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Neustadtperle 2018:

Neustadtperle 2018

Mit der "Neustadtperle 2018" wurde das Gebäude in der Rudolf-Breitscheid-Straße 11 - Eigentümer Hans und Thomas Czerwinski - ausgezeichnet.

Villa Otto Albert jun., Rudolf-Breitscheidstr. 10, Thomas und Hans Czerwinski

GREIZ. Mit der Verleihung der „Neustadtperle 2014“ wurde der vom Verein Greizer Neustadt e.V. ausgeschriebene Wettbewerb erstmals thematisiert. War die Prämierung in den vorhergehenden acht Jahren Gesamtprojekten vorbehalten, die das Zusammenführen außergewöhnlicher Initiativen privater Bauherren mit der Historie und moderner Nutzung von Bausubstanz verband, bewertet die Jury unter Vorsitz von Dipl.-Ing. Rico Beyse seither auch verschiedenen Themenschwerpunkte, beispielsweise außergewöhnlich schöne Fassaden oder attraktive Treppenhäuser. Die Verleihung der „Neustadtperle 2018“ ist dem Thema „Zukunftsorientiertes Nutzungskonzept“ zugeordnet. „Dieses haben wir beim Gebäude Rudolf-Breitscheid-Straße 10 ganz besonders vorgefunden“, verweist Rico Beyse auf die gelungene Symbiose aus erhaltener, wiederbelebter historischer Substanz mit modernster Informationstechnik.
Familienunternehmen Czerwinski führt historische Tradition fort
Mit der umfassenden und behutsamen Sanierung des Gebäudes „Villa Otto Albert jun.“ in der Greizer Rudolf-Breitscheid-Straße 10 setzt das Familienunternehmen mit dem Inhaber der Firma CIT und CIT Services, Thomas Czerwinski, und dessen Vater Hans konsequent fort, was dort vor über einhundert Jahren begann: Eine kaufmännische Tradition. Im Auftrag des Fabrikanten und Kaufmanns Otto Albert jun. (1873–1953) wurde die Villa im Jahr 1909 errichtet. Die Architekten waren William Lossow und Max Kühne, die als namhafte Vertreter des Reformstils ihrer Zeit unter anderem auch den Leipziger Hauptbahnhof und das Dresdner Schauspielhaus entwarfen und bauten. Die Greizer Neustadtvilla besticht vor allem durch ihre klare Fassadengliederung, großzügige Linienführung und bewussten Verzicht auf überflüssige Dekorelemente. Das denkmalgeschützte Gebäude hat zwei Hauptetagen, ein Souterrain und ein imposantes Mansardenwalmdach. Großzügige Freianlagen, deren Neugestaltung im Jahr 2016 begann, zieren das Areal.

Neue innovative Nutzung

Nach Ende des 2. Weltkrieges hatte die Militärkommandantur der Roten Armee ihren Sitz in der Villa. Zu DDR-Zeiten befand sich im Gebäude das Feierabend-und Pflegeheim „Rosa Thälmann“. „Thomas Czerwinski hatte als aufstrebender Jungunternehmer in der IT-Branche repräsentative Ansprüche an seinen zukünftigen Unternehmenssitz, als er 2013 das Gebäude erwarb. Ein Glücksfall, denn zuvor hatte ein anderer Investor erfolglos versucht, die trotz Zwischennutzung… bis dahin noch recht authentisch erhaltene Bausubstanz zu verwerten. Der damalige Sanierungsversuch brachte Verluste an Vertäfelungen, Beschlägen und Bleiglasfenstern mit sich, der anschließende Leerstand Bauschäden durch eindringende Niederschläge, geplatzte Heizungsrohre, Hochwasser und Vandalismus. Herr Czerwinski setzte sich das Ziel, alles möglichst originalgetreu wiederherzustellen. Im Gebäudeinneren schaffte er dies mit Hilfe ausgewählter regionaler Handwerker, dem Organisationstalent seines Vaters und mit Hilfe seiner Familie in nur gut einem Jahr Bauzeit. Im Eingangsbereich wurden Tor, Treppe und Haustür wiederhergestellt. Über die Freitreppe erreicht man die zentrale Diele in der oberen Etage. Wo früher herrschaftlich gewohnt wurde, befinden sich heute Büroräume.. Das frühere Speisezimmer ist heute, umrahmt von den aufgearbeiteten original erhaltenen Einbaumöbeln, mit einem großen Konferenztisch möbliert. Im Chefbüro, früher Herrenzimmer, wurde der Kamin funktionstüchtig wiederhergestellt. Im Wintergarten mussten die Stuckdecke und der Bodenbelag aus Granit mit Intarsien erneuert werden. Das Wohnzimmer dient heute als Schulungsraum. Im Obergeschoss befinden sich die Mitarbeiterbüros und eine Küche mit Pausenbereich. Alle Holzverkleidungen und Türen des Hauses wurden aufgearbeitet, bedarfsgerecht ergänzt und neu lackiert. Nach der Entfernung von Fußbodenbelägen wurden die Parkettböden wiederhergerichtet. Die alten Fenster konnten erhalten werden, nur teilweise mussten die Bleiverglasungen ergänzt werden. Von den Stuckdecken wurden die Überfassungen späterer Nutzungsphasen abgenommen und der Stuck instandgesetzt. Für die Repräsentationsräume wurde eine ganz besondere Tapete ausgesucht. In der Diele konnte ein auf dem Dachboden aufgefundener Kronleuchter restauriert und wieder aufgehangen werden. Fehlende Beschläge, Wandleuchten und dergleichen wurden stilgerecht ergänzt. Die Balkone und Austritte wurden abgedichtet und dienen als Erholungsflächen mit Blick auf die weitläufige Gartenanlage… Czerwinski beabsichtigte, den Geist des Unternehmertums einer vergangenen Blütezeit in Form der Ausstrahlung historischer Architektur und Innenarchitektur für sein modernes IT-Unternehmen einzufangen, wiederzubeleben und neu als Inspiration für seine Tätigkeit zu nutzen“, führte Architekt Matthias Hamann in seiner Laudatio aus, als Thomas Czerwinski im Jahr 2015 den Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz erhielt.

