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Beim jedem zu fällenden Baum blutet mir das Herz

Parkverwalter des Fürstlich Greizer Parks, Rainer Harloff

Seit Juni ist Rainer Harloff der neue Verwalter des Fürstlich Greizer Parks – Hochwasserbeseitigungsarbeiten stehen ganz oben auf seiner Agenda

GREIZ. Wenn Rainer Harloff vom Fürstlich Greizer Park spricht, leuchten seine Augen. „Eine wunderschöne Anlage – vor allem, weil sie die Elemente eines historisch barocken Lustgartens und eines Landschaftsparks mit gepflegten Wiesen, artenreichen Baumgruppen und wunderbaren Sichtachsen vereint.“ Seit Juni dieses Jahres ist der 45-Jährige als Parkverwalter tätig. Zunächst befristet bis September 2016, da endet die Elternzeit von Anja Riemann.
Der in Berlin, in einem „naturnahen Umfeld“ geborene Harloff begeisterte sich bereits von frühester Kindheit an für die Natur in all ihren Facetten. So reifte in ihm auch der Wunsch, Gärtner zu werden. Die Lehre als Garten-und Landschaftsbauer schloss er erfolgreich ab und fungierte fünfzehn Jahre lang als Teamleiter in Reinfeld (Holstein). Von 2011 bis 2014 hatte er die Stelle des Leiters der Stadtgärtnerei im thüringischen Neustadt/Orla inne, die allerdings Ende vergangenen Jahres aufgelöst wurde. Bei der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten bewarb sich Rainer Harloff auf die Stelle eines Landschaftspflegers. „Ich konnte zudem mit einem reichen Erfahrungsschatz im Umgang mit Bäumen verweisen“, wie er betont. Da durch die Elternzeit von Anja Riemann auch die Stelle des Greizer Parkverwalters vakant war, habe man ihn gefragt, ob er die Leitung des Parks übernehmen könne. „Eine große, aber auch herausfordernde Aufgabe“, beschreibt der engagierte Mann die Tätigkeit, die er wenig später „mit allem Drum und Dran“ übernahm. Ein „Schreibtisch-Mensch“ sei er wahrlich nicht; wohl wissend, dass man als Leiter des Parks auch viele Organisations-, schriftliche und eine Menge telefonischer Arbeiten zu erledigen hat. Er wolle „sichtbar“ sein, mittun und gemeinsam mit seinem Team im Park wirken. Deshalb sei er „zur einen Hälfte Leiter und zur anderen auch ganz normaler Mitarbeiter“, so Harloff voller Überzeugung. Was ihn besonders freut: „Ich traf hier in Greiz auf ein sehr engagiertes und qualifiziertes Team, das für den Park brennt. Darauf bin ich sehr stolz.“ In den nächsten Monaten stehen – neben den täglichen Arbeiten in den Anlagen und dem Gewächshaus – vor allem Hochwasserbeseitigungsmaßnahmen im Fokus. „Die Flut des Jahres 2013 ist noch an vielen Stellen des Parks sichtbar“, wie der Parkverwalter weiß. So müssen beispielsweise im Pinetum zahlreiche Lärchen gefällt werden, deren Vitalzustand extrem schlecht ist. „Diese Entscheidung ist unumgänglich, dennoch blutet mir bei jedem zu fällenden Baum das Herz“, gesteht der Fachmann. Bäume, die oft viele Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte wuchsen, seien ein „unwiderbringlicher Schatz“.
Auch rund 400 Meter Weg müssen in diesem Zuge neu gebaut werden, wobei Rainer Harloff auf eine gute Zusammenarbeit mit den ausführenden Firmen hofft. „Die Beseitigung der Hochwasserschäden sehe ich als vordringliche Aufgabe“, so der Parkverwalter, der im Jahr 2017 diese abgeschlossen wissen möchte. Auch im Areal der Seufzerallee, dem Dammweg in Richtung Luftbrücke und der Lindenallee am Eingang des Parks sind Arbeiten geplant, wobei letztere erst nach wichtigen Entscheidungen der TLUG ins Auge gefasst werden können.
Auf den Monat September freut sich Rainer Harloff bereits. Da wird man mit dem Neubau eines Weges nach historischem Vorbild beginnen, wie er im Plan von Rudolf Reineken festgeschrieben wurde. Nach zahlreichen Recherchen in geschichtlichem Material und beginnenden Grabungen habe man herausgefunden, dass die Wege im Fürstlich Greizer Park nicht wie angenommen in rötlichem Ton, sondern in einer markanten gelben Gesteinsfärbung angelegt wurden. Auf alten Rechnungen des Parkarchivs fand man viele Informationen dazu. „Diese ’schlesische Wegedecke‘, die im Steinbruch Melaune abgebaut wird, fand bereits im Schloss Sanssouci oder Park Muskau seine Verwendung“, wie Rainer Harloff weiß. Erklärtes Ziel ist, dass der Wegebau des gesamten Greizer Parks nach diesem historischen Vorbild seine Fortsetzung findet.

Antje-Gesine Marsch @19.08.2015

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