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Erste Baumaßnahmen im Sonderinvestitionsprogramm der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten laufen an

Burg Weißensee

Runneburg Weissensee

Burg Weißensee, Foto STSG, Ralf Nikolai

In diesen Wochen laufen die ersten sichtbaren Baumaßnahmen im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) an. So haben im Frühjahr die Werkstattarbeiten für die Fenstersanierung auf Schloss Sondershausen begonnen, an den beiden Burgruinen Ehrenstein und Bad Liebenstein werden gerade die Baustellen eingerichtet. Auch auf Schloss Altenstein beginnen demnächst die ersten Bauarbeiten. Viele weitere Projekte befinden sich im Planungsvorlauf, einige davon stehen in den Startlöchern zum Bauen. Das SIP I hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro und wird jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen finanziert.

Im Rahmen des SIP I werden rund 40.000 Quadratmeter Geschossfläche in 13 Kulturdenkmalen saniert, also etwa zehn Fußballfelder voller Denkmalsubstanz. Zusätzlich sind knapp 12.000 Quadratmeter Dachflächen zu sanieren, das entspricht dem Dach des Kölner Doms. Außerdem werden 5.500 Quadratmeter Natursteinmauerwerk saniert, Teilabschnitte davon sind zwölf Meter hoch. Rund 200 Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen untersuchen und planen derzeit die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen, die in 23 Einzelprojekte aufgeteilt sind. Oftmals handelt es sich dabei um die erste konstruktive Gesamtbetrachtung der Baudenkmale seit ihrer Errichtung. Zudem werden vielerorts die Nutzungsbedingungen für Schlossmuseen, Musikschulen, Archive und andere Institutionen verbessert. Im Rahmen nationaler und teils europaweiter Ausschreibungen wurden über 100 Aus-wahlverfahren für Planer durchgeführt, dabei konnten sich zu rund 80 Prozent Thüringer Büros durchsetzen.

Thüringens Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff betont die Bedeutung des SIP: „Das Sonderinvestitionsprogramm (SIP I) ist das größte Infrastrukturprogramm für das Thüringer Kulturerbe seit der Wiedergründung des Landes 1990. Wir ertüchtigen damit Schlösser, Gärten und Burgen. Inflation und gestiegene Baupreise einerseits und die durch die Baumaßnahmen gewonnenen Erkenntnisse andererseits über weitere Sanierungsbedarfe bestätigen unsere Auffassung, dass sich an das SIP I ein SIP II anschließen muss. Hierzu wollen wir im kommenden Jahr 2024 mit dem Bund und dem Land Sachsen-Anhalt in Gespräche eintreten.“

Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, ist froh über den Beginn der ersten Baumaßnahmen im Rahmen des SIP I: „Auch wenn man bisher noch nicht viel davon gesehen hat – wir arbeiten schon seit mehr als einem Jahr intensiv an den einzelnen SIP-Projekten. Inzwischen sind alle 23 Projekte planerisch auf die Schiene gesetzt. Das war durchaus ein Kraftakt für das Team mit vielen neuen Kolleginnen und Kollegen, die gleich mit ganzer Kraft durchstarten mussten. Die Untersuchungen und Planungen laufen und wir sind dabei ganz in dem Element, in dem wir uns mit geballter Expertise bewegen. Nun werden die ersten Maßnahmen auch vor Ort sichtbar, wir kommen in planvoll abgestuften Schritten ins Bauen. Das ist auch der Zusammenarbeit mit den Zuwendungsgebern und den prüfenden Behörden zu verdanken.“

Architektin Carola Niklas, SIP-Referatsleiterin der STSG, beschreibt die Herausforderung des zeitlich befristeten Programms: „Das SIP I ist mehr als die Summe seiner Teile, so könnte man sagen. Die Einzelprojekte erfordern jeweils für sich das Ineinandergreifen und Zusammenwirken von Fachexpertisen unterschiedlicher Disziplinen – schon in der Planung und noch mehr dann beim Bauen. Bewusst haben wir die Projekte unterschiedlich zugeschnitten, damit einige schnell beginnen können, während andere noch umfassende Untersuchungen brauchen. Überall sind jetzt Architekten, Statiker, Restauratoren, Holzexperten und andere Fachleute zugange. Ihre Untersuchungsergebnisse unterstreichen, wie dringlich das SIP I war. Man sieht es einigen Denkmalen nicht an, aber oft geht es wirklich um die Rettung von Kulturgut.“

