DGB besorgt über verfestigte Armut im Landkreis Greiz

Kreisvorsitzende Zipfel kritisiert Hartz-IV-Praxis scharf
GREIZ. Im Landkreis Greiz liegt das Risiko, von Hartz IV betroffen zu sein, klar über dem Bundesdurchschnitt.
Ende 2012 waren 9,1 % der erwerbsfähigen Menschen im Landkreis Greiz auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das sogenannte Eintrittsrisiko lag bei 3,1 %, d.h.innerhalb eines Jahres rutschten rund 3 von 100 erwerbsfähigen Personen in Hartz IV ab. Im Vergleich mit ähnlich strukturierten städtischen Kreisen“ bezogen mehr Einwohner_innen des Kreises Greiz Hartz-IV als im Bundesdurchschnitt.
Eine aktuelle DGB-Auswertung von Zahlen der Bundesagentur aus dem Dezember 2012 ermöglicht erstmals einen differenzierten Blick auf die Hartz-IV-Situation im Landkreis Greiz. 72% der ALG-II-Empfänger_innen befinden sich im Langzeitbezug, d.h. sie waren in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate auf Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen. Die Hälfte der Leistungsempfänger_innen bekommt seit 4 Jahren oder länger Hartz IV. Die Lebenssituation Betroffener wird immer belastender, je länger der Leistungsbezug andauert. Notwendige Anschaffungen können nicht mehr getätigt, kleinster Luxus“ wie ein Eis zwischendurch nicht mehr bezahlt werden. Auf der anderen Seite sinkt mit längerer Hilfebedürftigkeit die Wahrscheinlichkeit, wieder ein Einkommen zu erreichen, das die eigenständige Existenzsicherung ermöglicht. So waren 50% derer, die 2012 den Hilfebezug beenden konnten, vorher weniger als 1 Jahr auf Hartz-IV angewiesen. 30% waren vorher zwischen 1 und 4 Jahren hilfebedürftig, 20% waren es mehr als 4 Jahre. Die Zahlen zeigen, dass die Mehrheit der Hartz-IV-Bezieher_innen dauerhaft arm ist. Das System hilft den meisten Leistungsbezieher_innen nicht, ihre Bedürftigkeit mittelfristig zu überwinden. Stattdessen trägt es zur Verfestigung von Armut bei“, kritisiert die Greizer DGB Vorsitzende Ines Zipfel mit deutlichen Worten.
Die Hilfebedürftigkeit betrifft bei weitem nicht nur Arbeitslose. Viele Hartz-IV-Bezieher_innen gehen einer Beschäftigung nach, die durch niedrige Löhne bzw. eine geringe Stundenzahl nicht existenzsichernd und sehr prekär ist oder befinden sich in Fördermaßnahmen. Das Aufstocken subventioniert Unternehmen, die erbärmlich zahlen und führt zugleich dazu, dass existenzsichernde Beschäftigung weniger angeboten wird. Angesichts der Situation fordert der DGB das Jobcenter und den Landkreis zu mehr Anstrengungen zur Vermeidung und zum Abbau von Langzeitbezug auf. Neben professioneller Betreuung müssen die möglichen Stabilisierungs-, Unterstützungs- und Eingliederungsmaßnahmen stärker am Ziel der Nachhaltigkeit und an der Realität ausgerichtet werden. Zudem müssen die sozialintegrativen Maßnahmen des Kreises wie Schuldnerberatung sowie abschlussorientierte Qualifizierungen ausgebaut werden. Durch die Kürzung der Arbeitsförderung in den vergangenen Jahren haben sich die Chancen für Hartz-IV-Empfänger€€”innen massiv verschlechtert. Die Arbeitsförderung muss wieder ausgebaut werden und gleichzeitig müssen Arbeitgeber endlich ordentlich bezahlen, meint Zipfel, die auch Mitglied in Jobcenter-Beirat ist abschließend.

DGB besorgt über verfestigte Armut im Landkreis Greiz
Hartz-IV-Risiko Erwerbstätiger und Langzeitbezug in Greiz im Vergleich zu städtischen Kreisen
Quelle: DGB

Pressemitteilung DGB Gera @29.11.2013

Von Leserpost