„Die Innenstadt von morgen – multifunktional, resilient, kooperativ“ – unter diesem Titel wurde anlässlich der Eröffnung der Wanderausstellung „50 Jahre Städtebauförderung“ am 22. Juli die Innenstadtstrategie des Beirats „Innenstadt“ beim Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) veröffentlicht. Dies teilt Volkmar Vogel, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat und Bundestagsabgeordneter für Ostthüringen mit. „Auch drei wegweisende Beispiele aus Thüringen werden in dem Strategiepapier genannt“, freut er sich.
Volkmar Vogel: „Unsere Innenstädte und Dorfkerne stehen vor enormen Herausforderungen – nicht erst durch Corona. Das wurde mir auch ich in zahlreichen Gesprächen von den Menschen in meiner Heimat Ostthüringen vermittelt. Die Pandemie hat diesen Prozess beschleunigt. Der Handel, aber auch das Handwerk, Gastronomie, Hotellerie und der kulturelle Bereich haben massiv mit den Folgen zu kämpfen.“
Das BMI hat deshalb im Austausch mit Vertretern dieser Branchen sowie der Immobilienwirtschaft, kommunalen Spitzenverbände und der Stadtentwickler den Beirat „Innenstadt“ eingerichtet. Gemeinsam wurden Lösungsstrategien für Innenstädte und Dorfkerne von morgen erarbeitet. Neben Herausforderungen, Aufgaben und Chancen zeigt die Innenstadtstrategie des Beirats Lösungswege auf und veranschaulicht diese an herausragenden Beispielen aus kommunaler Praxis – drei davon aus Thüringen, freut sich Volkmar Vogel.
Als vorbildhaft wird u.a. das Kulturhaus Häselburg in der Geraer Innenstadt genannt. Das Baudenkmal, eine Schule aus dem 19. Jahrhundert, stand jahrelang leer und wird nun durch privates Engagement zu einem freien Kunst- und Kulturzentrum entwickelt. „Die Häselburg besitzt als Bildungs- und Kulturstandort Strahlkraft nicht nur für Geras Zentrum, sondern für die ganze Region“, weiß Vogel. Ein Beispiel für Stadtentwicklung durch Großereignisse im Freistaat ist die Open Factory im Eiermannbau in Apolda. Auftakt war die Internationale Bauausstellung (IBA) Thüringen, mittlerweile ist der Eiermannbau ist zu einer wichtigen Adresse öffentlicher und kultureller Nutzungen in Stadt und Region geworden. Der Bahnhofsladen Rottenbach in der Stadt Königsee im Schwarzatal steht für exzellente Bau- und Planungskultur. Die Gemeinde übernahm und sanierte das ungenutzte Gebäude, heute betreibt eine Genossenschaft regionaler Anbieter und Anwohner dort einen BahnHofladen samt Bistro.
Doch nicht nur diese Beispiele, sondern vor allem die 37 Empfehlungen, auf die sich die Mitglieder des Beirats „Innenstadt“ zur Stärkung der multifunktionalen, resilienten und kooperativen Innenstadt zeigen, wie die Kommunen ihre Innenstädte und Dorfkerne stärken können: Leistungsfähige Organisationsstrukturen, integrierte Handlungskonzepte, Kooperationen, aktive Bodenpolitik, integrierte Mobilitätskonzepte u.v.m. Bund, Länder, Kommunen gemeinsam mit allen Akteuren sind gefragt. Denn, sagt Vogel: „Die anstehenden Herausforderungen in den Innenstädten und Dorfkernen können wir nur gemeinsam, übergreifend und interdisziplinär lösen. Wir brauchen neue Strategien und Nutzungsmodelle. Voraussetzung hierfür sind neben dem Engagement alter und neuer Akteure, gute Instrumente und Regularien, aber auch eine verlässliche Finanzierungsgrundlage.“