Fünf Jahre kommunales Jobcenter GreizDer Leiter des kommunalen Jobcenters Greiz, Dr. Horst Gerber (M.) zieht Bilanz zum fünfjährigen Bestehen. Links der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera, Ralph Burghart; rechts Angelika Bernhardt.

Im Pressegespräch mit Landrätin, Geschäftsführer der Arbeitsagentur und Leiter des Jobcenters stand das Thema „Fünf Jahre komunales Jobcenter“ im Fokus der Betrachtung

GREIZ. Mit Jahresbeginn 2012 übernahm der Landkreis Greiz mit dem kommunalen Jobcenter die Verantwortung für die Betreuung Langzeitarbeitsloser nach SGB II. „Die Idee stammte von mir, sie wurde von guten Leuten umgesetzt“, resümierte am Montagnachmittag Landrätin Martina Schweinsburg (CDU) – auf fünf Jahre des Bestehens zurückblickend.

Mit der Übernahme zählte Greiz zu den vier Optionskommunen Thüringens, die die Betreuung Langzeitarbeitsloser nach SGB II komplett in die eigenen Hände nahmen. Menschen in Beschäftigung zu integrieren – vor allem Jugendliche – diesem Ziel fühlen sich Jobcenter und Arbeitsagentur mit aller Kraft verpflichtet, wie der Leiter des kommunales Jobcenters, Dr. Horst Gerber betonte.
Das Konzept, nicht nur zu verwalten, sondern Vorgänge selbst zu gestalten und in die Hand zu nehmen, habe sich bestens bewährt, so Frau Schweinsburg zusammenfassend. „Es war genau die richtige Entscheidung – die Bürger haben das Recht, dass ihnen geholfen wird.“ Auf die vorgelegten Zahlen sei sie „stolz“. So habe sich der Landkreis Greiz vom „ehemaligen Armenhaus Ostthüringens“ herausgemachtt, was nicht nur der Demografie geschuldet sei.

Der Start des Jobcenters in die kommunale Trägerschaft erfolgte zum 1. Januar 2012 mit 144 Mitarbeitern, ruft Dr. Gerber in Erinnerung zurück. Ab Juli 2012 führte man die elektronische Aktenführung ein; die internetbasierte Jobbörse baute man ab 2013 auf. Heute sind im Jobcenter 138 Beschäftigte zu verzeichnen. Trotz hoher Verringerung der Arbeitslosenzahl sei dies erforderlich, weil die Standards ständig erhöht werden, begründete dies Frau Schweinsburg.

„Das Jahresbudget des Jobcenters betrug im Jahr 2016 rund 16,8 Mio. Euro Hilfe zum Lebensunterhalt, etwa 8,2 Mio. Euro Kosten der Unterkunft, rund 6,5 Mio. Euro SV-Beiträge und 4,2 Mio. Euro Eingliederungshilfe“, nannte Dr. Horst Gerber auch einige Zahlen.
3.697 Bedarfsgemeinschaften im Dezember 2016 stehen 3.948 im Vorjahr gegenüber – das entspricht einem Rückgang von 6,4 Prozent.
6.390 Personen waren in Bedarfsgemeinschaften ausgewiesen – davon 4.595 erwerbsfähige Leistungsberechtigte – 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr. 278 davon sind Ausländer; 2015 waren dies noch 124.
Etwa 1.000 erwerbsfähige Leistungsberechtigte wurden im Jahr 2016 in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungen vermittelt – 2015 waren es 1.256.
Dass die Vermittlung seit September 2016 stagniere, verschwieg der Jobcenter-Leiter nicht: „Viele Vorstellungen von Arbeitssuchenden passen nicht mit den Bedarfen in der Region zusammen.“
Wichtig für Dr. Gerber ist die Nachhaltigkeitsquote von 69 Prozent. Vor allem Jugendliche in Arbeit zu bringen, sei erklärter Schwerpunkt und stehe auf der Agenda des Jobcenters ganz oben: „Darauf liegt unser Hauptaugenmerk.“
Dabei sei man flexibel – bei entsprechenden Bedarfen würden Maßnahmen auch „mal gestrickt“. Etwas enttäuscht zeigte sich Dr. Gerber darüber, dass seitens der Arbeitsgeber manche Angebote nicht genutzt würden, etwa die „Patenschaften“, die durch Bezuschussung ermöglichen, dass sich ein Altgeselle um einen jungen, neuen Mitarbeiter intensiv kümmern könne.

Derzeit weist der Landkreis Greiz eine Arbeitslosenquote von 6,7 Prozent aus; das entspreche dem Thüringer Landesniveau, wie der Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera, Ralph Burghart ausführte. Dabei sei im Langfristtrend die Arbeitslosigkeit um fast 50 Prozent gesunken. Waren im Jahr 2010 noch fast 6000 Arbeitslose zu verzeichnen, gab es im Dezember noch 3152.
20.000 Bürger suchten im Jahr in der Agentur Beratung: 9.783 Arbeitslosen-Zugängen stehen dabei 10.282 Abgängen gegenüber – also Menschen, die eine neue Arbeit fanden.

Dabei sprach Herr Burghart dem Jobcenter Greiz ein Lob für die gute Zusammenarbeit aus. „Wir blicken auf Zahlen, die Mut machen, aber auch weiterhin herausfordern.“ Dass die Tendenz, Jugendliche und Langzeitarbeitslose in Arbeit zu bringen positiv sei, basiere vor allem auf der guten Kooperation zwischen der Agentur für Arbeit, dem Jobcenter und dem Landratsamt Greiz, so Ralph Burghart.
Positiv sei zudem, dass Arbeitgeber mehr Stellen melden und diese vor Ort propagieren würden. Auch das Projekt „Partnerschaft Schule-Wirtschaft – Perspektive für unsere Jugend in der Heimat“ sei bereits seit zehn Jahren auf Erfolgskurs.

Antje-Gesine Marsch @17.01.2017