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Psychische Gewalt in den Mittelpunkt gerückt

Psychische Gewalt in den Mittelpunkt gerückt

Das Plakat "25 Jahre Kinderrechte" präsentieren v.l. Sandra Loch und Nina Hamel von der Diako Mitteldeutschland und Monika Zirk vom Kinder-und Jugendschutzdienst des Diakonievereins "Carolinenfeld".

Kinder-und Jugendschutzdienst des Diakonievereins Carolinenfeld und die Ehe-und Familienberatungsstelle der Diako machen auf den 30. April, den Tag der gewaltfreien Erziehung aufmerksam

GREIZ. Gewalt hat viel Gesichter – neben physischer gibt es auch die psychische Gewalt. Diese soll am Tag der gewaltfreien Erziehung, der alljährlich am 30. April stattfindet, in den Fokus gerückt werden. Das erklärten Monika Zirk vom Kinder-und Jugendschutzdienst des Diakonievereins Carolinenfeld sowie Sandra Loch und Nina Hamel von der Ehe-und Familienberatungsstelle der Diako Gemeinnützigen Gesellschaft für soziale Dienste mbH in einem gemeinsamen Gespräch. „Auch wenn wir verschiedenen Trägern angehören – es geht um die Kinder“, zeigen die Frauen die Einheit auch nach außen.
Dabei treibt die Frauen eine Sorge um: Die Zahl der psychisch kranken Kinder ist gestiegen. Zum einen sei die Hemmschwelle gesunken, sich professionelle Hilfe zu suchen, zum anderen gibt es erhöhte Bedarfe, zeigt sich Monika Zirk überzeugt.
Die Familie nehme in der Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert ein – doch was macht ein Kind, wenn es Probleme hat? Wo kann es sich hinwenden? Oft sei es „unbewusste Gewalt“, vor allem auch im verbalen Bereich, die die Kinder erleben, gerade bei Trennung oder Scheidung der Eltern. „Das wirkt sich auf die kleine Kinderseele aus“, wie Sandra Loch aus vielfältigen Erfahrungen weiß. „Es ist die innere Zerissenheit – die Kinder können das Problem nicht lösen; oft kommt es zum Loyalitätskonflikt“, ergänzt Nina Hamel. „Mehr für das Thema psychische Gewalt zu sensibilisieren“, sei der erklärte Anspruch, so die Beraterinnen.
Zwar gebe es seit 17 Jahren ein gesetzlich verankertes Recht auf gewaltfreie Erziehung, doch sei diese noch nicht selbstverständlich. Obwohl mit dem Gesetz zur Ächtung von Gewalt schon einiges erreicht wurde, seien Kinder und Jugendliche weiterhin von Gewalt und Vernachlässigung betroffen. „Schläge und seelische Gewalt sind kein Kavaliersdelikt“ wie Monika Zirk betont.

Alljährlich wird am 30. April mit dem Tag der gewaltfreien Erziehung auf dieses Thema besonders aufmerksam gemacht. Der größte Teil der Gesellschaft sei mit der Idee einer gewaltfreien Erziehung durchaus einverstanden. Relativiere man allerdings den Begriff „Gewalt“ gehört mehr dazu – körperliche Bestrafung, psychische Gewalt, Vernachlässigung bis hin zu sexuellen Übergriffen. „Oft geben sich die Kinder selbst daran die Schuld“, wissen die Mitarbeiterinnen. Das Wichtigste bei ihrem Dienst sei immer gewesen, die Kinder aus der Opferrolle herauszunehmen. Oft erleben sie allerdings, dass sich Kinder mit Gewalt sogar arrangiert hätten und sich im Zwiespalt befänden: Schließlich seien es die Eltern, die man liebe und von denen man Gewalt oder emotionale Vernachlässigung erfahre. „Die Kinder haben das Gefühl, nichts wert zu sein und wissen gar nicht, dass ihnen Unrecht geschieht“, so Monika Zirk. Trennungen und Scheidungen seien dabei nicht selten ein Auslöser, wobei die „Spirale der Gewalt“ durch alle Bevölkerungsschichten gehe.

Für den Aktionstag wollen die drei Frauen besonders sensibilisieren: „Natürlich wäre uns am liebsten, alle 365 Tage des Jahres gebe es die gewaltfreie Erziehung“, wie sie einhellig versichern. Wer Hilfe, Unterstützung oder Beratung benötige, für den gebe es eine Vielzahl von Möglichkeiten, bieten Monika Zirk, Sandra Loch und Nina Hamel an.

Kommentar:
Am 1. Juli jährt sich der Gründungstag der „Insel“, wie der Dienst der Diakonie heißt, zum dreiundzwanzigsten Mal. Am schönsten wäre es natürlich, müsste es diese nicht geben. Das würde heißen, es gebe keinen Kummer von Kindern, keinen Missbrauch, keine Gewalt und kein Leid der Seelen in kleinen Menschen. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: die Zahl sexueller Missbräuche steigt; die Kinder sind mehr und mehr traumatisiert. „Es muss zu einer Selbstverständlichkeit werden, Kindern kein Leid anzutun – weder physisch noch psychisch“, unterstreichen die engagierten Beraterinnen mit Nachdruck. Nicht nur an diesem 30. April.

Antje-Gesine Marsch @29.04.2017

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