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Olympiasiegerin Lisa Brennauer will mit Start in Thüringen ein Zeichen setzen

Lisa Brennauer

Lisa Brennauer Foto: Arne Mill / T.RF GmbH

Erfurt 19. Mai. Was für ein Jahr liegt hinter Lisa Brennauer? Die 33-Jährige raste 2021 im deutschen Nationaltrikot von einem Erfolg zum nächsten. Vor allem auf der Bahn. Mit dem deutschen Vierer wurde Brennauer Olympiasiegerin in Weltrekord-Zeit, Welt- und Europameisterin. WM- und EM-Gold in der Einerverfolgung waren ihr ebenfalls nicht zu nehmen. Bei der Straßen-WM fuhr die Allgäuerin in der Mixed-Staffel zu einer weiteren Goldmedaille. Auch bei der Thüringen-Rundfahrt stand Brennauer, die im vierten Jahr das Trikot des Teams Ceratizit WNT Pro Cycling trägt, schon zweimal ganz oben auf dem Treppchen: 2017 und 2018.

Lisa Brennauer, Sie waren im Frühjahr an Corona erkrankt. Wie geht es Ihnen gesundheitlich?

Aktuell geht es mir gut. Ich habe aber sehr lange mit dem Virus gekämpft. Vor allem hatte ich sehr lange Zeit Kopfschmerzen, das war mein Hauptproblem. Das war nicht so schön. Jetzt ist es aber ausgestanden und ich bin seit etwas mehr als einer Woche wieder richtig im Training. Ich habe aber durch die Pause schon einiges an Substanz eingebüßt und werde noch nicht ganz fit bei der Thüringen-Rundfahrt am Start stehen.

In Ihrer Rennstatistik für 2022 stehen mit der Flandern-Rundfahrt und Gent-Wevelgem erst zwei Rennen.

Dafür ist die Corona-Erkrankung sicher nicht der einzige Grund, oder?


Ich habe relativ spät im Jahr wieder mit dem Training begonnen. Nach der sehr erfolgreichen, aber auch sehr anstrengenden Saison 2021 habe ich mir in Absprache mit meinem Team eine etwas längere Auszeit als sonst gegönnt. Diese Pause war wirklich nötig. Trotzdem waren mehr als diese zwei Rennen geplant, zum Beispiel Paris-Roubaix als Höhepunkt bei den Klassikern. Aber da kam mir Anfang April die Corona-Erkrankung dazwischen.

Sie haben Ihre „Auszeit“ auch für eine Ausbildung genutzt, oder?

Ja. Über den Olympiastützpunkt Bayern konnte ich 2021 eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement beginnen. Anfang Mai hatte ich die schriftliche Abschlussprüfung. Die ist ganz gut gelaufen. Im Juli folgt die mündliche Prüfung.

Sie sind 33 Jahre alt. Machen Sie sich vermehrt Gedanken über die Zeit nach dem Radsport?

Generell ist das ein Thema, das mich schon länger beschäftigt. Die Ausbildung war eine gute Möglichkeit für mich, die mir einen Weg eröffnet. Im Oktober habe ich aber parallel auch die Chance wahrgenommen, Berufssoldatin zu werden. Ich muss abwarten, ob mir die Ausbildung später in meiner Verwendung einmal helfen wird.

Welchen Stellenwert hat für Sie die Thüringen-Rundfahrt?

Die Thüringen-Rundfahrt ist momentan die einzige internationale Rundfahrt in Deutschland und hat natürlich schon deshalb für uns deutsche Fahrerinnen einen besonderen Wert. Darum habe ich mich auch zusammen mit meinem Team entschieden, wieder hier zu fahren und nicht beim zeitgleichen „Ride London“. Ich möchte damit auch ein Zeichen setzen und die Thüringen-Rundfahrt unterstützen. Natürlich ist es schade, dass die Rundfahrt vor einigen Jahren nicht den Sprung in die World-Tour geschafft hat, weil sie diesen Stellenwert verdient hätte. Es ist aber trotzdem toll, was seit Jahren geleistet wird. Ich freue mich auch sehr, dass die Rundfahrt über weite Strecken live im mdr-Fernsehen zu sehen sein wird. Das ist sicher auch ein Schritt nach vorn.

Wie sind Ihre Ambitionen vor dem Hintergrund der bisherigen Saison?

Ich schaue von Tag zu Tag. Ich kann es gerade nicht wirklich einschätzen, wie sich die lange ,Zwangspause‘ für mich auswirkt. Ich gehe einfach locker rein. Wir haben in Thüringen ein tolles Team am Start. Da werde ich meine Aufgaben übernehmen.

Ein anderer Höhepunkt in Deutschland sind im August die „European Championships“ in München – 50 Jahre nach den Olympischen Spielen an gleicher Stelle. Die Titelkämpfe auf Straße und Bahn haben Sie sicher auf der Rechnung, oder?

Ja, ganz klar. Die Meisterschaften sind für mich fast zuhause, auf jeden Fall mal in Bayern.

Die EM ist deshalb für mich ein großer Höhepunkt in diesem Jahr, sportlich und emotional.

(Interview: Thomas Juschus/Stand 19.5.)

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