Greizer Theaterherbst: Berührende und nachwirkende BühnenmomenteXXVI. Greizer Theaterherbst, Eröffnungsspiel „Greiz ZEIT“, Leitung: Anton Pohle und Sonja Keßner, bei Berlin Foto: Karsten Schaarschmidt

XXVI. Greizer Theaterherbst endet nach neun Tagen und 25 Veranstaltungen

GREIZ. Nach dem Gastspiel „Schwitters-Projekt – mit Klappstühlen“ des AktionsTheaterKassel und der „GreizNacht“, dem traditionellen Abschlussfest, endete am Samstag der XXVI. Greizer Theaterherbst. Das in seiner Art bundesweit einzigartige Festival präsentierte unter dem Motto „Raus mit der Sprache“ an neun Tagen 25 Veranstaltungen, darunter acht Werkstatt-Projekte, neun Gastspiele sowie Filme und Performances, zu denen insgesamt gut 2000 Zuschauer begrüßt werden konnten. „Es war in der Vorbereitung und Realisation vielleicht einer der intensivsten Theaterherbste, aber der Aufwand hat sich 150-prozentig gelohnt“, resümiert der künstlerische Leiter Martin Heesch.

Das Festival sei sehr inhaltsbetont gewesen, was sich auch darin spiegele, dass es nach vielen Aufführungen zahlreiche Gespräche und Diskussionen über das Gesehene und Erlebte gegeben habe, so der Berliner Schauspieler und Regisseur. Heesch nennt Ferdinand von Schirachs Stück „Terror“, das als eigenproduzierte, szenische Lesung im Amtsgericht Greiz aufgeführt wurde, und das Gastspiel der Münchener Regisseurin Christiane Mudra „off the record – die Mauer des Schweigens“, das sich mit dem Staatsversagen im NSU-Komplex auseinandersetzt. „Auch insofern ist das Motto ,Raus mit der Sprache’ voll aufgegangen“, sagt Heesch und ergänzt, dass es aber auch „wundervolle, stille Momente im Festival“ gab, wie das Gastspiel des Krakauer teatr figur „huljet huljet“, die Tanzperformance „Fraktur“ mit Fine Kwiatkowski oder das Gastspiel „zug der namenlosen“ des AktionsTheaterKassel.

Großes Lob findet er für das durchgängig hohe Niveau der acht Werkstattprojekte, inklusive dem großen Eröffnungsspiel „Grei ZEIT“ unter Leitung von Anton Pohle und Sonja Keßner, beide Berlin. Für die Produktionen haben seit Sommer rund 80 Amateure im Alter zwischen sechs und 96(!) Jahren gemeinsam mit renommierten Theaterleuten aus ganz Deutschland gearbeitet. Heesch freue es, dass mit neuen Teilnehmern aus Plauen, Gera, oder Reichenbach die Strahlkraft des Theaterherbstes weiter gewonnen habe. „Und ich freue mich ebenso, dass wir mit unseren Inszenierungen ,Momo oder die Zuhörer von Greiz“, Leitung: Anna Kathrina Winkler, Berlin, und ,Verwandlung’ frei nach Franz Kafka, Leitung: Georg Peetz, Falkensee, sowie dem Tanztheaterstück ,Ohne Worte und doch gesagt’, Leitung: Gabriele Bocek, Zwickau, in Kürze in Chemnitz, Zwickau und Gera gastieren werden und so den Theaterherbst über die Greizer Stadt- und Kreisgrenzen hinaus leuchten lassen können.“ Der künstlerische Leiter dankt allen Mitwirkenden für ihr Engagement, dem aufgeschlossenen Theaterherbst-Publikum sowie allen Mitorganisatoren, Sponsoren und Kooperationspartnern sowie allen Beteiligten hinter der Bühne.

Auf die Frage, ob Heesch im kommenden Jahr dem Festival wieder als künstlerischer Leiter zur Verfügung steht, antwortet er: „Wenn mir der Vereinsvorstand erneut das Vertrauen ausspricht, werde ich sehr gerne und mit großer Freude dem Theaterherbst weiter dienen und die Arbeit in Greiz fortsetzen.“

Erstmals feierte übrigens mit „Kaspar“ von Peter Handke, präsentiert vom Berliner Schauspielerduo Lea Barletti und Werner Waas, ein Gastspiel seine Premiere beim Greizer Theaterherbst, und dieser konnte seinen Teilnehmern mit der kombinierten Poetry-Slam- und Graffiti-Werkstatt ebenfalls ein Novum anbieten.

Endgültig fällt der Vorhang des XXVI. Greizer Theaterherbstes eigentlich erst am Sonntag nach dem zweiten Auftritt der Schauspielwerkstatt für Kinder „Momo – oder die Zuhörer von Greiz“. Grundsätzlich gilt jedoch: Nach dem Festival ist vor den Festivals. Das ebenfalls vom Verein Greizer Theaterherbst organisierte Internationale Greizer JazzWerk #19 ist vom 17. bis 20. Mai 2018 geplant, der XXVII. Greizer Theaterherbst steht vom 14. bis 22. September 2018 im Kalender.

Karsten Schaarschmidt, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit @24.09.2017

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