Symbiose von Historie und Zukunft

Nicht nur in Bezug auf die Sanierung der Villa Otto Albert jun. leistet das Familienunternehmen Czerwinski Beachtliches. Mit der Maßgabe „Wir wollen, dass junge Leute nicht aus finanziellen Belangen heraus ihrer Heimat den Rücken kehren müssen, sondern in der Stadt Greiz, respektive unserem Unternehmen bleiben“ startete im November 2015 die „Initiative 2016“. Dabei investierte die Firma seither 800.000 Euro in die Bildung künftiger und gegenwärtiger Fachkräfte sowie in modern ausgestattete Arbeitsplätze samt Technik und Sozialräumen. Nun hofft das familiengeführte Unternehmen, dass sich auch weiterhin Interessierte melden und durch diese Initiative die Möglichkeit ergreifen, in ihrer Heimatstadt zu bleiben. „Die Jugend hier zu halten, ist unser größtes Anliegen“, unterstreicht Hans Czerwinski. Weiterbildung und Qualifizierung stehen bei CIT ganz hoch im Kurs. „Unser Wissen ist unser Kapital – das müssen wir ständig und innovativ erweitern“, bringt er die Firmenphilosophie auf den Punkt. Seitens des Arbeitgebers wird viel getan, um „die Leute zu motivieren und an die Firma zu binden“, verschweigt er dabei nicht. Segeltouren auf der Ostsee, Kanuregatten auf der Mulde, gern auch das Spendieren eines Konzertbesuches mit AC/DC oder Iron Maidon standen bereits auf dem Programm. Auch monetäre Anreize, wie Prämien bei Umsatzerfüllung und jährlich steigende Löhne stehen in der Firma auf der Tagesordnung.
Entwicklung der Firma CIT Thomas Czerwinski IT-Services gleicht einem Erfolgsmodell
Nachdem Thomas Czerwinski bereits als 21-Jähriger eine führende Position als Gesellschafter und Geschäftsführer in einem Chemnitzer Unternehmen inne hatte, entschlossen er und Vater Hans sich im Jahr 2011, auf eigene Füße zu stellen. „Während einer nächtlichen Heimfahrt”, verrät Vater Hans. Wie Apple-Gründer Steve Jobs habe man mit drei Leuten in einer Garage angefangen. Ein Jahr später verzeichnete man bereits zwölf Angestellte und verdoppelte den Umsatz. Heute sind 22 Mitarbeiter im Unternehmen tätig. Ziel ist es, im Jahr 2019 25 Angestellte zu beschäftigen, schaut Hans Czerwinski voraus. So wurde die 3. Etage der Villa bereits mit Mobiliar und neuester Technik ausgerüstet – „Für die Zukunft“.

Zum Portfolio:

CIT ist ein Spezialist für ERP/CRM Warenwirtschaftssysteme; entwickelt werden Microsoftprodukte für den Deutschen und Europäischen Markt. Im letzten Jahr gründeten Thomas Czerwinski als Eigentümer und Vater Hans Czerwinski als Geschäftsführer die Firma CIT Systems, um fortan den gesamten IT-Bereich zu betreuen. „Alles aus einer Hand“, so lautet der Anspruch des Greizer Unternehmens. Dabei bietet man „keine Stangenware“, sondern professionelle Hardware Made in Germany. Das bringt entscheidende Vorteile: Für alle Belange rund um die Infrastruktur – dazu gehören etwa Server-Installation-und Einrichtung, Firewalls, Networks, Security oder Cloudlösungen – ist ein zentraler Ansprechpartner vor Ort. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen kleinen Server oder einen High-End Komponenten im Bereich Netzwerksicherheit handelt. Für alle Anforderungen bietet man eine geeignete Lösung.

Zum Schluss etwas Heiteres:

Gern erwähnt Hans Czerwinski im Gespräch einen Fakt, der uns in der Gegenwart Lebenden nicht nur zum Lächeln, sondern auch zum Staunen bringt: “Als Otto Albert junior vor über 109 Jahren, am 17. September 1909, einen Bauantrag für eine Villa in der damaligen Oststraße stellte, bekam er laut der historischen Unterlagen schon einen Tag später die Genehmigung und noch dazu das Grundstück unentgeltlich zur Verfügung gestellt.” Am 15. Oktober 1910 wurde der vollendete Villenbau vom Fürstlichen Landesbauamt abgenommen. Das bedeutet, dass das wertvolle, reich ausgestattete Gebäude – von der ersten Bauanfrage gerechnet – in dreizehn Monaten fertiggestellt wurde. Ein bemerkenswertes Tempo der Bearbeitung von Anträgen durch die zuständigen Behörden sowie der realen Bauausführung.

Quellen:
Matthias Hamann: Laudatio “Verleihung Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz” 2015
Dr. Gottfried Rudolf: Gründerzeitvillen in Greiz

Antje-Gesine Marsch @05.10.2018

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