Trotz hochsommerlicher Temperaturen kamen zahlreiche Interessierte auf die Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz
GREIZ. Trotz hochsommerlicher Samstagnachmittags-Temperaturen kamen eine Vielzahl von Gästen am Samstagnachmittag auf die Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz. Eingeladen hatte die Intendantin des XXIII. Greizer Theaterherbstes, Veronika Steinböck nicht nur die Interessierten, sondern auch die Leiter der acht Werkstätten. So bot sich allen eine gute Gelegenheit, mit den Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen, sich kennenzulernen und für die ein oder andere Werkstatt in die Teilnehmerlisten einzutragen.
Die Eröffnungswerkstatt des Großevents, das in diesem Jahr unter dem Motto „BleibenKommenGehen“ steht, wird von der Dresdner Schauspielerin Julia Amme geleitet. Zentraler Spielort wird der Greizer Marktplatz sein, auf dem Julia, auf einer Bank sitzend, sich seit längerer Zeit Gedanken macht, wie man dem Stück „Die Stunde, da wir voneinander nichts wussten“ von Peter Handke Greizer Lokalkolorit einfließen lassen kann. Das Stück ist für dreihundert Rollen konzipiert, lässt sich aber beliebig erweitern. „Wer schon immer mal mit einem Luftballon über den Markt gehen wollte, kann das tun“, ermunterte Julia Amme die noch Unentschlossenen. Auch können wahlweise ein Computer, eine Rose oder ein Sarg als Objekt dienen. Los geht’s am Donnerstag, den 1. August; Premiere ist am 12. September.
Die Schauspielwerkstatt wird unter Anna Möbus und Dominik Schiefner gestaltet. Basierend auf dem Friedrich-Dürrenmatt-Stück „Der Besuch der alten Dame“ wird „Eine Milliarde für ein Leben“ in Greiz spielen; Hauptspielort ist die Gottesackerkirche. „Wer einen Chor kennt, kann ihn gern mit zu den Proben bringen“, so Dominik Schiefner, der auch chorische Elemente einflechten möchte. Los geht die Probenarbeit am 7. August.
Die Figurentheaterwerkstatt „Helden in der Box“ wendet sich an alle Kinder zwischen acht und zwölf Jahren. Unter Anleitung von Puppenspielerin Sandy Schwermer werden kleine Figuren entwickelt, die ein Zuhause in der Box finden und aufregende Geschichten zu erzählen haben. Am Sonntag, den 10. August beginnen die Probenarbeiten.
Eine Komödie, die den Scheideweg von Kindern zum Erwachsenwerden im Fokus hat, wird vom österreichischen Schauspieler und Regisseur Gerhard Roiss erarbeitet. „Big trouble in paradise“ titelt das Stück, wozu die Probenarbeiten am Donnerstag, den 1. August beginnen.
Die Dresdner Lichtperformerin Claudia Reh gab am Samstag eine Kostprobe ihres Könnens an drei Overhead-Projektoren. Unter dem Titel „Ich mal’s an jede Wand“ lädt sie zur Gestaltungswerkstatt ein. Besonders schön findet die junge Frau, dass es in Greiz viele Häuser mit weißer Fassade gibt. „Ideal für die Gestaltung“, so Claudia Reh.
Nachdem im letzten Jahr die Seniorenwerkstatt unter Leitung von Martin Heesch große Erfolge feiern konnte, wird es in diesem Jahr eine Neuauflage geben. „Im Klassenzimmer regnet es unaufhörlich“ – so der Titel nach einer surrealen Erzählung von Michael Ende. Im großen Rathaussaal werden die Proben am Donnerstag, den 1. August beginnen. „Vor allem persönliche Erinnerungen sollen in das Stück einfließen“, betont der Berliner Künstler.
Die Medienwerkstatt, die ihr Domizil im 10aRium in der Greizer Naumannstraße gefunden hat, ist mit der Werkstatt „Aug und Ohr“ präsent. Stefan Schmidt gab einen kurzen Abriss über bisher Erreichtes. „Seit 17. Mai arbeiten wir bereits“, so der Werkstattleiter, der den Interessierten den Einstieg in die digitale Medienwelt vermitteln möchte. Die Treffen finden jeweils donnerstags von 14 bis 19 Uhr statt.
Last but not least wird für alle Interessierten ab 13 Jahren die Hörspielwerkstatt „hörbar machen“ angeboten. Autorin Milena Michalek stellt sie vor. Am Ende eines umfangreichen Projektes, das Geräusche, Soundcollagen oder inszenierte Dialoge enthält, wird die Präsentation in einem leer stehenden Greizer Mehrfamilie zur Aufführung gebracht.
„Es handelt sich um eine Kooperation mit der Lessing-Regelschule, dem Jugendclub Römer e.V. und der Greizer Bibliothek“, wie Veronika Steinböck ergänzt. Bereits zu Beginn der Werkstätten-Vorstellung hatte die Intendantin auf ein Phänomen hingewiesen. „Ich beobachte seit zwei, drei Jahren, dass sich Theater in ganz Deutschland „vehement“ dafür einsetzen, „normale Bürger“ als Mitgestalter zu akquirieren. „Genau das wird hier in Greiz seit nunmehr dreiundzwanzig Jahren praktiziert“, bescheinigte Frau Steinböck dem Greizer Theaterherbst.
Antje-Gesine Marsch @20.07.2014