Erhebender geistlicher Chorgesang mit Motetten von Schütz und Schein erfreute die Gäste
GREIZ. Mit erhebendem geistlichem Chorgesang erfreute der Vocalkreis Reichenbach unter Leitung von Andreas Kamprad am Samstagabend die Gäste in der Stadtkirche „St. Marien“. Im Mittelpunkt der Aufführung standen Motetten von Heinrich Schütz (1585-1672) und seinem Kollegen und Freund Johann Hermann Schein (1586-1630). Heinrich Schütz war als Hofkapellmeister in Dresden beschäftigt. Nach einem Jurastudium hatte er sich der Musik zugewandt und seine Ausbildung bei den führenden Musikern Venedigs fortgesetzt. Johann Hermann Schein wirkte als Thomaskantor und städtischer Musikdirektor in Leipzig, nachdem er ebenfalls zunächst Jurisprudenz studiert hatte. Die Musiker waren eng befreundet, unterhielten lebhaften Kontakt und beeinflussten sich wechselseitig in ihrem künstlerischen Wirken. Die dargebotenen Motetten von Schütz entstammen der Sammlung „Geistliche Chormusik 1648“, in der die kontrapunktische Kunstfertigkeit der deutschen Tradition mit italienisch geprägten Stilmitteln verbunden wird. Johann Hermann Schein veröffentlichte seine Motetten im Jahre 1623 unter dem Titel „Israelsbrünnlein. Geistliche Madrigale zu 5 Stimmen“. Die beiden Sammlungen zählen bis in die Gegenwart zu den bedeutendsten, ergreifendsten und vor allem klangschönsten Motettensammlungen des 17. Jahrhundert. Ihnen liegen Texte des Alten und Neuen Testaments zugrunde, wie Kantor Andreas Kamprad in das Konzert einführte. Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein seien die „erste Musiker europäischen Ranges“ gewesen, wie er den Komponisten bescheinigte. Am Beispiel der Motette „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, nach dem Psalmtext 19, Vers 2 bis 7, den beide Komponisten vertonten, erklärte Andreas Kamprad die unterschiedlichen Tonsprachen beider Musiker. Die vorzüglichen Vocalsolisten und die Instrumentalsolisten Sarah Stamboltsyan (Orgel) und Peter Manz (Cello) interpretierten die Motetten faszinierend schön. Präsenz und Lebendigkeit paarten sich mit Lust am Klang und bester Artikulation und formten diesen großartigen Chor, der seit dem Jahr 1998 existiert und sich im Jahr 2007 neu formierte. Umsichtig und mit viel Feingefühl führte Andreas Kamprad den Vocalkreis und intonierte zudem auf der Kreutzbach-Jehmlich-Orgel die „Passacaglia in d“, BuxWV 161 von Dieterich Buxtehude. Für ihre hervorragende Leistung erhielten der Leiter die Sängerinnen und Sänger sowie die Instrumentalsolisten herzlichen Applaus und von Superintendent Andreas Görbert eine Rose überreicht.
Antje-Gesine Marsch @04.05.2014