Harald SeidelHarald Seidel lädt zum 20jährigen Jubiläum von Prominente im Gespräch ein

Die Zukunft des Menschen
Harald Seidel lud zur Podiumsdiskussion in den Gartensaal des Sommerpalais ein. Würdigung der Projektreihe Prominente im Gespräch, die seit zwanzig Jahren besteht

Greiz. Von den Grundzügen der menschlichen Existenz, über Zukunftsvisionen bis hin zum Gottesglauben erstreckten sich die Themen der Diskussionsrunde, zu der Harald Seidel am Montagabend liebe, gute Gäste und Freunde in den Gartensaal des Sommerpalais einlud. Kleiner Wermutstropfen zu Beginn: Viele Interessierte, die zwar pünktlich vor Ort waren, fanden keinen Einlass und mussten zum Teil traurig und verärgert wieder den Heimweg antreten.
Zu Gast der Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen der Projektreihe Prominente im Gespräch waren Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), Astrophysiker Prof. Harald Lesch, Jazz-Musiker Günter Baby Sommer und Frauenkirchenkantor Matthias Grünert. Mit einem kurzen Einstiegsreferat äußerte sich jeder der Geladenen zur Thematik und brachte seinen ganz persönlichen Blick in die Zukunft zum Ausdruck.
Zukunft braucht Herkunft, so Christine Lieberknecht, die in der globalisierten Welt die kulturelle Signatur der Region bewahrt wissen will. Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung nannte die Ministerpräsidentin als Säulen der Zukunft und zitierte ein Reiner-Kunze- Gedicht, das mit den Worten schloss ..ganz am Ende wird das Meer in der Erinnerung blau sein.
Günter Baby Sommer, den Moderatorin Kamilla Senjo als Helden des Free Jazz vorstellte, plädierte für ein zivilgesellschaftliches Engagement, das immer mehr an Bedeutung gewinnen sollte.
Dass Physik nicht ausschließlich eine trockene Wissenschaft sein muss, sondern auch Spaß machen kann, beweist seit vielen Jahren Harald Lesch, zum wiederholten Male Gast bei Prominente im Gespräch, der die Zukunft aus der Sicht des Astronomen relativ simpel sieht: Die Erde wird sich weiter um die Sonne wälzen. Seine eigene Vision allerdings beinhaltet den Wunsch, dass die Menschen sich aufmachen mögen, eine Wende zu vollziehen hin zu Wind, Sonne, Biogas und anderen unerschöpflichen Energiequellen. Zudem sollten die Menschen eine Infrastruktur aufbauen, in der sich keiner Gedanken um die Energie machen müsse.
Frauenkirchenkantor Matthias Grünert wagte natürlich einen musikalischen Blick in die kommende Zeit und drückte seine Hoffnung aus, dass die Musik bleiben möge, auch wenn sich die Hörerwartungen in Bezug auf die althergebrachte Tonsprache sicher verändern.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurde das Thema der vernetzten Welt der Zukunft relativ konträr beleuchtet. Während sich die Ministerpräsidentin als Facebook-und Twitter-Nutzerin outete und betonte, dass das Internet zu Authentizität und Klarheit zwinge, beharrte Harald Lesch darauf, seine Netzwerke nicht zu elektronisieren, sondern seine Freunde anzurufen oder persönlich zu treffen. Das Netz anonymisiert, so Lesch, der unterstrich, dass es zwar eine wunderbare Brücke sei, Informationen zu erteilen, aber es ersetzt nicht das Leben. Das Aufstellen klarer Regeln werde in Zeiten, in denen man mit einem Klick auf einem anderen Planeten ist, immer brisanter.
Günter Baby Sommer koordiniert lediglich seine Termine oder Projekte mittels E-Mails. Wenn man das Netz kontrolliert benutze, sei es eine ungeheure Hilfe, so der Jazzmusiker. Und: Das Internet ersetzt nicht den Händedruck.
Matthias Grünert, für den Facebook und Twitter unbekannte Größen darstellen, ist täglich etwa drei Stunden damit beschäftigt, seine Büroarbeit zu erledigen, wobei ihm das Internet und die elektronische Post natürlich unerlässlich sind. Ich schreibe auch gern SMS, so Matthias Grünert augenzwinkernd.
Politikern empfahl Harald Lesch dagegen, die Finger ruhig zu halten. Es ist ein Skandal urteilte der Wissenschaftler, dass jede Kleinigkeit sofort in die Welt hinaus getragen werden muss. Sie sollten wenigstens virtuell den Mund halten!
Dass Glaube und Liebe, als Fundament des Zusammenseins auch in Zukunft nichts an Bedeutung verlieren werden- davon geht Harald Lesch aus: Liebe in allen Variationen des Zusammenseins bleibt die Kulisse, vor der alles stattfindet.
Die Veranstaltung wurde musikalisch von Matthias Grünert (Cembalo) und Günter Baby Sommer (Percussions) umrahmt.
Zu den Gästen des Abends gehörten unter anderem der Ehrenbürger der Stadt Greiz, Dr. Ulf Merbold mit seiner Gattin, Thüringens Sozialministerin Heike Taubert (SPD) und der Bürgermeister der Stadt Greiz, Gerd Grüner (SPD).

Anmerkung der Verfasserin:
Herzlichen Glückwunsch, lieber Harald Seidel, für Ihre aufopfernde Arbeit, Ihren unermüdlichen Einsatz und die liebenswerte Penetranz, den Greizern und Gästen der Stadt so viele interessante Abende mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten bereitet zu haben. Viele der Veranstaltungen habe ich selbst erleben dürfen und journalistisch begleitet.
Ich wünsche Ihnen für die nächsten Jahre weiterhin viel Kraft und neue Ideen, dass Sie nimmer müde werden, die Stadt Greiz positiv nach außen strahlen zu lassen.
209 Veranstaltungen Prominente im Gespräch heißt auch, dass viele Prominente nun wissen, wo unsere Stadt auf der Landkarte Deutschlands zu finden ist.
Vielleicht kann man in Zukunft um auf das Thema zurückzukommen – die ein oder andere Veranstaltung in der Greizer Vogtlandhalle durchführen. Das würde dafür sorgen, diese Einrichtung auch mit lokalen Veranstaltungen zu bereichern und helfen, dass sich die Greizer mit ihr noch mehr identifizieren.

Antje-Gesine Marsch @05.02.2013