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Gartenkunst mit der Eisenbahn

Fürstlich Greizer Park

Abbildung: Feierten die Leistung von Gartendirektor Rudolph Reinecken ab 1873 (v.l.n.r.): Dr. Christian Wonitzki (Freundeskreis Greizer Park e.V.), Dr. Doris Fischer (Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten), Alexander Schulze (Bürgermeister der Stadt Greiz) und Dr. Ulf Häder (Direktor der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz) im Blumengarten des Fürstlich Greizer Parks, Foto: STSG, Franz Nagel

Abbildung: Feierten die Leistung von Gartendirektor Rudolph Reinecken ab 1873 (v.l.n.r.): Dr. Christian Wonitzki (Freundeskreis Greizer Park e.V.), Dr. Doris Fischer (Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten), Alexander Schulze (Bürgermeister der Stadt Greiz) und Dr. Ulf Häder (Direktor der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz) im Blumengarten des Fürstlich Greizer Parks, Foto: STSG, Franz Nagel

Tagung „150 Jahre Neugestaltung des Fürstlich Greizer Parks“

Vor 150 Jahren brachte die Eisenbahn einen Entwicklungsschub für den Fürstlich Greizer Park. Eine Bahnlinie im Elstertal sollte direkt durch den Park geführt werden – nicht mit Fürst Heinrich XXII. Reuß Älterer Linie. Er stellte teure Bedingungen. Nach Verhandlungen mit der Eisenbahngesellschaft wurde die Bahntrasse an den östlichen Parkrand verdrängt, der Schlossberg musste untertunnelt werden. Als Entschädigung erhielt das Fürstenhaus zudem eine ansehnliche Summe von 50.000 Talern. Damit konnte man sich einen Star der Gartenkunst leisten, den Pückler-Schüler und Muskauer Gartendirektor Carl Eduard Petzold. Seine Planungen schlugen ein neues Kapitel in der bis in die Barockzeit zurückreichenden Geschichte des Parks auf. Mit der Ausführung von Petzolds Ideen beauftragt, setzte der spätere Parkdirektor Rudolph Reinecken starke eigene Akzente, der ein halbes Jahrhundert lang lang hier wirkte.

Am Freitag würdigten die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und der Freundeskreis Greizer Park e. V. in Kooperation mit der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz das grüne Jubiläum mit einer Tagung. Die Beiträge nahmen die rund 90 Gäste mit auf die Reise durch die ganze Geschichte des Parks, beginnend mit den Ursprüngen der Anlage als barocker Lustgarten mit Ausrichtung auf das Obere Schloss und dem Weg hin zum Landschaftsgarten. Den Anlass für den Neuanfang gab ein Hochwasser 1799, das den Garten verwüstete. Ab 1800 dehnte sich der zunächst in kleinen Schritten neu angelegte Landschaftspark auf der Auenfläche nördlich des Sommerpalais aus. Für den großen Wurf brachte die Entschädigung für den Eisenbahnbau die nötigen Mittel – mit der Umgestaltung ab 1873 erhielt der Garten seine bis heute als Kulturdenkmal gepflegte Gestalt.

Auch der Umgang mit dem Gartendenkmal im 20. Jahrhundert und die heutigen gartendenkmalpflegerischen Ziele und Maßnahmen wurden erörtert. Das aufwendigste Wiederherstellungsprojekt musste gleich zweimal umgesetzt werden. Kurz nachdem 2013 Blumengarten und Pleasureground restauriert waren – zwei wichtige Areale der Petzold-Reinecken-Ära – zerstörte das Elsterhochwasser weite Teile des Parks. Drei Jahre dauerte es, bis die gravierendsten Schäden an Wegen und Pflanzungen beseitigt waren.

Demnächst beginnt ein weiteres Großprojekt, die Entschlammung des Parksees. Das ist nicht nur gut für das Gartendenkmal, sondern auch für den Lebensraum Park. Denn, so zeigte die Tagung auch, der Greizer Park birgt auf seiner Fläche von 60 Fußballfeldern eine Artenvielfalt, wie sie sonst in der bewirtschafteten Kulturlandschaft kaum zu finden ist.

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