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25 Prozent aller Neueinstellungen haben „Verfallsdatum“

NGG kritisiert hohe Zahl befristeter Jobs im Kreis Greiz

Nach der Ausbildung in der Bäckerei: Berufsstarter im Lebensmittel- und Gastgewerbe haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag, kritisiert die Gewerkschaft NGG. Foto: NGG | Alireza Khalili

„Karrierefalle“: NGG kritisiert hohe Zahl befristeter Jobs im Kreis Greiz

Ein großer Teil der Neueinstellungen im Kreis Greiz hat ein Verfallsdatum: 373 von insgesamt 1.500 neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen im Landkreis waren im zweiten Quartal des vergangenen Jahres befristet. Das entspricht einer Quote von 25 Prozent, wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mitteilt. Die NGG-Region Thüringen beruft sich hierbei auf eine aktuelle Auswertung der Hans-Böckler-Stiftung. „Befristete Stellen sind in der Lebensmittelbranche und im Gastgewerbe besonders verbreitet. Und das, obwohl Bäckereien, Metzgereien, Hotels und Restaurants dringend neues Personal suchen. Das gewinnt man aber nicht, indem man wackelige Jobs bietet. Beschäftigte suchen keine Arbeit mit Ablaufdatum, sondern eine langfristige Perspektive“, betont NGG-Geschäftsführer Jens Löbel.

Nach Beobachtung der Gewerkschaft werden Befristungen häufig zur „Karrierefalle“ – gerade für Berufsstarter. „Die Betroffenen haben größere Schwierigkeiten, eine Wohnung zu finden oder einen Kredit zu bekommen. Manchmal muss wegen unklarer Job-Aussichten sogar der eigene Kinderwunsch hinten angestellt werden“, so Löbel. Jeder Arbeitsvertrag habe eine Probezeit. Diese reiche in der Regel, um sich ein Bild vom Beschäftigten zu machen. Trotzdem argumentierten Wirtinnen oder Bäckermeister häufig damit, sie wollten „auf Nummer sicher gehen“, was die Eignung des Mitarbeiters angehe. „Dass es sich dabei um ein vorgeschobenes Argument handelt, liegt auf der Hand. Befristungen sorgen vielmehr dafür, dass bewährte Fachleute zu anderen Firmen wechseln“, so Löbel.

Befristungen brächten für die Betroffenen gleich mehrere Nachteile, so der Gewerkschafter. Er verweist auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken (Drucksache 20/2418). Danach arbeitet mehr als ein Drittel aller befristet Beschäftigten in Thüringen zu Niedriglöhnen (38 Prozent) – unter allen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern liegt die Quote bei 25,5 Prozent. Für rund 37 Prozent aller Befristungen gibt es laut Bundesregierung in Thüringen keinen „Sachgrund“ wie etwa eine Elternzeitvertretung oder eine Probezeit. Und junge Beschäftigte sind weit überdurchschnittlich oft auf Zeit angestellt: In der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen liegt der Befristungsanteil im Freistaat bei 23,6 Prozent – Auszubildende nicht mitgerechnet. Unter den 25- bis 34-Jährigen hat fast jeder Siebte eine befristete Stelle (13,7 Prozent). Zum Vergleich: Im Schnitt liegt die Befristungsquote landesweit bei 7,5 Prozent.

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