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Greizer Heimatbote Oktober 1964

Kulturspiegel für den Kreis Greiz

Greizer Heimatbote Oktober 1964
Greizer Jugend grüßt die Republik! Fotomontage zum 15. Geburtstag der DDR am 7. Oktober 1964
Aufnahmen und Montage: K. Röser
Inhaltsverzeichnis Oktober 1964
– An die Republik (Gedicht)
– Als das Kind noch in der Wiege lag
– Wie fing es damals an?
– Aus dem Kulturleben
– Die Bodenreform im Greizer Land
– Ein Kinderplastikzirkel in Greiz?
– Ein Dorfklub, wie er sein soll
– Neuer Kulturbund-Kreissekretär
– Ja oder Nein zum Volkskunstprogramm?
– Um die Wasserversorgung der Heimat
– Die Mauerblümchen von Elsterberg
– Neue Kunstwerke sollen entstehen
– Landesarchiv Greiz zum 15. Jahrestag der Republik
– Greizer Kalendermacher am Werk
– Im August heiß und kühl

„Heimatbote“ — Kulturspiegel für den Kreis Greiz, X. Jahrgang, Heft 10, Oktober 1964, herausgegeben vom Kreiskulturhaus „Theater der Stadt Greiz“ in Verbindung mit dem Deutschen Kulturbund Greiz — Redaktion: Redaktionskommission, verantwortlich Dr. Franz Hauschild — Anzeigen: Karl Lelpe, Kraftsdorf — Druck: Vereinsbuchdruckerei Greiz, ML G 9/64 3234 — Preisbewilligung Vlg. Nr. 79/56 — Preis 0,30 MDN — Gewähr für Veröffentlichung eingesandter Beiträge wird nicht gegeben.

An die Republik
Es ist ein Glück, dich zu wissen in unserer Zeit. Wie weit
der Blick auch reicht,
von Kap Arkona bis zu den Gipfeln
des Thüringer Waldes:
überall Arbeit und Leben — sinnvoll und gut und froh.
So heben sich
die Tage
ins Licht der Menschlichkeit, und stündlich reifen
Früchte der Wirklichkeit.
Du, unser Land!
Du, unser Leben!
Schön und jung
wie der Frühling,
im Kleid,
das wir weben.
Im Dröhnen der Turbinen, im Lied der Nachtigall,
neue Landschaft der Dichter, du sollst blühen und bleiben, daß Friede sei
und unsere Träume reifen. Du läßt das Herz des Volkes in die Zukunft greifen.
Kurt Paul

Neue Mitglieder des Deutschen Kulturbundes
Ortsgruppe Greiz
Herrn Rudi Thomas (Ummeldung aus Gera), KB-Kreissekretär
Herrn Georg Nacke (Ummeldung aus Döbeln), Schauspieler
Ortsgruppe Berga
Frl. Ingrid Zimmermann, Erzieherin
Ortsgruppe Elsterberg
Herrn Walter Schubert (Ummeldung aus Altenberg), Schüler
Herrn Eberhardt Dietsch, Angestellter
Herrn Friedemann Steudel, Betonfacharbeiter
Frl. Erika Hedler, Weberin
Klub „Alexander von Humboldt“
Frau Gertraud Rassmann, stellvertretende Objektleiterin
Herrn Adolf Wiedemann, Lehrer

15 Jahre DDR und Greiz
Als das Kind noch in der Wiege lag …
Gewiß haben Sie schon an einer Geburtstagsfeier eines Kindes oder eines Jugendlichen in Ihrem Familien- oder Bekanntenkreise teilgenommen. Und nicht selten geht man dann in Gedanken den Lebensweg zurück, tauscht Erinnerungen aus über jene Zeit, als das Kind noch in der Wiege lag. Nicht anders ist es mit diesem Artikel, mit dem die Redaktion an die Zeit erinnern möchte, als unser Arbeiter-und-Bauern-Staat noch in der Wiege lag, um bei diesem Gleichnis zu bleiben. Gemeint ist nicht die historische Entwicklung von der Zerschlagung des Faschismus über die antifaschistisch-demokratische Ordnung bis zur Gründung der Republik — darüber haben Parteiveteranen und Geschichtswissenschaftler gründliche Ausführungen gemacht. Gemeint ist vielmehr, was sich in jenen Monaten, die vor und nach dem Oktober des Jahres 1949 lagen, hier in Greiz zugetragen hat, wovon man heute noch spricht und sagt: Weißt Du noch …. ?

Aus Trümmern wuchs neues Leben
Mögen bei vielen Bürgern die Erinnerungen auch recht dürftig sein — daß in und um Greiz zahlreiche Brücken gesprengt waren, daß sich lange Zeit der Verkehr nur auf Notbrücken bzw. Notstegen abwickelte und daß bis 1950 für die Behebung dieser Schäden von der Stadt nahezu eine halbe Million Mark ausgegeben werden mußte, das wissen sicherlich noch viele. Nahezu unglaublich erscheint uns heute zu hören, daß das Heimatmuseum renoviert und wiedereröffnet wurde, nachdem es von den Faschisten als Kaufhaus (!) benutzt worden war. Und erinnern Sie sich noch des großen Zuspruchs, dessen sich die Theateraufführungen und Konzerte erfreuen konnten? 1947 wurde der Plan zur Gründung eines eigenen Theater-Ensembles gefaßt und bald darauf in die Tat umgesetzt. Auch die Verleihung des Stavenhagenpreises an befähigte Nachwuchsmusiker fällt in jene Zeit. Gewiß erinnert man sich auch noch des 200. Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe und der damit verbundenen Einweihung des schönen Parks in der
Greizer Neustadt, der seinen Namen trägt.
Recht gut in Erinnerung ist bei vielen Greizern das Parkfest zum 300jährigen Bestehen des Parkes und seine Benennung zu Ehren Lenins. Das alles sind kommunale Dinge, die recht augenfällig waren, geblieben sind und Zeugnis für den Aufbauwillen jener Jahre ablegen. Ähnlich ist es zu lesen, schlägt man die Zeitungen des Jahres 1949 auf: örtliche Dinge standen im Vordergrund. Da lesen wir im „Thüringer Volk“, daß Rosa Thälmann im September in Zeulenroda weilte. Auf den ersten Seiten steht manches über die provisorische Volkskammer und daß Otto Grotewohl mit der Regierungsbildung beauftragt war. Man berichtet über eine gemeinsame Sitzung der Volks- und Länderkammer und darüber, daß Wilhelm Pieck zum Präsidenten der DDR gewählt wurde. Im Oktober fand in Greiz eine Kundgebung statt, auf der die Bevölkerung die Bildung der provisorischen Regierung der DDR begrüßte. Und dann wendet man sich wieder örtlichen Dingen zu. So, daß Professor Wille anläßlich seines 80. Geburtstages am 20. September 1949 Ehrenbürger der Stadt Greiz wurde …
Das, was viele junge Familien mit der Gründung der Republik unmittelbar berührte, war die Tatsache feststellen zu müssen, daß die junge Frau, die mit noch nicht 21 Jahren geheiratet hatte, dazu noch die Zustimmung der Eltern brauchte, während das nach der Gründung der Republik nicht mehr nötig war, da in der DDR die jungen Menschen mit 18 Jahren über ihr Glück selbst entscheiden können …

Es ging aufwärts mit jedem Jahr
Obgleich das Kind, unsere Republik, noch in der Wiege lag, gedieh es doch sichtbar weiter. Bis zum Oktober 1950, also dem einjährigen Bestehen der DDR, wurden in Greiz 182 Wohnungen und durch Behelfsheime (wie sich das heute anhört!) 61 Wohnungen geschaffen und dafür 709 000 Mark ausgegeben. 25 Neubauern konnten ein Gehöft erhalten. Für Straßeninstandsetzungen wurden 852 000 Mark ausgegeben. 1950 konnten 1000 Kinder und Jugendliche gut untergebracht werden in sieben Kindertagesheimen, sechs Betriebskindergärten, einer Kindertageskrippe, einem Entbindungsheim, einem Säuglingsheim, einem Kindererholungsheim, einem Waisenhaus, zwei Kinderheimen, einem Lehrlingswohnheim und einem Internat für Oberchüler. In der Stadt waren neun Kinderspielplätze entstanden. Der Pionierorganisation, die ja fast ein Jahr älter ist als unsere Republik, wurden zahlreiche Pionierheime zur Verfügung gestellt und 1950 wurden bis Oktober zur Realisierung des Jugendförderungsgesetzes 221 000 Mark bereitgestellt. Die Ausgaben für Straßenbeleuchtung wurden 1950 nahezu verdreifacht (gegenüber den vorangegangenen Jahren) und das Bild der Stadt wurde durch Grünanlagen verschönert ….
In einem Bericht vor der Greizer Stadtverordnetenversammlung vom 5. Oktober 1950 hieß es u. a.: „Allen fortschrittlichen Kräften, die zur Verwirklichung der Aufgaben beitrugen, sei herzlich gedankt. Große Aufgaben stehen bevor. Sie können aber nur gelöst werden, wenn wir es verstehen, alle friedliebenden Kräfte zu mobilisieren für die großen Ziele im Kampf für den wirtschaftlichen Aufstieg, für den Wohlstand des Volkes und die Blüte der Kultur, für die allseitige Festigung der Deutschen Demokratischen Republik als Fundament eines einheitlichen, demokratischen und friedliebenden Deutschlands und als Bollwerk des Kampfes der patriotischen Kräfte für die nationalen Interessen unseres deutschen Volkes!“
Was dann weiter geschah, wie sich unsere Stadt, unser Kreis entwickelt hat, als das „Kind“ schon nicht mehr in der Wiege lag, ist in weiteren Beiträgen dieses Heftes zu lesen. Und nun denken Sie einmal nach, lieber Leser, was Ihnen aus der Zeit der Gründung der Republik noch besonders lebhaft in Erinnerung ist. Ziehen auch Sie einmal Bilanz, was Sie selbst getan haben für den weiteren Aufbau und überblicken Sie, was Ihnen 15 Jahre DDR gegeben haben. Haben Sie das gedacht, „als das Kind noch in der Wiege lag“?

