stadt und der Denkmalschutzbehörde als unverträglich eingeschätzt wurde.

Als „kühne, aber erfolgversprechende Idee“, sei lediglich der Umflutkanal die hydraulisch wirksamste Lösung, wie Frank Schirmer betonte. Ein Teil des Wassers wird dabei über einen Flutkanal umgeleitet. „Der Umflutkanal wird durch ein Ausleitungsbauwerk im Bereich oberhalb der Fußgängerbrücke Papiermühlenweg selbständig beaufschlagt.“, erklärte der Projektleiter. Die Wiedereinleitung in die Weiße Elster erfolgt unterhalb des Stadtzentrums im Bereich des Arbeitsamtes an der Bruno-Bergner-Straße. Als Vorzug diene dabei, dass der Wasserstand bei Hochwasser im Stadtgebiet um bis zu 1,10 Meter wirksam gesenkt werden könne. Es wird erreicht, dass der verbleibende Abfluss in der Weißen Elster durch die Brückenbauwerke abgeführt werden kann; die vorhandenen Hochwasserschutzanlagen müssen nur noch in Teilbereichen angepasst werden und könnten im Bereich oberhalb der Hainbergbrücke sogar ganz entfallen.

Die Planungsgesellschaft Scholz und Lewis aus Dresden führt aktuell weitere hydraulische Untersuchungen durch. Hierbei steht besonders der Fürstlich Greizer Park im Fokus.

Dass die Umsetzung dieses Flutkanals eine große Herausforderung darstellt – daran ließ Frank Schirmer keinen Zweifel. Mit 32 Mio. Euro stellt diese Hochwasserschutzmaßnahme eines der größten wasserbaulichen Einzelvorhaben Thüringens dar. Auch wenn man an einer schnellen Umsetzung sehr interessiert sei, brauchen die Planungen und baulichen Realisierungen eine angemessene Zeit. Vor allem die Zustimmungen der von den Maßnahmen betroffenen Grundstückseigentümer bedürfen einer intensiven Betrachtung. „Mit allen wird ausführlich gesprochen“, kündigt Frank Schirmer an.

In den Jahren 2017/18 soll die technische Planung erarbeitet worden sein, Mitte 2019 wird der Planfeststellungsantrag für den erforderlichen Gewässerausbau gestellt. Nach jetziger Einschätzung kann mit dem Bau des Fluters ab Mitte 2020 begonnen werden. Alle wesentlichen Maßnahmen sind aus technischer Sicht bis zum Jahr 2025 erreichbar.

Antje-Gesine Marsch @07.04.2017

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