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Greizer Gründerzeit-Villen im Fokus

Greizer Gründerzeit-Villen im Fokus

Dr. Gottfried Rudolf gilt als profunder Kenner der Gründerzeit-Architektur.

Gründerzeit-Villen und Häuser standen bei der Führung mit Dr. Gottfried Rudolf im Mittelpunkt – Greizer Geplauder ging in Runde #11

GREIZ. Das „Greizer Geplauder“ ging am Donnerstagabend in Runde #11. Ganz gleich, ob die Veranstaltungen bislang in einem Restaurant, einer Lounge, Event-Kneipe oder sogar in einem Reisebus stattfanden – die Ideen der Bürgerinitiative “Weil wir Greiz lieben” sind immer für eine Überraschung gut.

So auch am Donnerstagabend, als Moderator André Gottschalk eine Vielzahl Interessierter zu einem ganz besonderen Rundgang durch die Greizer Neustadt einlud. Die Gründerzeit in all ihren architektonischen Facetten stand im Fokus der Betrachtungen – erklärt und demonstriert von keinem Geringeren als dem Experten Dr. Gottfried Rudolf, der unter anderem durch seine Veröffentlichungen im Greizer Heimatkalender oder seine umfangreiche, reich bebilderte Webseite www.greiz-gruenderzeit.de auf sich aufmerksam macht.

Aufgewachsen in der Stadt Greiz, ging Dr. Gottfried Rudolf, geb. im Jahr 1940, 1958 zum Studium, hielt aber über die Jahrzehnte die Verbindung in die Schloss-und Residenzstadt aufrecht.
Schon als Kind habe er bemerkt, dass die Stadt reich mit Gründerzeit-Villen und-Häusern gesegnet ist. Vor zehn Jahren begann der studierte Psychologe, alle Gründerzeit-Typen zu erfassen, detailliert zu fotografieren und zu beschreiben.

Dass die Gründerzeit viele Stile vereine und doch zu einem ganz eigenen Stil avancierte, vermittelte Dr. Rudolf gleich zu Beginn der Führung, die auf dem Elsterplatz begann. Dem oft geäußerten Vorwurf, die Häuser seien “fassadenhaft”, also nur von vorn schön anzuschauen, gab der Experte bedingt Recht. “Ein Fünkchen Wahrheit steckt drin”, wie er anhand eines Gründerzeit-Hauses, das die Gruppe an der Rückseite beschaute, beweisen konnte.

Die Greizer Neustadt ist für Liebhaber dieser besonderen Architektur, die die Zeitspanne von 1870 bis 1910 umfasst, natürlich ein Eldorado. Zahlreiche wunderschöne Villen zeugen von dem Reichtum der Stadt Greiz um 1900, als die Textilindustrie in ihrer Entwicklung und Blüte den Höhepunkt erreicht hatte.

Die Villa Otto Albert sen., Kreuzung Wiesenstraße/Rosa-Luxemburg-Straße – den Greizern als “Humboldt-Club” bekannt und heute in Privatbesitz – mit den schönen Balkonen, schmiedeeisernen Geländern und Ziergiebeln wurde von Dr. Rudolf im Detail beschrieben. Ebenso die Villa Gustav Wagner, die erst jüngst einen neuen Besitzer gefunden hat. “Dieses Gebäude wird seiner Bezeichnung besonders gerecht. Eine Villa muss von vier Seiten begehbar sein”, erklärte Dr. Gottfried Rudolf.

Dass man in den letzten Jahrzehnten auch viele schöne Details rückbaute, zeigte der Experte anhand der Villa Carl Müller in der Rudolf-Breitscheid-Straße 56 auf, in der die Loggia aus Wohnraummangel zu DDR-Zeiten einfach zugemauert wurde. Doch Mietshäuser wurden auch mit Liebe und Fachwissen saniert und restauriert – dies konnte Dr. Rudolf an den beiden gegenüberliegenden Gebäuden beweisen. Der Gartenweg sei ein “besonders prägnanter Straßenzug”, auch das Gründerzeit-Ensemble Ecke Rudolf-Breitscheid-Straße/Nahmmacherstraße nannte der Experte als beachtenswert.

Der Rundgang endete in der Schilbachschen Villa, Gartenweg 2a, heute Gebäude des Medizinischen Versorgungszentrums MVZ Greizer Neustadt. Viele der Teilnehmer kamen zum ersten Mal in diese Villa und zeigten sich begeistert vom Interieur.

Nach einem Imbiss, den die fleißigen Hände der Bürgerinitiative “Weil wir Greiz lieben” vorbereitet hatten, lud Dr. Gottfried Rudolf zu einer abschließenden Präsentation in das Konferenzzimmer der Villa ein. Greiz biete weit mehr als das Obere und Untere Schloss sowie das Sommerpalais – dies untersetzte der Referent mit zahlreichen Bildbeispielen.

Der Gommlaer Reinhard Sell konnte das bestätigen: “Der Greizer Ortsverein der SPD initiierte eine Foto-Serie über Greiz und Umgebung, die in den letzten Monaten Stück für Stück aufgebaut wurde und noch fortgesetzt werden soll. Die bisher über 170 Schnappschüsse sollen dazu beitragen, Greiz bekannter zu machen. In Google.earth und – maps sieht man von Greiz überwiegend Schloss-Bilder. Beispielsweise die Greizer Neustadt war bisher äußerst unzureichend vertreten. Das war der Hauptgrund für uns, dies zu ändern. Siebzig unserer Fotos – allesamt mit Bildunterschriften versehen – befassen sich mit der wunderschönen Greizer Jugendstil- und vor allem Historismus-Architektur.“

Service: Hier der Link zur Webseite: https://www.google.de/search?q=%22Greizer+Ansichten+1%22+(Panoramio-Fotos)+&ie=utf-8&oe=utf-8&client=firefox-b&gfe_rd=cr&ei=yqScV5yrGsuF8QfBn4_YCw

Auf diesem Weg bedankt sich die Bürgerinitiative Greiz bei Dr. Gottfried Rudolf für seine überaus interessanten Ausführungen und die große Geduld, alle gestellten Fragen detailliert zu beantworten – und zudem bei Gunter Stöhrl, der es dem Verein ermöglichte, die Veranstaltung in diesem historischen Gebäude zu organisieren.

Antje-Gesine Marsch @30.07.2016

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