Die ersten neuen Wohnhausblöcke im Aufbaugebiet Greiz-Pohlitz
Foto: KB-Archiv

Wie fing es damals an?
Rückblende auf das Greizer Kulturleben in fünfzehn Jahren

Blick durchs Tor des Goetheparks auf den neuen Springbrunnen
Foto: Wieduwilt
Unser sozialistisches Leben hat sich in den anderthalb Jahrzehnten des Bestehens des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates stürmisch entwickelt. Viel Neues, Schönes, teilweise noch Ungewohntes ist in das Leben der Menschen unserer Republik getreten. Neue, große Aufgaben stehen bevor, die jeder einzelne persönlich oder im Kollektiv, im Betrieb oder seinem Wohngebiet zu erfüllen haben wird. Deshalb gab und gibt es selten Zeit zu einem Rückblick, wie ihn nun der 15. Geburtstag unserer Republik veranlaßt.
Wie fing es an, das neue Leben bei uns? Kontinuierlich mit dem wirtschaftlichen und politischen Neubeginn entwickelte sich in Greiz und seinem Kreisgebiet nach Ende des furchtbaren Krieges das neue kulturelle Leben. Nach Ausgangssperren und Veranstaltungsverboten durch die amerikanische Besatzung kam die sowjetische Besatzungsmacht dem starken Bedürfnis der Menschen nach kulturellem Erleben, nach Unterhaltung, Entspannung und Tanz nach. Lange genug hatte man diese Freuden entbehrt. Vergnügungsunternehmen machten es sich zunutze und schossen wie Pilze aus der Erde. Sie entfalteten einen Unterhaltungs- und Amüsierbetrieb ohne Inhalt und Ziel bei Dünnbier, Zudelsuppe und Schwarzmarktpreisen ….
Gleichzeitig regten sich aber verantwortungsbewußte Kräfte. Sie stellten sich das Ziel, ein neues, ein demokratisches, friedliches Leben aufzubauen und die Lehren aus der Geschichte und der jüngsten Vergangenheit zu ziehen. Sie bereiteten das Saatbett und legten den Samen, aus dem sich nach 1952 das sozialistische Leben vielgestaltig entwickelte. Das neue kulturelle Leben wurde auf den besten Traditionen der Arbeiterklasse aufgebaut, verwirklicht von den fortschrittlichsten Vertretern der Werktätigen, der Intelligenz und des Mittelstandes unseres Kreises. Sie gründeten in dieser Zeit die Ortsgruppen der Kulturorganisationen: den Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, die Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion und die Deutsche Volksbühne in Greiz.
Sie scharten Zehntausende Bürger um sich und begannen planmäßig das neue kulturelle Leben zu entwickeln. Ihre Arbeit wurde von den Vertretern der sowjetischen Kommandantur, dem damaligen Oberbürgermeister und Landrat und seinen Kulturabteilungen großzügig unterstützt und gefördert. Da bei Kriegsende fast alle Kultureinrichtungen geschlossen, Künstler und Kulturgut in alle Winde verstreut waren, mußte jede Kultureinrichtung neu aufgebaut und inhaltlich von faschistischem Gedankengut gesäubert werden. Erhebliche finanzielle Aufwendungen waren dafür erforderlich, zumal auch manche Kriegsschäden in den Kulturinstituten zu beseitigen waren. Aber nicht nur in der Kultur, sondern auch in der Volksbildung, im Gesundheitswesen und vor allem in der Industrie und Landwirtschaft wurden dringend Gelder und Baumaterial benötigt. Es war deshalb‘ in dieser Zeit nicht immer leicht, zu entscheiden, an welche Einrichtung Gelder und Material gegeben werden sollten. Die verantwortlichen Vertreter der Parteien und der örtlichen Verwaltung sorgten aber immer dafür, daß die notwendigen Mittel auch für die Kultur bereitgestellt wurden.
1945, am 10. Oktober konnte das Städtische Orchester Greiz mit Beethovens „Schicksalssinfonie“ eine neue Etappe seiner Arbeit beginnen. Zunächst als Orchester der Stadt, später als staatliche Einrichtung hat es in den letzten 19 Jahren mehr als 1000 Sinfonie-, Opern-, Operetten- und Unterhaltungskonzerte durchgeführt. Weit über 500 000 Zuhörern bereitete es Stunden der Freude und Erholung mit den schönsten Tonschöpfungen aus aller Welt.
Aus Anlaß des 50jährigen Bestehens des Orchesters wurde 1947 die erste Greizer Musikwoche dürchgeführt und vom damaligen Rat der Stadt und des Landkreises Greiz der Stavenhagenpreis zur Förderung junger Musiker gestiftet. Seitdem findet jährlich die „Greizef Musikwoche“ statt. Bis 1963 wurde der Stavenhagenpreis an 70 Jugendliche vergeben. Viele der Stavenhagenpreisträger sind heute Mitglieder führender Orchester unserer Republik und zum Teil international anerkannte Künstler.
1946 wurden auf der Grundlage des SMA-Befehls 51 und 85 die Räume im Unteren Schloß für das Museum wieder freigegeben. Der westdeutsche Kaufhof, dem die Nazi-Kreisleitung bei seiner Flucht aus Schlesien Unterschlupf gewährte, mußte ausziehen. Am 27. Oktober 1946 wurde das Heimatmuseum zum zweiten Male nach seiner Gründung am 12. Oktober 1929 wieder eröffnet. Bereits 1949 konnte es um drei, 1950 um vier Räume erweitert werden. In diesem Jahr erhält es zur Einrichtung eines Vortragsraumes und einer geologischen Abteilung zusätzlich die Räume des Deutschen Papiermuseums, das dieses Jahr nach Leipzig übersiedelte.
1947 konnte mit der Gründung der Deutschen Volksbühne in Greiz auch ein eigenes Theaterensemble gebildet werden. Am 23. August 1947 eröffnete das Theater der Deutschen Volksbühne G.m.b.H. mit Schillers „Don Carlos“ seine Pforten. Ab 1951 wurde das Theater als reine staatliche Einrichtung geführt und seit 1963 besteht es als zweites Haus der Bühnen der Stadt Gera. 5,5 Millionen Mark Zuschuß erhielt das Theater in der Zeit des ersten Fünfjahrplanes, damit jeder Bürger zu billigsten Eintrittspreisen das Theater besuchen konnte. Das Theater war in diesen Jahren die beliebteste Kultureinrichtung. 1952 waren 25 Prozent aller Werktätigen der Stadt Greiz regelmäßige Theaterbesucher. Von 1951 bis 1955 haben 1,5 Millionen Bürger die Vorstellungen des Theaters besucht!
1948/ 49 wurde ein neuer Kulturpark im Herzen der Stadt Greiz geschaffen: auf dem Gelände der früheren „Bürgererholung“, deren Gebäude nach dem Krieg völlig abgebrannt war. Im Goethejahr 1949, drei Monate vor Gründung unserer Republik, wurde er als Goethepark der Bevölkerung übergeben. Im Gründungsmonat der DDR konnte eine weitere Kultureinrichtung zum Nutzen unserer schaffenden Menschen übergeben werden: die Musikbibliothek, die mit einem Bestand von 200 Bänden begann, in weitem Umkreis bis heute die einzige ihrer Art. Ihr Buch- und Notenbestand ist heute bis auf 6000 Bände angestiegen, auch eine umfangreiche Schallplattensammlung und eine Tonanlage mit neuester Wiedergabetechnik gehört zu ihrem Bereich.

