Marvin Siebdrath einmal unter Wert geschlagen und einmal ins Aus befördert
Zur dritten Saisonstation der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) ging es am vergangenen Wochenende ins grenznahe nordtschechische Most, sodass auch das Team Yamaha Racing by M32 von Max Enderlein zu einem zumindest „Semi-Heimrennen“ kam. In der Top-Klasse IDM Superbike fuhr der selbst fahrende Teamchef in beiden Rennen in die Punkte und schaffte dabei im zweiten Lauf als Elfter sein bestes Saison- respektive bestes IDM-Superbike-Ergebnis. Einen elften Platz fuhr auch Marvin Siebdrath in der Klasse IDM Supersport ein, doch im zweiten blieb er schuldlos ohne Punkte.
Das Autodrom Most in Nordböhmen ist nicht zuletzt auf Grund seiner Nähe zum Sachsenring bei vielen Fahrern der Region sehr beliebt und wird gern genutzt. Am vergangenen Wochenende stand dort nun der dritte Lauf zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) auf dem Programm, zu dem der noch ziemlich frische IDM-Superbiker Max Enderlein und sein Teamkollege im eigenen Team Yamaha Racing by M32, Marvin Siebdrath, mit einer gewissen Vorfreude reisten. Wenngleich der Ertrag nicht ganz mit den Erwartungen Schritt halten konnte, überwogen am Ende die positiven Eindrücke und Erkenntnisse.
Im ersten Rennen der IDM Superbike kurz vor Sonntag-Mittag fuhr Max Enderlein trotz einiger Turbulenzen als 16. über den Zielstrich. Da vor ihm ein nichtpunktberechtigter Gaststarter ins Ziel kam, durfte er sich über zumindest einen weiteren Meisterschaftspunkt (bis Platz 15) freuen.
Im zweiten Lauf ging bei ihm zwar auch nicht alles glatt, doch konnte er sich diesmal um vier Plätze steigern und sich somit über sein bisher bestes Saison-Ergebnis, für den Aufsteiger aus der IDM Supersport gleichbedeutend mit seinem besten Ergebnis in der IDM-Königsklasse, freuen.
Dabei wäre in beiden Rennen mehr drin gewesen, denn nach den drei Freien Trainings ließ sich der 27-jährige Hohenstein-Ernstthaler auf dem achten Platz der kumulierten Zeitenliste notieren. Dazu sagte er später: „Mit dem Freitag bin ich sehr zufrieden gewesen, denn ich konnte da eine gute Pace an den Tag legen und war mit meinen Rundenzeiten echt happy. Am Samstag stockte es allerdings etwas und ich konnte mich nicht weiter verbessern, die direkten Gegner hingegen schon. Nachdem ich am Freitag schon 1:33,9 gefahren war, dachte ich, dass noch ein Schritt möglich wäre. Ich habe mich aber leider ziemlich schwer getan und den Einzug in das Q2 nicht geschafft.“
Von Samstag auf Sonntag wurde das Motorrad dann komplett umgekrempelt und erstmals wirklich an der Geometrie des Bikes gearbeitet. „Letzten Endes haben wir den Sonntag dann mehr als Test gesehen, weil wir gemerkt haben, dass ich mit dem Motorrad, so wie es bisher abgestimmt war, nicht weiter komme, weil ich zu sehr damit kämpfen musste“, erklärte der dreifache IDM-Supersport-Meister der Jahre 2018, 2019 und 2022.
Das erste Rennen ließ er dann mit folgenden Worten Revue passieren: „Da habe ich mich in der Anfangsphase zwei Mal Ende Start-Ziel vertan und musste geradeaus in den Notausgang, was letztendlich eine viel bessere Platzierung als Platz 16 vereitelt hat. Ansonsten war das Rennen gut, doch wenn man gleich außerhalb der Top-20 liegt, ist das im Prinzip schon gelaufen. Allerdings muss ich sagen, dass ich an und für sich ein gutes Rennen gefahren bin. Ich hatte eine gute Pace und konnte noch ein paar Fahrer überholen.“
In der Anfangsphase des zweiten Rennens hatte er eine ähnliche Situation wie im ersten, zwar diesmal ohne die zwei riesigen Patzer, aber wieder mit einer schlechten ersten Runde. „Erneut lag ich um Platz 20, aber die ersten Runden habe ich schnellere Schritte als im ersten Lauf gemacht. Dann war die nächste Lücke vor mir allerdings zu groß, um vielleicht noch auf Platz acht oder neun vorzukommen. Aber Platz elf war trotzdem mein bisher bestes Saisonergebnis“, hielt er dazu fest.
