1. Schürzenball 2014 der Greizer Faschingsgesellschaft GFGPeter Heckel, Vizepräsident der Greizer Faschingsgesellschaft (M.) gemeinsam mit Brauerei-Chef Thomas Schäfer (l.) und WERTBAU-Chef Rainer Taig. Die beiden Sponsoren wurden zum Ehrenmitglied der GFG ernannt.

Mitreißendes Programm begeistert in der Kurt-Rödel-Halle

GREIZ. Mit einem mitreißenden zweistündigen Programm begeisterte die Greizer Faschingsgesellschaft GFG zum 1. Schürzenball am Samstagabend in der vollen Kurt-Rödel-Halle die Gäste. Natürlich bietet das Motto der 37. Saison „Wodka, Moskau, russisch Roulette – wir feiern Fasching auf Greizer Parkett“ genügend Raum für Klischees, doch die Greizer Narren verstanden es ausgezeichnet, das Thema mit Lokalkolorit zu spicken und – wie es in dem Tanztitel „Folklore sucht Pop“ hieß – Traditionelles und Modernes zu verbinden. Vizepräsident Peter Heckel, der die Gäste in sowjetischer Uniform und perfektem Russisch (gelernt ist gelernt..) begrüßte, verzichtete dennoch auf eine weitere Moderation in der Landessprache, da sich die anwesende jüngere Generation der Fremdlaute eher unkundig zeigte. Dass der Schürzenball Frauensache ist, daran ließ Prinzessin Ramona II. keinen Zweifel, auch wenn sich Prinz Uwe II, wie Zar Alexander fühlte. Eine besondere Ehre wurde zu Beginn Thomas Schäfer, Chef der Vereinsbrauerei Greiz und Rainer Taig, Chef der WERTBAU GmbH zuteil, die die Greizer Faschingsgesellschaft seit vielen Jahren unterstützen: GFG-Präsidentin Yvonne Schwabe verlieh den beiden Sponsoren die Ehrenmitgliedschaft der GFG. Mit einer Medaille des Landesverbandes der Thüringer Karnevalvereine wurden zudem Albrecht Schmidt und Thomas Lämmer ausgezeichnet, die seit Jahren die technisch-musikalische Umsetzung der Faschingsveranstaltungen übernehmen.

Mit Grazie und Schwung präsentierte die Garde den neuen Gardetanz; zuvor hatte die Kindergarde für Begeisterung gesorgt. Von vielen erwartet wurde der Auftritt von Liesbeth, zum ersten Mal ohne Klatschfreundin Meda, die im fernen Sotschi weilte. Dass Liesbeth mit scharfer Zunge agiert, ist schon fast ein Klassiker. Dabei bekam nicht nur der russische Staatschef Putin sein Fett weg, der 42 Milliarden für die Olympiade, aber keinen Cent für einen Abhör-Lehrgang bei der NSA übrig hat. Park-Kater Fritzi, dessen Unterschlupf abhanden kam, wurde auch in der Kurt-Rödel-Halle gesichtet. Hier biste verkehrt, wies Liesbeth dem Stubentiger den Weg den Berg nach Pohlitz: Asylanten kommen drüben auf dem ander“n Berg unter. Auch die neue Bundesregierung musste herhalten, besonders Verteidigungsministerin von der Leyen, von Liesbeth liebevoll Flinten-Uschi genannt. Die Chefin einer familienfreundlichen Armee werde ins Auge fassen, nur noch Teilzeitkriege zu führen, ab 2025 nur noch in benachbarten Ländern, damit die Soldaten abends bei ihren Familien sein können. Wenn dann im Jahr 2030 alle radikalen Islamisten auf deutschem Boden wohnen würden, könnten die Soldaten schließlich ihre Arbeit mit nach Hause nehmen.

Was wäre ein russisch thematisierter Fasching ohne die Nussknacker-Suite von Peter Tschaikowski? Die Frauen des Elferrates wussten sich Rat und entführten tänzerisch in die fantasievolle Welt der Träume. Der Showtanz der Garde war dem Abenteuer Weltraum gewidmet, das die Mädchen kreativ darboten, selbst als sich ein Teil der Dekoration verselbständigte. Der Iwan kommt hieß es in der umjubelten Aufführung des Männerballetts der GFG. Begeisterten die Mannen zunächst als inbrünstig singende Don Kosaken, war es dann der (fast) perfekte Kasatschok mit der Aufforderung Iwan, trink nicht so viel Wodka!, der die Gäste zum Toben brachte.

Der Sketch der Ostbirnen war dem Tag danach gewidmet, als sich die Zecher des Vortages in der Arztpraxis von Dr. Popowitsch wiederfinden und laut ihren Gedanken nachgehen. Die Pussy Riots ließen grüßen, als Schwester Bianca mit ihren Brothers die Bühne enterte. Krachender Metal-Rock in Symbiose mit der russischen Nationalhymne der Saal bebte. Die Tütüs standen in nichts nach; extra aus dem Bolschoi Theater eingeflogen, präsentierten sie nicht nur Schwanensee sondern auch den Gangnam Style. Die GFG hatte in ihr tolles Programm auch zwei Gastbeiträge aufgenommen. Etwas seicht kamen die Hammermichel-Buben die Helden des Elstertals – zu Beginn daher, die trotz großer Bemühungen nicht schafften, den Funken zum Publikum überspringen zu lassen. Anders dagegen die Jump You Style-Crew aus Weida, die für die erste Zugabe des Abends gesorgt hatte. Mit atemberaubender Körperbeherrschung, perfekter Inszenierung und Choreografie brachten sie den Saal zum Kochen. Bei all der ausgelassenen Stimmung fast unglaublich, dass sogar ein paar kleine Tränen rollten: Nach dem Auftritt der Tütüs machte Lisa (im Anzug) ihrem Andy (im rosa Spitzenkleid) auf der Bühne einen Heiratsantrag. Vor sieben Jahren hatte sich das Paar beim Schürzenball kennengelernt. Andy war völlig überwältigt, brachte aber das Ja trotzdem heraus.

Chapeau vor der Greizer Faschingsgesellschaft, die mit Witz, Ideen, tänzerischer Vielfalt und vor allem einer großen Portion Humor diesen Abend gestaltete. Der 2. Schürzenball findet am kommenden Samstag an gleicher Stelle statt. Da spielen die Bajuwaren, nachdem zum 1. Schürzenball die Band Swagger für den nötigen Rhythmus sorgte.

Antje-Gesine Marsch @24.02.2014