1950 konnte die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung wieder eröffnet werden. Über 30 000 Mark waren notwendig, um die größten Bombenschäden am Sommerpalais zu beseitigen. Seit 1962 werden laufend Restaurierungsarbeiten am Sommerpalais durchgeführt. Bis 1970 stellt unsere Regierung für die Erhaltung der Baudenkmäler in unserem Kreis über 100 000 Mark Sondermittel zur Verfügung. Die Staatliche Bücher- und Kupferstichsammlung hat in den letzten beiden Jahren viele Kupferstiche, Grafiken und Zeichnungen über den Befreiungskrieg 1813 Und die Arbeiterbewegung gesichtet und zu Ausstellungen zusammengestellt. Sie hat mit dieser Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Erkenntnis der Geschichte geleistet.
1951, zum „Tag des Kindes“, wurde im Haus der Jugend eine der ersten sechs Kinderbibliotheken unserer Republik mit 1326 Büchern und einem schönen Leseraum der Jugend übergeben. Heute stehen 6847 Bücher den jugendlichen Lesern zur Verfügung. Ein Teil der Bücher ist jetzt im Lesesaal als Freihandausleihe untergebracht. Es ist eine besondere Freude, unseren Kindern beim Suchen nach ihren Lieblingsautoren zuzusehen. Bis 1952 hatte sich das neue kulturelle Leben in den Wohngebieten der Industrie unseres Kreises günstig entwickelt. Mit dem planmäßigen Aufbau des Sozialismus in unserer Republik mußte jetzt in unserem Kreis vorrangig das kulturelle Leben auf dem Lande gefördert werden. Im Januar 1953 schlossen sich die Lichtspieltheater im Kreis zum volkseigenen Kreislichtspielbetrieb zusammen. Diesem Kreislichtspielbetrieb fiel die Aufgabe zu, neben der Bespielung in den stationären Lichtspieltheatern, besonders die Landbevölkerung mit populärwissenschaftlichen Dokumentar- und Spielfilmen zu betreuen.
In 18 Gemeinden wurde mit der Landfilmbespielung begonnen. 1960 spielte der Kreislichtspielbetrieb in 26 Spielorten wöchentlich einmal und in 20 Spielorten wöchentlich zweimal. Im gleichen Jahr wurden 257 424 Besucher im Landfilm bei 7970 Filmvorstellungen gezählt. Heute hat das Fernsehen die Aufgabe der Landbespielung übernommen. Künftig wird der Landfilm nicht mehr regelmäßig, sondern nur nach Bedarf und Anforderung eingesetzt.
1953 konnten in allen Landgemeinden des Kreises auch öffentliche Bibliotheken eingerichtet werden. Zu ihrer Betreuung wurde am 1. Oktober 1953 die Kreisbibliothek gegründet, 1955 hat sich die Stadtbibliothek mit der Kreisbibliothek vereinigt, um ihren großen Buchbestand für die Landbevölkerung mit zugängig zu machen. 1963 haben sich die beiden Stadtbibliotheken Berga und Elsterberg zu Zentralbibliotheken erweitert. Sie betreuen jetzt selbständig ihre Nachbargemeinden. Zur Zeit gibt es in unserem Kreis neben den bereits genannten Bibliotheken 36 Bibliotheken in den Landgemeinden, 22 registrierte Gewerkschaftsbibliotheken und in der Stadt Greiz eine Ladenbibliothek und sechs Vorortbibliotheken. 1963 wurden im Kreis insgesamt ohne Privatbibliotheken 218376 Bücher kostenlos ausgeliehen. 20,4 Prozent der Einwohner des Kreises waren ständige Leser.
Die Einwohner des Kreises Greiz lesen nicht nur fleißig in den Bibliotheken, sondern sie kaufen sich auch viele Bücher und Zeitschriften. In den letzten zehn Jahren hat sich der Buchumsatz in den Buchhandlungen und Buchverkaufsstellen unseres Kreises verdoppelt. 1963 wurden nur von den fünf Buchhandlungen unseres Kreises für über eine Million Mark Bücher verkauft. Von der Post werden zusätzlich jährlich rund sechs Millionen Zeitungen und Zeitschriften vertrieben, durchschnittlich kommen auf jeden Haushalt 2-3 Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements. Damit gehört Greiz zu den Kreisen unserer Republik, in denen am meisten gelesen wird.
Die Freizeitgestaltung besteht aber nicht nur aus Theater-, Konzert- und Kinobesuch, Lesen oder Fernsehen. Die künstlerische Selbstbetätigung hat in unserem Kreis besonders nach der ersten Bitterfelder Konferenz zugenommen. Gab es 1954 45 Volkskunstgruppen und Zirkel, so sind es jetzt über 80. Dabei sind die vielen Interessengemeinschaften in den Betrieben und Wohngebieten gar nicht erfaßt. Zur Förderung des musikalischen Nachwuchses hat sich besonders unsere Musikschule bewährt. Sie hat während ihrem zehnjährigen Bestehen in Greiz Hunderte von Jugendlichen an Musikgruppen, Konservatorien und Hochschulen vermittelt.
Aus der Kulturarbeit der letzten Jahre müßte noch vieles festgehalten werden. Außer den bereits erwähnten Kultureinrichtungen wurden in den letzten zehn Jahren u. a. zwei Lichtspieltheater, acht Klubhäuser, 22 Kultur- und Jugendzimmer um- oder ausgebaut bzw. völlig neu eingerichtet (wie etwa die UT-Lichtspiele oder die Tivoli-Lichtspiele im Aubachtal), das Bühnenhaus des Theaters erhielt einen großen Anbau und wurde zugleich Kreiskulturhaus, der große Saal der HOG „Friedensbrücke“ wurde umgestaltet und modernisiert. Und die Zahl der Fernsehteilnehmer stieg von etwa 1700 im Jahre 1959 auf gegenwärtig 11000. Für die Entwicklung des neuen kulturellen Lebens stellte der Staatshaushaltplan in den letzten zehn Jahren im Kreise Greiz insgesamt 13,9 Millionen Mark zur Verfügung.
Eine beachtliche Summe! Sie diente jedoch nicht, wie einst, nur einer kleinen Schicht von Kulturempfängern, sondern allen Teilen unseres schaffenden Bevölkerung in Stadt und Land, wie das in solchem Umfang und solcher Breite nur in einem sozialistischen Saatswesen möglich ist.
W. Singer

Aus dem Kulturleben
Bei der Abschlußbewertung der Zentralen Laienkunst-Ausstellung anläßlich der 6. Arbeiterfestspiele 1964 im Bezirk Gera erhielt Lothar Kittelmann aus Teichwolframsdorf eine Silbermedaille. Sein von der Auswahlkommission besonders gewertetes Bild „Teichwolframsdorf im Winter“ wurde auch auf einer Sonderausstellung der Laienkunst in Berlin gezeigt und beweist das starke malerische Talent des jungen Schlossers vorn VEB „Ernst Grube“, Werdau. –
Mit einem ebenfalls stark besuchten 4. Serenadenkonzert im kerzenerleuchteten, stilschönen Gartensaal des Sommerpalais schloß unser Staatliches Sinfonie- Orchester unter Leitung von Kapellmeister Gerhard Pflugbeil am 9. September die erste Reihe dieser neueingerichteten Kammerkonzerte ab. Sie fand viel Zustimmung und soll daher im nächsten Sommer wieder aufgenommen werden — dann aber hoffentlich durch entsprechende Absprachen unter verbesserten räumlichen Bedingungen während der Ausstellungspausen hier.
Unter dem Motto „Alle machen mit bei „15 aus 50″ führt das Kreiskulturhaus Theater der Stadt Greiz im „Elsterspiegel“ ein Preisausschreiben in Form eines Wissens- Totos anläßlich des 15. Jahrestages der DDR durch. 15 Fragen aus dem politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben unserer Stadt und ihres Kreises waren zu beantworten und bis 28. September einzusenden. Nach Auslosung der Gewinner erfolgt die Preisverteilung auf einer Veranstaltung am 7. Oktober, zum Tag der Republik 1964. Ein neues System der ,Informationsspeicherung‘ für die kunstwissenschaftliche Arbeit hatte Werner Becker, Leiter der Staatlichen Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, in Form eines L o c h k a r t e n s y s t e m s, wie es in Verwaltung, Technik und Naturwissenschaft üblich ist, entwickelt. Das System ermöglicht für die sehr umfangreichen Sammlungen im Sommerpalais sehr schnelle, erweiterte und absolut exakte Informationen über bestimmte Sachverhalte und Objekte.
Die 17. Greizer Musikwoche mit Austragung des Stavenhagenpreis-Wettbewerbes wurde auf Vorschlag des Musikaktivs der Ständigen Kommission Kultur der Stadt aus technischen Gründen um eine Woche vorverlegt und findet nunmehr vom 14. bis 24. November statt. Der Stavenhagenwettbewerb, zu dem die Meldungen beim Rat der Stadt (Abteilung Volksbildung/Kultur) entgegengenommen werden und die Bedingungen eingesehen werden können, wird am 13./14. November durchgeführt.