Eine wichtige Rolle bei der Planung und der Ausführung der Maßnahmen im SIP I spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit. Zwar ist denkmalpflegerisches Handeln schon per se nachhaltig, nicht zuletzt durch den häufigen Einsatz naturnaher Materialien und traditioneller Handwerkstechniken. Aber auch im Hinblick auf Energie gibt es Handlungsmöglichkeiten. Notwendige Haustechnik wird strikt auf Energieeffizienz geprüft, vielfach wird wohl der Umstieg auf alternative Heiztechnologien mit den Maßnahmen verbunden sein. In denkmalverträglichen Einzelfällen wird auch die Einsatzmöglichkeit von Solartechnik untersucht.

Schloss Sondershausen gehört zu den Großprojekten im Rahmen des SIP I. Neben der bereits angelaufenen Fenstersanierung am Westflügel wird derzeit der Alte Nordflügel mit der ältesten Bausubstanz von einem Planerteam untersucht. Allein dieser Sanierungsbereich umfasst 260 Räume. Er weist komplexe Schäden auf, verursacht durch schwachen Baugrund im früheren Bergbaugebiet, viele Umbauten im Lauf der Jahrhunderte und große Nutzungslasten. Der Einbau einer Löschwasserzisterne und die Sanierung des maroden Entwässerungsnetzes zur Parkseite des Westflügels ist vorbereitet. 1.200 Tonnen Erde werden dafür bald im Schlossgarten bewegt. Für eine Nutzung soll auch das Jägerhaus im westlichen Bereich der Schlossanlage saniert werden.

Zuerst startende Projekte auf einen Blick

Entwurfsplanung fertig

Burg Weißensee: Ringmauer

Burg Ranis: Vorburg

Baufachlich geprüft und in Bearbeitung bis Vergabe der Bauleistungen

Schloss Altenstein

Burg Weißensee: Turmhaube

Schloss Sondershausen: Medienerschließung und Zisterne

Das Bauen geht los

Schloss Sondershausen: Fenstersanierung

Burgruine Bad Liebenstein

Burgruine Ehrenstein

Projekte im Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Das Gesamtvolumen des SIP I beläuft sich auf 200 Millionen Euro. In Abstimmung mit den Zuwendungsgebern Bund und Land wurde folgende Aufteilung festgelegt:

Den finanziellen Rahmen für die Maßnahmen in den Liegenschaften bilden die unten angegebenen Summen. Sie enthalten jeweils die zu berücksichtigen Personal- und Sachkosten. Daneben gibt es eine Rückstellung für alle Projekte, beispielsweise für Baupreissteigerungen und Unvorhergesehenes.

Projekte in Bearbeitung

Schloss Heidecksburg Rudolstadt: 21,7 Millionen Euro

Schloss Sondershausen: 20,7 Millionen Euro

Schloss Bertholdsburg Schleusingen: 10,4 Millionen Euro

Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden: 11,7 Millionen Euro

Schloss Schwarzburg: 6 Millionen Euro

Schloss Altenstein: 13 Millionen Euro

Dornburger Schlösser: 10 Millionen Euro

Burg Weißensee: 3 Millionen Euro

Burg Ranis: 8 Millionen Euro

Wasserburg Kapellendorf: 5 Millionen Euro

Schloss Molsdorf mit Park: 8 Millionen Euro

Burgruinen: 1,2 Millionen Euro

Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach: 1 Million Euro

Planungsmaßnahmen Neues Schloss (Sanierung des nördlichen Pavillons und der Kolonnade, Restaurierung des Telemannsaals)

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