Die Platzierung im zweiten Lauf war okay, doch insgesamt entspricht auch diese noch nicht ganz seinen Vorstellungen. Um diesen noch näher zu kommen weiß Max Enderlein: „Wir haben jetzt noch ein bisschen Arbeit vor uns und werden weiter an unserem Grund-Setup arbeiten. Aber wir haben in Most einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht.“
In der IDM Supersport vertritt Marvin Siebdrath die Farben des Teams Yamaha Racing by M32. Er reiste nach seinem ersten IDM-Supersport-Podestplatz zuletzt in Oschersleben gestärkt in unser südöstliches Nachbarland. Der 20-jährige Wildenfelser begann seine Ausführungen zum vergangenen Rennwochenende mit folgenden Worten: „Ich hatte mich sehr auf Most gefreut, weil ich die Strecke ganz cool finde. Sie ist ziemlich anspruchsvoll, weil es ein paar knifflige Stellen und einige Bodenwellen gibt.“
Der reine Trainingsfreitag hatte mit Platz drei in den freien Trainings für ihn sehr gut begonnen. „Ich habe mich auf dem Motorrad mit dem gleichen Stand von Oschersleben echt gut gefühlt. Für Samstag haben wir trotzdem eine kleine Änderung fürs Vorderrad vorgenommen, um einfach noch ein bisschen mehr Stabilität zu bekommen. Das hat gut funktioniert und mit P6, bzw. P5 ohne den Gaststarter aus der WM, im ersten Qualifying war ich sehr zufrieden. Ich wusste aber, dass ich noch schneller konnte, habe es nur nicht richtig auf die Strecke gebracht.“
Bei noch besseren äußeren Bedingungen beim zweiten Qualifying purzelten die Zeiten bei durchweg allen Fahrern, außer bei einem – Marvin Siebdrath, was dieser so erklärte: „Im zweiten Zeittraining wollte ich noch einmal angreifen, wurde aber durch eine schleifende Kupplung ausgebremst. Somit war es nicht möglich, meine Zeit aus dem ersten Qualifying zu verbessern, was sehr ärgerlich war. Am Ende war es so nur der zehnte Startplatz.“
Diesen zu verbessern, war natürlich der Plan fürs erste Rennen am Samstag-Nachmittag, doch es kam anders. „Mein Start im ersten Rennen war okay. Es war kein guter Start, aber auch kein extrem schlechter. Mein größeres Problem waren dann die Rangeleien in der ersten Kurve, wo einer unmittelbar vor mir stürzte und ich fast komplett anhalten musste. Ich bin dann nur als 15. aus der ersten Runde gekommen, da war der Zug eigentlich schon abgefahren. Ich konnte mich dann zwar noch bis auf Platz elf vor arbeiten, aber die Lücken nach weiter vorn zu schließen, war einfach nicht mehr möglich. Das war ärgerlich, denn ich hätte die Pace für die Top-5 gehabt. Aber wie gesagt, das Chaos in der Startkurve hat mein Rennen praktisch ruiniert“, erklärte er seinen Unmut über sein unbefriedigendes Resultat.
Am Sonntag hatte er dann sogar noch größeres Pech. Schon in der dritten Runde wurde er vom zweiten Sachsen im Feld, seinem Fahrerlager-Kumpel Lennox Lehmann aus Dresden, auf Platz sechs liegend, unbeabsichtigt weil mutmaßlich von einem technischen Defekt ausgelöst, aus dem Rennen gekegelt. „Im Warm up war ich mit alten Reifen schneller als am Samstag im Qualifying. Im Rennen hatte ich einen ziemlich guten Start und konnte in der ersten Rennrunde gleich mal drei Plätze gutmachen. In Runde zwei war ich schon Sechster mit Anschluss an die Podiumsplatzierungen und habe mich extrem stark gefühlt. Dann hat mich Lennox leider abgeräumt, wofür er aber wohl nichts konnte“, seufzte er anschließend.
„Am Freitag hatte es sehr gut angefangen, doch ab Samstag-Mittag hatte ich viel Pech, was mich sehr ärgert. Trotzdem nehmen wir das Positive mit, denn der Speed ist absolut da. Wir können um die Podiumsplatzierungen kämpfen und sind voll konkurrenzfähig“, lautete Marvin Siebdraths persönliches Resümee, zu welchem Max Enderlein in seiner Funktion als Teamchef anfügte: „Es war natürlich super ärgerlich, dass Marvin im zweiten Rennen nicht zeigen konnte, was er drauf hat. Leider hat er im ersten Rennen Probleme gehabt, sich in den ersten Runden gleich gut zu etablieren und hat da enorm verloren. Das ist auf jeden Fall ein Thema, an dem wir arbeiten müssen. Im zweiten Rennen hat er es besser gemacht, aber dann kam leider der Ausfall, für den er nichts konnte. Er hat aber wieder gezeigt, dass er in der Klasse einer der Top-Piloten ist. Wir werden weiter hart arbeiten und uns beim nächsten Rennen gut präsentieren.“
Der nächste IDM-Lauf 2024 ist jener vom 26. bis 28. Juli auf dem Schleizer Dreieck im Osten Thüringens, womit er ebenfalls eine Art Heimrennen für Max Enderlein und Marvin Siebdrath darstellt.