Fritz Grosse
Die Bodenreform im Greizer Land

Eine Urkunde, wie sie auch im Kreis Greiz von der Landesverwaltung Thüringen vor nunmehr bald 20 Jahren den Neubauern als Dokument ihres Besitzes ausgehändigt wurde, hier in der Gemeinde Daßlitz. Die Urkunde bestätigte die schulden- und lastenfreie Übertragung des betreffenden Grund und Bodens auf den neuen Eigentümer und berechtigte zugleich zur Eintragung in das Grundbuch.
Fotokopie: Wieduwilt
Die Voraussetzungen zum Aufbau unserer heutigen sozialistischen Landwirtschaft schuf vor nunmehr bald zwanzig Jahren die Durchführung der Bodenreform — ein deutsamer Schritt zur Durchsetzung neuer demokratischer Verhältnisse auch auf dem Lande. Sie begann in unserem Greizer Kreisgebiet im Herbst 1945 und betraf in der gesamten Sowjetischen Besatzungszone jener Zeit rund 2,9 Millionen Hektar Land — fast ein Drittel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche dieses Gebietes überhaupt. Im damaligen Land Thüringen waren es allein 209 503 Hektar, im Kreise Greiz rd. 1350 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, dazu 1070 Hektar Waldgebiet. In der ersten Oktoberhälfte wurde in einer Blocksitzung der vier großen antifaschistisch-demokratischen Parteien (KPD, SPD, LPD und CDU) die Durchführung der Bodenreform für das Gebiet des Stadt- und Landkreises beschlossen, der damalige Landrat mit ihrer technischen Durchführung beauftragt.
Mit der Bildung von Ortsbodenkommissionen in rund 60 Orten des Kreisgebietes, in denen Land entsprechend dem Gesetz darunter fiel, ging es rasch vonstatten. Diesen Kommissionen gehörten 369 Personen, darunter 285 landarme Bauern, 23 landlose Bauern und 51 Landarbeiter an. Die Ortsbodenkommissionen nahmen dann auch die ersten Landforderungen von den Bodenbewerbern entgegen. Mit Hilfe der Kreiskommission wurde daraufhin ein Aufteilungsplan aufgestellt, der dann in den entsprechenden Orten mit den Bodenbewerbern durchgesprochen und nach Annahme zur Durchführung kam. Dabei darf ein Umstand nicht vergessen werden: der ehemalige Großgrundbesitzer war anfangs meistens noch im Ort, ja oft die erste Zeit noch auf dem Gut. Die ehemaligen Besitzer versuchten ihren alten Einfluß auf jede nur mögliche Art auszuüben. Mit Drohungen, Versprechungen, mit Parolen, die Bodenreform sei ungesetzlich, und ähnlichen Dingen versuchten sie, die Landbewerber von ihrem Vorhaben abzubringen. Erst die Aussiedlung dieser ehemaligen Grundherren brachte einigermaßen Ruhe in die Orte. Jetzt wurde von Westdeutschland aus versucht, Stimmung gegen die Bodenreform zu machen. Es wurde in erster Linie behauptet, daß die Bodenreform die Produktion vermindern müsse. Man warnte deshalb vor einer Wiederholung dieses „Experimentes“ in Westdeutschland, wie es das Potsdamer Abkommen vorsah. Aber nicht bei uns, sondern in Westdeutschland waren schon zwei Monate nach der Ernte nicht mehr genug Lebensmittel greifbar, um die festgelegten Rationen voll zu erfüllen. Die allgemeinen Behauptungen zogen bald nicht mehr, weil unsere Neubauern bewiesen, daß sie trotz aller Primitivität der Produktionsmöglichkeiten alles nur Erdenkliche aus dem Boden herausholten. Zu keiner Zeit nach 1945 sind in der damaligen sowjetischen Besatzungszone die festgesetzten Rationen unterbrochen worden. Da schickte man von Westdeutschland aus die sogenannten Sachverständigen vor. Sehen wir uns die Argumente dieser Experten an. Sie behaupteten, daß jede Betriebsumstellung, ganz gleich in welchem Betrieb sie auch immer vorgenommen wird, zunächst eine Produktionsminderung zur Folge habe, zumal wenn sie so „umstürzend“ wie die einer Ackerverteilung sei.
Verallgemeinert ist die Behauptung zweifellos unrichtig. Es kommt vielmehr auf die jeweilige Lage an. Als nach der Kapitulation des Hitlerstaates die Junker zum größten Teil ihre Güter verlassen hatten, wußten sie, daß sie nicht wieder mit so heiler Haut wie 1918 davon kommen würden. Da war das Vieh fortgetrieben, nicht mal das erforderliche Bargeld blieb, um Löhne zahlen zu können. Allerdings war das eine Betriebsumstellung, die produktionsmindernd wirken mußte. Hätte man damals gewartet, bis die Besitzer wiedergekommen wären, um den Betrieb wieder aufzunehmen, dann wäre inzwischen alles liegen geblieben und die Ernte wäre noch weit schlechter ausgefallen, als es nach jahrelanger Erschöpfung des Bodens und nach Vernichtung großer Teile des Inventars und des Viehes tatsächlich der Fall war.
Daß unsere Neubauern mit ihren damals noch nicht gefestigten Wirtschaften unter alledem sehr zu leiden hatten, leuchtet ein. Die Methoden des Angriffs sind altbekannt. Den Kreis der Junker politisch zu entmachten war das politische Ziel der Bodenreform. Daß wir sehr gut ohne ihn und ihre Helfer auskommen, beweist die Entwicklung der Landwirtschaft in unserer Deutschen Demokratischen Republik. Was unsere Neubauern unter den schwierigen und primitiven Nachkriegsverhältnissen geleistet haben, ist bewunderungswürdig. Die ganze Scheinkritik, die geübt wurde, war weiter nichts als ein Angriff der Reaktion auf unsere demokratische Aufbauarbeit. Sie sollte stören, Mißtrauen, Unglauben und Hoffnungslosigkeit aussäen. Sie benutzte die durch das Kriegserbe bedingten Schwierigkeiten, um gegen die Demokratie Sturm zu laufen.
Auf der anderen Seite wäre es lächerlich, behaupten zu wollen, in der damaligen sowjetischen Besatzungszone seien alle Fragen gelöst worden, ohne daß dabei Schwierigkeiten und Probleme aufgetaucht wären. Das Chaos und die Schwierigkeiten waren das Erbe der nazistischen Kriegsverbrecher, die demokratische Entwicklung sowie die Bodenreform aber die richtigen Mittel, um die furchtbare Erbschaft der Nazis rasch und sicher zu liquidieren. Wir verheimlichen auch nicht die Fehler, die bei der Durchführung der Bodenreform gemacht worden sind. Es gibt aber in der Geschichte kein Beispiel, daß ein solch historisches Reformwerk ganz ohne Fehler durchgeführt worden wäre. Wir kennen unsere Fehler, sie liegen aber auf einer völlig anderen Ebene als jene, auf der sich unsere Panikmacher befanden. Nicht zu früh, sondern zu spät ist die Bodenreform angefaßt worden. Nicht zuviel Männer und Frauen aus dem werktätigen Volk haben sich bei seiner Durchführung aktiv und verantwortungsvoll beteiligt, sondern zu wenig. Nicht zu scharf wurden Großagrarier, Militaristen und Kriegsverbrecher angefaßt, sondern mitunter zu mild.
In der ersten Phase galt es, die Neubauern und die übrigen Landnehmer rechtlich zu sichern und auch die wirtschaftliche Sicherung durchzuführen. In Thüringen waren 1947/48 rund 3000 Neubauernhöfe zu errichten. Im Zuge der Durchführung der Bodenreform kamen im Kreise Greiz 22 Betriebe der Großgrundbesitzer mit 3030 ha, 6 Staatsdomänen mit 614 ha und 20 Betriebe von Kriegsverbrechern u. a. mit 600 ha zur Aufteilung. Durch diese Aufteilungen wurden 1859 Familien Land gegeben. Es erhielten 170 Landarbeiter und landlose Bauern 1413 ha, 108 Neubürger 848 ha, 413 landarme Bauern 749 ha und 1138 Kleinsiedler 288 ha. Darüber hinaus erfolgte die Bildung des Volkseigenen Gutes in Berga.
Zu beachten sind die auf den damals enteigneten Gütern vorhandenen Viehbestände: 57 Pferde, 18 Ochsen, 233 Kühe, 161 Stück Jungvieh, 26 Schafe und insgesamt 273 Stück Geflügel. Dazu kamen 17 Traktoren. (Zum damaligen Kreis Greiz gehörte noch der Kreis Zeulenroda.) Die erste Enteignung in unserem Kreisgebiet war am 1. Oktober 1945. An diesem Tag wurde das Rittergut Schönfeld mit 193 ha LNF und 160 ha Wald enteignet. Trotz aller Schwierigkeiten bei der Durchführung der Bodenreform im damaligen Stadt- und Landkreis Greiz können wir heute sagen, daß sie ein voller Erfolg und damit zu einem markanten Faktor unseres Wiederaufbauprogramms wurde.
Der Kreis Greiz war im Jahre 1945 der erste Kreis in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, der seine Ablieferungspflicht, und zwar am 24. September, hundertprozentig erfüllte. Ebenso wurde am 20. Oktober 1945 der Freie Markt in Greiz als erster in der damaligen sowjetischen Besatzungszone durchgeführt. Tausende von Menschen füllten schon Stunden vor der Eröffnung den Karl-Marx-Platz in der Hoffnung, aus dem Angebot etwas zu erhalten. 80 Bauern boten für ca. 14 800,— DM Waren an. U. a. kamen zum Verkauf an die durch das Erbe des Faschismus hungernde Bevölkerung: 85 Ztr. Weizen, 25 Ztr. Roggen, 8,5 Ztr. Mehl, 7 Ztr. Brot, 60 Semmeln, 400 Ztr. Kartoffeln, 120 Ztr. Kohlrüben, 40 Ztr. Rote Rüben, 20 Köpfe Blumenkohl, 10 Ltr. Milch und 2 kg Wurst. Als Zeichen der Verbundenheit der Arbeiterklasse mit den werktätigen Bauern bot die einheimische Industrie ihre Erzeugnisse den Bauern zum Kauf an. Am Dienstag, 9. Oktober 1945, fand auf dem Karl-Marx-Platz der erste Freiverkauf von Brot statt. Zur Gewährleistung eines gerechten Verkaufs diente die Milchkarte als Kontrollausweis. Fast 15 Jahre liegen zwischen diesen denkwürdigen Tagen und jenen Tagen des Frühjahrs 1960, in denen sich in unserer Republk alle noch einzeln wirtschaftenden Bauern zu Produktionsgenossenschaften zusammenschlossen und damit den Grundstein für den endgültigen Weg zum Sozialismus auf dem Lande legten.

Ein Kinderplastikzirkel in Greiz?
Seit über zehn Jahren besteht im VEB Elsterberger Seidenwebereien ein von der Greizer Bildhauerin Annemarie Höhn angeleiteter Kinderplastikzirkel. Von verschiedenen Eltern wurde daher der Wunsch ausgesprochen, einen solchen Zirkel auch in Greiz einzurichten, da das Interesse daran groß sei. Die Voraussetzungen dafür sollen in diesen Tagen geschaffen werden, weshalb alle interessierten Eltern, deren Kinder an einem solchen Zirkel teilnehmen wollen, sich bei Frau Annemarie Höhn in Greiz, Hermann-Löns-Str. 19 (Ruf 3859), oder im Kreiskulturhaus „Theater der Stadt Greiz“ bzw. in der Bücher- und Kupferstichsammlung im Sommerpalais (Ruf 2283) melden wollen.

Ein Dorfklub, wie er sein soll
Der rührige Dorfklub der Gemeinde C u l m i t z s c h mit ihrem Bürgermeister Franz und dem Festkomitee führt zum 15. Jahrestag unserer Republik eine Festwoche durch, zu der die gesamte Bevölkerung zum Besuch aufgerufen ist. Das vorliegende Programm zeigt, wie selbst in einer kleineren Gemeinde ein richtiges ländliches Fest, verbunden mit einer Sachwert-Tombola, mit größtenteils eigenen Kräften vorbildlich gestaltet werden kann.
Außer der Eröffnungsveranstaltung am 1. Oktober, einer Festsitzung des Dorfklubs mit der Bevölkerung anläßlich des fünfjährigen Bestehens des Klubs, findet in Kleinkundorf eine öffentliche Wettbewerbs-Auswertung im Leistungsvergleich beider Orte statt. Der Sport bietet am Sonntag (4. Oktober) vielerlei Austragungen von Spielen und Wettkämpfen (Staffellauf, Fußball, Volleyballvergleich u. a.), eine Art Ringfrei-Sendung mit unterhaltsamen Melodien und ein literarischer Abend mit Horst Salomon folgen.
Höhepunkt ist die Geburtstagsfeier unserer Republik am 7. Oktober mit Festempfang der Gemeindevertretung, buntem Treiben vor dem Wasserschloß, einem Festprogramm der Oberschule und gemeinsamer Festsitzung der Volksvertretungen Culmitzsch-Kleinkundorf, der sich ein kleines Festprogramm mit Kabarett, Ehrung verdienter Abgeordneter, Musik und Tanz anschließt.
Sicherlich werden andere Gemeinden unseres Kreises ähnliche Veranstaltungen durchführen, so daß es aufschlußreich und nutzbringend wäre, die verschiedenen Programme in diesen Blättern einmal auszuwerten. Es wird daher gebeten, sie dem Kabinett der besten Erfahrungen im Kreiskulturhaus Theater der Stadt Greiz baldmöglichst einmal zuzustellen (soweit dies noch nicht geschehen ist).

Neuer Kulturbund-Kreissekretär
Nachdem der bisherige Kreissekretär des Deutschen Kulturbundes in Greiz, Eberhard Herzog, die Leitung des Kreiskulturhauses übernommen hatte, mußte das Kreissekretariat einige Zeit ohne Sekretär arbeiten. Nunmehr wurde auf Vorschlag der Bezirksleitung Gera des DKB als neuer Kreissekretär Rudi Thomas aus Gera nominiert und in der letzten Kreisvorstandssitzung bestätigt. Er war fünf Jahre hindurch in der Leitung der Gesellschaft für Deutsch-sowjetische Freundschaft in Gera, danach in der Bezirksdirektion Gera der VEB Deutsche Konzert- und Gastspieldirektion tätig, bringt also Viele Erfahrungen auf kulturellem Gebiet mit.
Rudi Thomas, der als stellvertretender Vorsitzender in der Kommission für kulturelle Massenarbeit im Geraer Wohngebiet IX auch gesellschaftlich erfolgreich wirkte, hat seit Mitte August seine Greizer Tätigkeit aufgenommen, wozu ihn die besten Wünsche begleiten.

Werbung im Greizer Heimatbote Oktober 1964: Oswald A. Hofmann – Gravierwerk und Schilderfabrik

Nein und Ja zum Greizer Volkskunstprogramm
Meinungen zum heimischen Volkskunstschaffen von heute
Zu den 6. Arbeiterfestspielen 1964 im Bezirk Gera trat als eines der qualitätsvollsten Volkskunstensembles in unserem Bezirk das Greizer V o l k s k u n s t e n s e m b l e der Textilarbeiter „Hanns Eisler“ erfolgreich in den Städten Saalfeld, Jena und Schleiz auf. Das mit dem Staatspreis 1. Klasse und dem Kunstpreis des Bezirkes ausgezeichnete Ensemble brachte sein zu diesem Anlaß und dem des zehnjährigen Bestehens einstudierte Programm „ … wie die Liebe und das Glück“, das unter Leitung von Heinz Ross mit viel Freude und Elan einstudiert worden war (es wird in veränderter Form auch zur Feier des 15. Jahrestages unserer Republik am 6. Oktober im Theater geboten).
In Auswertung der Veranstaltungen der 6. Arbeiterfestspiele in der Presse und in Fachorganen gab es über die Programmgestaltung des Volkskunstensembles „Harms Eisler“ recht verschiedene Ansichten, über die sich durchaus diskutieren läßt. Wir geben hier (auszugsweise) einmal wieder, was P. L. im Kulturteil des Zentralorgans der SED „Neues Deutschland“ vom Juli und was die Zeitschrift „Volkskunst“ im Augustheft (8/64) in einem zusammenfassenden Artikel von Helmut Grimmer unter dem Titel „Gera 1964 — eine Olympiade der Volkskunst!“ schrieben.
Im ND heißt es in dem Artikel „Ehe die Erinnerung verblaßt“, nachdem die Frage nach entscheidenden Kriterien eines Ensembleprogramms gestellt wurden: „ … Ein eklatantes Beispiel bietet sich, wenn man die Programme des Ensembles des Funkwerkes Köpenick und der Greizer Textilarbeiter vergleicht. Die Berliner setzten sich, zum Teil parodistisch, mit überholten Auffassungen von Volkskunst auseinander, die Greizer sangen und tanzten ebenso wie vor Jahren nicht schlechter als früher, nicht schlechter als andere. Aber als sie in Saalfeld auftraten, sah man auf dem gut besuchten Marktplatz kaum Zuschauer zwischen 15 und 25 Jahren. Mit einem Tanzspiel (das „Vogtländische Tanzspiel“, d. Red.) vom bösen Junker und von wackeren Bauersleut‘ lockt man keinen jungen Menschen vor die Bühne — und erst recht nicht auf die Bühne. Es geht nicht darum, sämtliche Traditionen über Bord zu werfen‘, aber es müßte den Greizern doch zu denken geben, was wir aus dem Funkwerk hörten: in Bad Köstritz dauerte deren 50-Minuten-Programm zweieinhalb Stunden, so oft wurde da capo gerufen, und in Gera waren Tausende begeistert.
Ein zweiter Aspekt für die Diskussion über allgemeingültige Kriterien ergibt sich; wenn man das Greizer und das Berliner Programm der ,Spanischen Hochzeit‘ gegenüberstellt, wie sie das Leipziger ,Louis-Fürnberg-Ensemble‘ interpretierte. Gewiß, die Köpenicker waren um ein Musical bemüht, und die Textilarbeiter ließen Chorlieder mit Tänzen abwechseln. Keines von beiden Ensembles jedoch … erreichte eine solche Intensität, ein solches Niveau wie die Leipziger Studenten. Das lag natürlich nicht zuletzt am Sujet, und damit wären wir beim dritten Aspekt des Vergleichs — bei der Qualität dessen, was für unsere Ensembles geschrieben, komponiert und dramatisiert wird …“. Dieser kritischen Äußerung des ND an Form wie Inhalt des Greizer Programms steht die des Artikels in der „Volkskunst“ gegenüber, in dem es, das Greizer Ensemble betreffend, heißt: „ … Die heftigsten Diskussionen gibt es alljährlich um die Ensembleprogramme; immer wieder kommt dabei der Gedanke auf, ob denn Volkskunstensembles in der hergebrachten Form überhaupt noch Existenzberechtigung haben. Die 6. Arbeiterfestspiele zeigten mit aller Deutlichkeit, daß auch diese Frage eine reine Qualitätsfrage ist.
Zum Beispiel brachte das Volkskunstensemble ,Hanns Eisler“, Greiz in diesem Jahr wieder einmal ein reines Nummernprogramm. Obwohl dieses in seiner Grundhaltung verhältnismäßig seriös angelegt war und durchaus eine Auflockerung durch einige heitere, moderne Lieder vertragen hätte, wurden die Lieder, darunter einige Neuschöpfungen von Günter Fredrich und Karl-Heinz Dieckmann, mit hoher künstlerischer Qualität und ungeheurer Ausstrahlungskraft (man vergleiche hier die sehr unterschiedlichen Meinungen der beiden Artikelschreiber über die Wirkungsfrage! D. Red.) vom Chor dargeboten, so daß mehrere tausend Zuhörer trotz des kühlen Abends auf dem Neumarkt in Schleiz gefesselt wurden und ausharrten …“.
Soweit sei zitiert, was der ernsthaften Diskussion lohnt. Da unser „Heimatbote“ die Aufgabe hat, neben heimatkundlichen und allgemein kulturellen Fragen auch solche spezifisch künstlerische Art wie diese hier zu behandeln, erbitten wir Stellungnahmen. Die Leitung des „Hanns-Eisler-Ensembles“ wird sich sicher auch dazu äußern …
Die Redaktion

Um die Wasserversorgung unserer Heimat
Im Zusammenhang mit dem in unserer August-Ausgabe veröffentlichten Artikel „Eine neue Talsperre im Vogtland“ dürfte interessieren, daß bis 1972 im ganzen Ostthüringer Raum eine Fernwasserversorgung aufgebaut wird, die ein Gebiet von rund 1500 Quadratkilometer umfaßt und 45 Prozent aller Einwohner des Bezirkes Gera, in dem seit Jahrzehnten Wassermangel herrscht. Die künftige neue Talsperre im Weidatal bei Zeulenroda hat ein Einzugsgebiet von 138,9 Quadratkilometer bei einem Stauinhalt von 29,5 Millonen Kubikmeter. Zusammen mit der bestehenden Weidatalsperrewerden beide maximal bis zu 69 000 Kubikmeter Trinkwasser täglich abgeben können, während die mittlere Gebrauchsquote im Einzugsbereich bei 60 000 Kubikmeter je Tag liegt. Der Bau der Fernzuleitung und der für die Druckzonen notwendigen Hochbehälter wird umfangreiche Mittelbereitstellung erfordern. Das gesamte Wasserversorgungsnetz erreicht dann eine Länge von 118 Kilometern.
Die Wasserwirtschaftsdirektion Saale/Weiße Elster in Gera, deren Chefingenieur Horst Elsner darüber interessante Ausführungen machte, hat also zur Sicherung der Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung, Industrie und Landwirtschaft in unserem weiteren Heimatgebiet große Aufgaben zu erfüllen.

Werbung im Greizer Heimatbote Oktober 1964: Vereinsbuchdruckerei Greiz VOB „Aufwärts“

KARL-HEINZ ZIERDT
Die Mauerblümchen von Elsterberg
Pflanzengesellschaften in der Burgruine zu Elsterberg
Für viele Naturfreunde werden Mußestunden immer seltener. Nur wenig Zeit findet sich gelegentlich für weite Spaziergänge, um der Natur nach all‘ der Hast des Tages wieder einmal näher zu sein. Gibt es da etwas Idealeres als ein blühendes Pflanzenzentrum inmitten einer schnell zu erreichenden Stadt? Von dem altersgrauen Gemäuer der Elsterberger Burgruine, auf dem von der Weißen Elster umflossenen Bergkegel des Schloßberges, kann man mit Fug und Recht behaupten, ein solcher Mittelpunkt zu sein. Nur wenige wissen, daß der größere südliche Teil des Felsplateaus, der die Hauptgebäude der Burg einst trug, aus schwarzem Kulmschiefer, der kleinere nördliche bei der Turmhalle hingegen aus hellblaugrauem, deyonischem Kalkknotenschiefer besteht, in den der weißgraue Kalk wellenförmig eingelagert ist.
Unter den großen Segmentbogenfenstern des Rittersaales wird dieses, am Waldhang über der Schloßwiese jenes Gestein an einer Felsklippe sichtbar. Ein spezifisch kalkliebender Pflanzenbestand, wie zum Beispiel in Waldhaus bei Greiz oder südlich von Elsterberg, läßt sich jedoch nicht feststellen. Hier fehlen sowohl eine sonnige Hanglage, geeigneter Baumbestand und eine ungestörte Vegetation, aber auch eine schnelle Verwitterung des Kalkes aus dem Schiefer heraus und durch die Bodendecke hindurch schwermöglich sein wird. Ein Verschwinden der vorhandenen üppigen Pflanzenansammlung ist trotz allem nicht zu befürchten. Bisher büßte lediglich das Brunnen-Lebermoos nach einem Mauerneubau seinen Standort ein.
Als wahre Charakterpflanzen des Ruinenareals können die wohl aus dem einstigen Schloßgarten im jetzigen Birkenwäldchen verwilderten Färbe- und Gewürzkräuter gelten: die gelbe Färber-Hundskamille (Anthemis tinctoria), der gelbgrüne Färber-Reseda (Reseda luteola), die hohen Rispen des früher oft zu Gemüsezwecken verwendeten Garten-Ampfers (Rumex patientia) mit den kräftigen ungeteilten Blättern dem Haupttor gegenüber und der Pastinak (Pastinaca sativa) oder auch die Pastinake genannt, eines der wenigen gelbblühenden Doldengewächse, dessen Kraut im Geschmack kaum von dem der Petersilie zu unterscheiden ist. Die Pflanzen sind kräftig, werden bis 1 Meter hoch und finden sich vor allem im Zwinger beim Nordturm.
Im Frühling leuchten von den Mauern das weiße Acker-Hornkraut (Cerastium arvense), die gelben niedrigen Polster des Frühlings-Fingerkrautes (Potentilla tabemaemontani) und däs winzige weißblühende Hungerblümchen (Erophila verna). Im Sommer sind es die gelbgrünen Blütenstände der Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), bei deren Betrachtung mit einer Lupe man ob der Schönheit des Blütenbaues erstaunt sein wird, dann die lila Blüten des aus Mauerritzen hervorsprießenden italienischen Zimbel-Leinkrautes (Cymbalaria muralis), die hellvioletten Polster des Blaukissens (Aubrieta deltoides), eines Gartenflüchters, und der seltsam hellgraulila blühende Mittlere Wegerich (Plantago media).
All‘ das wird ergänzt durch das gelbe, löwenzahnähnliche, in Rispen stehende Wald- Habichtskraut (Hieracium silvaticum), die weißen Doldenblüten der Großen Bibernelle (Pimpinella major), deren Charakeristikurn die nach unten gebogene Dolde vor dem Erblühen ist. Auch der dickblättrige Milde Mauerpfeffer (Sedum boloniense), das ihm verwandte rötlich-weiße Laufkraut (Sedum spurium), das Wiesen-Labkraut (Galium mollugo) mit seinem weißen Blütenschleier, der dem Rotklee ähnliche Wald-Klee (Trifoilum alpestre), der Zerbrechliche Blasenfarn (Cystopteris fragilis), der kleine Mauerrauten-Streifenfarn (Asplenium ruta-muraria), der feine hellgrüne Eichen-Lappenfarn (Lastraea dryopteris) und die stachligen blauen Ähren des Natterkopfs (Echium vulgare) gehören zu diesen mauerbesiedelnden Arten.
Das Burginnere aber kann man erst recht als einen Treffpunkt einer großen Pflanzengemeinschaft bezeichnen. Massenhaft finden sich dort die dunkelrot gefleckten Stengel des Taumel-Kälberkropfes (Chaerophyllum temulum) mit den weißlichen Doldenblüten (der durch sein Gift betäubend wirkt), zerstreut ebenfalls der ähnliche, aber kräftigere Wiesen-Kerbel (Anthriscus silvestris), im Volksmund „Pferdekümmel“ genannt, und die häufige, über einen halben Meter hochwerdende Schwarznessel (Ballots nigra), rotlila und taubnesselähnlich blühend, auch Schwarzer Gottvergeß oder Bulte genannt. Besonders auffällig wirken die 5 cm breiten, intensiv purpurroten Blütenkörbe der Nickenden Distel (Carduus nutans) in ihrem graugrünen stachligen Habitus, die rautenförmigen Blätter des trugdoldigen, gelben Jakobs-Greiskrautes (Senecio jacobaea) und die kleinen rosa Blütchen auf den fingerlangen, aufrechten Samenschoten des Berg – Weidenröschens (Epilobipm montanum).
Der aufmerksame Beobachter wird dazu noch im gesamten Komplex der Ruine folgende aufgeführten Pflanzen entdecken können:
Im Halsgraben, den eine Holzbrücke überspannt, finden wir den karminroten WaldZiest (Stachys silvatica) mit seinen Lippenblüten und das bekannte und gehaßte Unkraut Breitwegerich (Plantogo major). Zerstreut kommt weißes Taubenkropf-Leimkraut (Silene cucbalus) mit dem aufgeblasenen Kelch hinzu, der kleinblütige Weiche Storchschnabel (Geranium pusillum), die hellgrüne Dreinervige Nabelmiere (Moehringia trinerva), die nur an absonnigen Stellen wächst, und das Hirten-Täschelkraut (Capsella bursa-pastoris). Dem gesellt sich der Efeublättrige Ehrenpreis (Veronica hederaefolia) hinzu, das Mohngewächs Schöllkraut (Chelidonium majus), als Warzengift bekannt. Vogelmiere (Stellaria media), unter dem Namen „Hühnefscherlich“ berüchtigt, der winzige gelbköpfige Kleine Klee (Trifolium dubium), Weißklee (Trifolium repens), roter Zickzack-Klee (Trifolium medium), so wegen seines gewundenen Stengels bezeichnet, Vogel-Knöterich (Polygonum aviculare), das kleine rasenbildende Liegende Mastkraut (Sagina procumbens) und die klebrige Nachtfalterblume Nickendes Leimkraut (Silene nutans).

Bekannte Pflanzen auf ausländischen Briefmarken
Island: = Kuhblume (Löwenzahn) — Taraxacum officinale,
CSSR: = Nickende Distel — Carduus nutans,
Jugoslawien: = Durchlöchertes Johanniskraut — Hypericum perioratum,
Schweiz:= Sonnenblume — Helianthus annuus.

Mit ihnen teilen den Standort außerdem das rauhhaarige Kleinblütige Vergißmeinnicht (Myosotis stricta), das löwenmäulige gelbe Leinkraut (Linaria vulgaris), die gleichfarbige Schwarze Königskerze (Verbascum nigrum) mit den lebhaft-violett behaarten Staubgefäßen, und zuletzt zwei Korbblütler von gelber Farbe: das Glafte Habichtskraut (Hieracium laevigatum), das recht anspruchslos die warmen Felspartien besiedelt, sowie das stark verästelte Gewächs der gleichen Gattung, Wiesen-Grundfeste oder Wiesen-Pippau genannt (Crepis biennis) mit seinen tief eingeschnittenen Laubblättern. Gerade dieses letztere ist ein im Vogtland weit verbreitetes Wiesenunkraut, das allerdings die Höhenstufe über 400 Meter nicht gern überschreitet.
Zur Abrundung des Bildes über die Gesellschaft der Kräuter und um der vermutlichen Vollständigkeit halber, folgen schließlich noch einige kurze Angaben, welchem Blumenkind man bei eifrigem Suchen an abgelegenen Stellen immerhin noch begegnen könnte. Es wären dies die nun aufgeführten Arten: Der „Löwenzahn“ des Volksmundes, botanisch Kuhblume (Taraxacum officinale) genannt, Sonnenblume (Helianthus annuus), Große Brennessel (Urtica dioica), Mauer-Lattich (Mycelis muralis), Feuerkraut (Chamaenerion angustifolium), Quendel-Sandkraut (Arenaria serpyllifolia), Wiesen-Hornklee (Lotus corniculatus), Wilde Möhre (Daucus carota), Schafgarbe (Achiliea millefolium), Durchlöchertes Johanniskraut oder Hartheu (Hypericum perforatum), Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea), Kohl-Gänsedistel oder Milchdistel (Sonchus oleraceus), Acker-Glockenblume (Campanula trachelium), Thymian (Thymus pulegioldes) und zwei Arten der Melde: Langblättrige Melde (Atriplex oblongifolia) sowie Spreizende Melde (Atriplex patula).

Neue Kunstwerke sollen entstehen
Ende August hatte der Kreisvorstand des FDGB Greizer Künstler und Vertreter von Betrieben und des Staatsapparates zu einer Beratung in das Kreiskulturhaus eingeladen. Das Thema der sehr lebhaften und anregenden Aussprache war: „Welche Werke sollen von unseren Künstlern in den kommenden Monaten im Auftrage der Werktätigen geschaffen werden?“. Der V. Kongreß des Verbandes Bildender Künstler Deutschlands und die 2. Bitterfelder Konferenz hatten im Frühjahr darauf orientiert, das Auftragswesen zukünftig wesentlich zu verbessern. Vor allem sollen die Künstler enger als bisher mit den Kollektiven der Werktätigen zusammenarbeiten.
Die Meinungen, die in dieser Aussprache von Künstlern und Betriebsangehörigen geäußert wurden, waren recht vielfältig, und es konnte so manches Mißverständnis geklärt werden. So stand z. B. die Ansicht eines Künstlers, der im gesellschaftlichen Auftrag in erster Linie eine Möglichkeit sah, in seiner eigenen künstlerischen Entwicklung weiterzukommen, der Forderung von Werktätigen gegenüber, die ihrerseits vor allem gute, erschwingbare Kunstwerke wünschten. Natürlich konnte diese Aussprache nicht alle Probleme lösen. Sie wird in diesen Tagen differenziert in den Betrieben weitergeführt und soll schließlich zum Abschluß von Verträgen zwischen einzelnen Betriebskollektiven und Künstlern führen. Ohne diesen Vereinbarungen vorzugreifen, kann jedoch bereits berichtet werden, daß Verträge über ein Ölgemälde für einen Betrieb, über ein paar Tierplastiken für den Springbrunnen am Karl-Liebknecht-Platz, über einen Wandbehang für einen Kulturraunn und mehrere Aquarelle für das Tagescafe in der HOG „Friedensbrücke“ vorgesehen sind.
Nach Abschluß der einzelnen Verträge sollen dann die Entwürfe im Spätherbst in einer öffentlichen Aussprache im Kreiskulturhaus vorgestellt und diskutiert werden.
Dr. Becker

Dr. WERNER QUERFELD
Landesarchiv Greiz zum 15. Jahrestag der Republik
Unmittelbar nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Oktober 1949 wurde — ähnlich wie nach der Französischen Revolution von 1789 und der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution von 1917 — eine den neuen gesellschaftlichen Verhältnissen entsprechende Archivorganisation geschaffen. Die Regierung des ersten deutschen Arbeiter- und Bauernstaates hatte sogleich die große Bedeutung der Archivbestände im Interesse des Volkes erkannt. Die Hauptabteilung Archivwesen beim Ministerium des Innern (seit 1953 Staatliche Archivverwaltung) erarbeitete die gesetzlichen Grundlagen für die Archive zur Lösung der erweiterten Aufgaben. So entstand erstmalig in der deutschen Archivgeschichte ein einheitliches, zentral geleitetes Archivwesen.
Das Landesarchiv Greiz (früher Thüringisches Staatsarchiv), das im Jahre 1920 im Oberen Schloß zu Greiz eingerichtet wurde, ist dem Thüringer Landeshauptarchiv nachgeordnet und untersteht wie alle Staatsarchive der Deutschen Demokratischen Republik der Staatlichen Archivverwaltung beim Ministerium des Innern. Es bewahrt entsprechend der geschichtlichen Entwicklung bis zur Verwaltungsreform der Deutschen Demokratischen Republik vom Juli 1952 die Archivalien der ehemaligen Staaten Reuß älterer Linie und Reuß jüngerer Linie (bis 1918 bzw. 1919), des aus denselben im April 1919 herVorgegangenen Volksstaates Reuß (bis 1920) sowie der nachgeordneten Behörden des Landes Thüringen (1920 bis 1952) in den damaligen Stadtkreisen Gera und Greiz und den damaligen Landkreisen Gera, Greiz und Schleiz auf.
Der Zuständigkeitsbereich des Landesarchivs Greiz erstreckt sich also im wesentlichen über die seit Juli 1952 zum Bezirk Gera gehörigen Kreise Gera, Greiz, Pößneck, Loben- stein, Schleiz und Zeulenroda einschließlich des Stadtkreises Gera. Der Gesamtumfang des Archivgutes beträgt nach dem Stand vom 31. Juli 1964 insgesamt 3486 lfd. Meter Akten, 1916 Urkunden, 3168 Stück Karten, Pläne und Risse sowie rund 175 lfd. Meter amtliche Drucksachen und Zeitungen. Das älteste Originalschriftstück ist eine Urkunde aus dem Jahre 1323, und die jüngsten schriftlichen Überlieferungen reichen bis zur Verwaltungsreform der Deutschen Demokratischen Republik vom Juli 1952.
Die obengenannten Archivalien sind wichtige Quellen zur Geschichte Ostthüringens. Darunter befindet sich auch Schriftgut zur mittelalterlichen Geschichte des Vogtlandes. Aus den schriftlichen Oberlieferungen bis zur Novemberrevolution von 1918 wird die Politik der einzelnen deutschen Kleinstaaten deutlich. Der häuptsächliche Wert der Bestände des Landesarchivs Greiz liegt in der wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Bedeutung. In den Archivalien im Oberen Schloß spiegelt sich fernerhin die Tatsache wider, daß Ostthüringen und insbesondere das Gebiet des heutigen Bezirkes Gera eine bedeutende Industrie, namentlich Textilindustrie, mit geschichtlich weit zurückreichenden Vorstufen besitzt. Solche Quellen zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung sind von allgemeinem Interesse. Im Zusammenhang hiermit ist umfang- und aufschlußreiches Material zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung überliefert.
Vielseitig und verantwortungsvoll sind Arbeit und Aufgaben des Landesarchivs Greiz, über die sich mancher Außenstehende nicht die rechte Vorstellung machen kann. Aber durch eine seit den letzten Jahren in verstärktem Maße betriebene Popularisierüng werden immer weitere Kreise des Staatsapparates und der Bevölkerung mit dem Archivwesen vertraut, so daß der Nutzen des Archivs für die Allgemeinheit zunehmend größer wird.
Zum Schwerpunkt der Arbeit des Landesarchivs Greiz gehören Ordnung und Verzeichnung der Archivalien, welche für die systematische Benutzung und Erschließung unbedingte Voraussetzungen sind. Das Archivgut wird nicht willkürlich zusammengebracht, sondern erwächst aus den Registraturen der‘ Behörden, Dienststellen, Organisationen und Personen. Seit Jahrzehnten werden alle Archivalien, die bei einem Registraturbildner entstanden sind, im Archiv zu einer geschlossenen Gruppe, einem „Bestand“, zusammengefaßt. Dieses Ordnungssystem heißt „Herkunfts- oder Provenienzprinzip“. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine genaue Kenntnis der Behördenorganisation, die sich der Archivar auf Grund eingehender und oft langwieriger Studien aneignen muß. Jeder Bestand wird meist vorerst auf Karteikarten und später endgültig in einem Findbuch (Repertorium) verzeichnet. Zu ermitteln und zu erfassen sind hierbei für jede Akteneinheit die zur Benutzung und Erschließung in technischer wie in inhaltlicher Hinsicht (Aufstellung, Aushebung und Einlagerung einerseits sowie Auswertung andererseits) nötigen Angaben, und zwar Provenienz bzw. Registraturbildner, laufende Nummer bzw. Archivsignatur, Registratursignatur bzw. Aktenzeichen, Aktentitel oder Aktenbetreff, Enthält- und Darin-Vermerke, Bandzahl, Daten der zeitlichen Erstreckung des Akteninhalts und Verweise. Das meiste im Landesarchiv Greiz verwahrte Archivgut ist bereits geordnet und verzeichnet. Noch zu bearbeiten sind jedoch die ziemlich umfangreichen Archivallenablieferungen der letzten Jahre, Insbesondere von seiten der zum Zuständigkeitsbereich des Archivs gehörigen Behörden und Dienststellen, was einen langen Zeitraum intensiver Arbeit in Anspruch nehmen wird.
Neben der Ordnung und Verzeichnung wird der Benutzerdienst durchgeführt. Tagtäglich kommen Besucher in das Archiv, um über viele Belange und Fragen Auskunft zu erhalten. Obenan stehen Forschungen zur Landes-, Heimat- und Ortsgeschichte sowie insbesondere zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Auf diesen Gebieten hat in der Deutschen Demokratischen Republik der Deutsche Kulturbund bahnbrechende Schritte unternommen, In seiner Arbeitsplanung ist von vornherein die Pflege der Geschichtsforschung betrieben worden. Auch dient die Archivbenutzung in zunehmendem Maße der wirtschaftlich-technischen Nutzung vor allem für die volkseigene Wirtschaft zur Durchführung wichtiger Bau- und Erweiterungsvorhaben. Ferner wird Archivgut für Verwaltungs- und Rechtsfragen verwendet.
Die Archivalien dürfen jeweils nur im Benutzersaal des Archivs bearbeitet werden. Für auswärtige Interessenten können jedoch Ausleihen an Archive und Bibliotheken des betreffenden Wohn- oder ArPeitsortes vorgenommen werden. Von dieser Möglichkeit wird weitgehend Gebrauch gemacht. Wissenschaftliche Forschungen sind gebührenfrei. Ein weiterer Punkt der Archivarbeit ist die Auskunftstätigkeit. Auswärtige Interessenten und Forscher fragen vor der Archivbenutzung verständlicherweise an, ob und welches Schriftgut für die von ihnen zu bearbeitenden Themen vorhanden ist. Außerdem tauchen bei der täglichen Arbeit in Industrie, Verwaltung und Landwirtschaft oftmals Fragen auf, deren Beantwortung bzw. Klärung nur auf Grund der im Archiv verwahrten Unterlagen möglich ist, ohne daß sich deshalb eine für auswärtige Behörden, Dienststellen und Organisationen meist mit Schwierigkeiten verbundene Direktbenutzung lohnt. In solchen und ähnlichen Fällen erteilt das Archiv kostenlose Auskünfte.
Das Landesarchiv Greiz ist wie andere Archive der Deutschen Demokratischen Republik weiterhin bestrebt, das von ihm verwahrte Schriftgut einem möglichst großen Kreis von Interessenten bekannt und zugänglich zu machen. Diesem Zweck dient vor allem die in jahrelanger Gemeinschaftsarbeit entstandene „Übersicht über die Bestände des Landesarchivs Greiz“, die im Juli 1963 als Band 7 der „Veröffentlichungen des Thüringischen Landeshauptarchivs Weimar“ erschienen ist. Alle die Geschichte der Arbeiterbewegung bereifenden Akten aus der Zeit von 1820 bis 1945 sind auf Grund längerer Vorarbeiten in einem Spezialinventar erfaßt, das seit Oktober 1963 als Teil 4 des Bandes 6 der von der Staatlichen Archivverwaltung beim Ministerium des Innern der Deutschen Demokratischen Republik hel’ausgegebenen Veröffentlichungsreihe „Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“ vorliegt. Diese Neuerscheinungen werden die Erschließung der Bestände des Landesarchivs Greiz insbesondere zur Erforschung der Landes-, Heimat- und Ortsgeschichte sowie der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung erheblich fördern.
Die Ergebnisse der im Landesarchiv Greiz betriebenen Forschungen liegen in vielen Veröffentlichungen vor und sind mannigfaltiger Art. Universitätsprofessor Dr. Friedrich Schneider, der von 1920 bis 1947 tätige Leiter des Archivs, gab auf Grund der von ihm betreuten Materialien wertvolle Anregungen für viele wissenschaftliche Forschungsarbeiten zur thüringischen Landesgeschichte, die vorwiegend in den von ihm herausgegebenen „Beiträgen zur mittelalterlichen, neueren und allgemeinen Geschichte“ (insgesamt 27 Bände) erschienen sind. Der im Dezember 1962 verstorbene Schleizer Stadtarchivar und Heimatforscher Robert Hä n s e l hat in vielseitiger Weise Greizer Archivgut verwertet; bei seinen Forschungsarbeiten über den einstigen Schleizer Bergbau um 1935 entdeckte er in zwei diesbezüglichen Aktenbänden aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts einen Schriftwechsel von und mit dem berühmten deutschen Naturforscher Alexander von H u m b o l d t, der in der von deutschen Akademien und der österreichischen Akademie der Wissenschaften auf Initiative der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin im Jahre 1959 beschlossenen historisch-kritischen Gesamtausgabe der Briefe Alexander von Humboldts die gebührende Berücksichtigung finden wird. Als weiteres Beispiel sei die Dissertation des Schleizer Heimatforschers Dr. Alfred P a s o l d über die Geschichte der reußischen Landesteilungen vom Schmalkaldischen Krieg bis zur Einführung der Primogenitur im Jahre 1690 genannt, die sich vorwiegend auf Quellenmaterial des Landesarchivs Greiz stützt und auszugsweise gedruckt vorliegt (Neustadt/Orla 1934).
Neben der Archivbenutzung zur Landes-, Heimat- und Ortsgeschichte, die jetzt vorwiegend von Mitarbeitern der Arbeitsgemeinschaften und Fachgruppen des Deutschen Kulturbundes und insbesondere von Natur- und Heimatfreunden betrieben wird, gewinnt die Erforschung der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung immer weiter an Umfang und Bedeutung. Dies ist hauptsächlich bedingt durch Forschungsaufträge von Hochschulen, Instituten, Parteiorganisationen und Kommissionen zur Erforschung der örtlichen Arbeiterbewegung. Aus der Vielzahl der in diesem Zusammenhang bearbeiteten Themen sind zu nennen: Entwicklung der Arbeiterbewegung in Ostthüringen und insbesondere im Gebiet des heutigen Bezirkes Gera seit 1848, Verurteilungen wegen Verstoßes gegen das Sozialistengesetz, Tätigkeit der Arbeiter- und Soldatenräte sowie deren Mitglieder, Kapp-Putsch im Volksstaat Reuß, Wirkungsbereich der ostthüringischen Arbeiterzeitungen von 1918 bis 1933 u. a. Die Universitätsbibliothek Rostock läßt durch laufende Anfragen die Bibliographie und das Bestandsverzeichnis der periodischen Schriften der Arbeiterparteien, Gewerkschaften und Berufsverbände in deutscher Sprache vervollständigen.
Immer mehr Bedeutung erlangt die Auswertung des Archivgutes für wirtschaftlich- technische Zwecke. Durch die Bereitstellung von Bauunterlagen, Karten, Plänen und Rissen können vor allem von seiten der volkseigenen Wirtschaft wichtige Bauvorhaben vorfristig durchgeführt und Projektierungskosten eingespart werden. An erster Stelle sind bautechnische Untersuchungen und Projektierungsarbeiten für volkseigene Betriebe und staatliche Gebäude zu nennen. Bau- und Meliorationsakten stehen für Gebiets-, Stadt- und Dorfplanungen zur Verfügung. Die oberste Bergbehörde der DDR hat bergmännische Risse für den weiteren Ausbau unseres Bergbaus gesichtet und vom Geologischen Dienst Jena sind für dessen Arbeitsvorhaben die einschlägigen Bergakten erfaßt. Das Landesarchiv Greiz setzt alle seine Kräfte ein, um die ihm gestellten Aufgaben entsprechend den neuen archivwissenschaftlichen Erkennnissen und den für die Staatsarchive der Deutschen Demokratischen Republik maßgebenden Richtlinien zu erfüllen.

Greizer Kalendermacher am Werk
Wenn auch das Jahr 1964 noch gute drei Monate dauert, sind doch die Freunde der Redaktionskkommission seit Monaten dabei, den „Greizer Heimatkalender 1965″ vorzubereiten. Nachdem 1956 die Drucklegung dieser traditionellen Greizer Publikation durch die Kreisleitung des Deutschen Kulturbundes wieder aufgenommen wurde, erscheint nun mit dem „Greizer Heimatkalender 1965″ das neunte Heft des Kalenders. (1960 konnte kein Kalender herausgegeben werden.) Seit 1956 hat dieses kleine heimatkundliche und heimatgeschichtliche Heft viele Freunde gefunden und zahlreiche Exemplare werden als Gruß aus Greiz an die Freunde und Bekannten nach Westdeutschland und ins Ausland geschickt. Vielleicht nehmen auch Sie sich vor, Ihren Bekannten und Verwandten mit dem Kalender einen kleinen Einblick in die Entwicklung unseres sozialistischen Lebens und unseres friedlichen Aufbauwerkes zu geben.
Die umfangreichen Vorarbeiten für die Herausgabe des Kalenders sind in vollem Gange. Von der Redaktionskommission werden gegenwärtig die einlaufenden Beiträge gesichtet, werden Absprachen mit den Autoren getroffen und die zahlreichen Illustrationen für die Drucklegung vorbereitet. Genau wie für dieses Jahr wird auch der Kalender 1965 mit einem Vierfarbendruck des Titelblattes ausgestattet. Das Titelfoto zeigt ein beliebtes Motiv unserer Stadt mit dem neu errichteten Springbrunnen am Karl-LiebknechtPlatz. Das reichhaltige Kalendarium wurde um einige Daten erweitert und gibt damit Auskunft über etwa 330 kulturgeschichtliche Fakten. Einige der prämierten Fotos der Kreisfotoschau 1964 werden zur Illustration des Kalendariums aufgenommen. Die Innenseiten schmücken, wie im vorjährigen Kalender, wiederum vier Ganzseiten-Abbildungen auf Kunstdruckpapier. Zu den Autoren zählen bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unseres Kreises, aber auch aus anderen Bezirken sind Beiträge eingegangen.
Für den Druck konnte der VEB Buchdruckerei Falkenstein gewonnen werden, nachdem die Druckerei „Karl Liebknecht“ Greiz die Drucklegung nicht wieder übernehmen konnte. Da der Kalender 1964 schon in den Weihnachtstagen 1963 restlos vergriffen war, wird die Auflage für 1965 erhöht.
Und hier einige Beitragstitel aus dem reichhaltigen Inhalt des Kalenders: Dr. Franz Hauschild: „100 Jahre Greizer Eisenbahn“, Paul Reinhard Beierlein: „Das Dorf Noßwitz und seine Brücke“, Dr. Klaus Müller: „Zwei Alt-Greizer Flurnamen slawischer Herkunft“, Horst Trummer „Zur Schulgeschichte der Stadt Greiz“, Rudolf Schramm: „Der Obergreizer Bauernaufstand vor 250 Jahren“, Dr. Erich Martin: „Gesteinsboden und Erdbild in unserem Bezirk“, Dr. Werner Becker: „Kunstpflege im Sommerpalais“, Rolf Weber: „Zur Pflanzenwelt des Steinicht“, Otto Hopfmann: „Es war vor 20 Jahren“, Hans Herold: „Aus der ältesten Geschichte unserer Heimat“, Karl-Heinz Zierdt: „Rätsel um Schönbach“, Dr. Werner Querfeld: „Über Bevölkerungszahlen des Greizer Lendes um 1550″, Theo Ficker: „Greizer und Zeulenrodaer Studenten in Jena“, Friedrich L. Schmidt: „Die ,Gette‘ von Zeulenroda“ und viele andere Beiträge.
-he-

Im August heiß und kühl
Ein Monat der Gegensätze liegt hinter uns: Noch herrschten zeitweise tropische Temperaturen, zwischen Sommertagen lagen aber bereits solche von herbstlicher Kühle mit recht frischen Nächten. So war das Minimum von 4,6 Grad am 24. vor den heißen Tagen am Monatsende, in denen am 28. das Quecksilber eine Höhe von 34 Grad angab. An diesem Tage wurde fast die Rekordzahl 34,5 Grad vom 19. Juli erreicht.
Die mittleren Werte zeigen einen Tiefstand in der Monatsmitte:

Dekade Temperatur Tropentage Sommertage Minimum 10°C und tiefer Regen
1. — 10. 16,3°C 1 2 5 15,7 mm
11. — 20. 15.8 °C 2 6 24,8 mm
21. — 31. 16,2 °C 3 4 6 11,9 mm
August 16,1 °C 4 8 17 52,4 mm

Das Auf und Ab wird deutlich bei der genauen Aufgliederung:

Tage Anzahl Temperatur Tropentage Sommertage Minimum 10°C und tiefer Regen
1.— 3. 3 13,7 °C 2 13,4 mm
4. — 8. 5 18,4 °C 1 2 1
9. — 16. 8 15,1 °C 8 24,5 mm
17. — 19. 3 17,6 °C 2 2,6 mm
20. — 24. 5 13,8 °C 4 1,7 mm
25. — 28. 4 20,8 °C 3 4
29. — 31. 3 13,1 °C 2 10,2 mm
im Monat 31 16,1 °C 4 8 17 52,4 mm

Blieb die Durchschnittstemperatur nur um einen halben Grad hinter der normalen
zurück, so betrug der etwas unregelmäßig gefallene Niederschlag noch nicht 3/4 des gewöhnlichen Augustwertes. Es gibt also noch viel aufzuholen. Der Wasserstand in unsern vogtländischen Talsperren ist erheblich gesunken: in der größten deutschen, in der Bleilochsperre bei Saalburg um 5 Meter; die Elstertalsperre bei Pirk hat nur 2/3 ihres Bestandes, die Weidatalsperre nur 80 0/0. Die immer noch hohe Zahl der trockenen Tage war der Getreideernte recht förderlich.
Dr. Martin

Werbung im Greizer Heimatbote Oktober 1964: Taxi Greiz, Foto Deylig und Sempuco Werkzeugmaschinen

Werbung im Greizer Heimatbote Oktober 1964: Paul Bock, August Haueis, F. Albin Kramer, Carl Piehler & Spiegel KG Greiz, Bruno Steudel KG, Otto Speer, Sand und Schotterwerk Neumühle,Geigenmüller – Fuchs und Metzner Mechanische Weberei, Lothar Wilhelmi Tapezier und Polsterknöpfe, Isidor Koller – Malermeister, Wernsgrüner Pilzner, Paul Sippel – Biergroßhandlung, Werner Roterberg Greiz
Rückbild: Der Pulverturm, ein altes Wahrzeichen der Greizer Landschaft am Ausgang des Leninparkes
Foto: Archiv DKB
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