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Greizer Ernst-und Lina-Arnold-Stift begeht 115-jähriges Jubiläum

Blick auf das Ernst-und-Lina-Arnold-Stift

Historische Postkarte - Blick auf das Ernst-und-Lina-Arnold-Stift um 1900.

Vollendung des Baus am 16. Mai 1900 war in Erfüllung gegangen
GREIZ. Am 16. Mai jährte sich der Jahrestag der festlichen Einweihung des Ernst-und Lina-Arnold-Stifts zum 115. Male. „Ein Ereignis, das weit über die Grenzen unseres engeren Vaterlands hinaus volle Würdigung und Beachtung findet“, schrieb das Greizer Tageblatt am 17. Mai 1900.
“Lasset uns nicht lieben mit Worten, sondern mit der Tat” gehörte zu den Lebensmaximen von Ernst Arnold. Auch über einhundert Jahre nach seinem Tod wirken seine Werke in der Stadt Greiz nach. Unter den Bürgern, die zur Entwicklung der in Blüte stehenden Wollwarenindustrie in Greiz beitrugen, nahm Ernst Arnold einen besonderen Platz ein. “Welch rastloses Mühen, welch unermüdlicher Bienenfleiß, welch weises Sparen am rechten Ort mögen wohl zusammengewirkt haben, ehe die im kleinsten Maßstab gegründete Firma “Friedrich Arnold” für die späteren Inhaber eine reichlich fließende Quelle des Wohlstandes wurde”, schrieb der Greizer Oswald Seifert, dessen Aufsatz über den großen Wohltäter der Stadt Greiz im Band “Thüringen in Wort und Bild”, ( 1910, Klinkhardt-Verlag Leipzig) erschien. Die Firmeninhaber erfuhren als “aufmerksame Beobachter” ihrer Bienenvölker, was “stiller Fleiß und Ordnungsliebe” vermögen und wählten deshalb die Biene, diese “kleine Meisterin”, auch als Schutzmarke für ihre Waren und ihre Telegrammadresse.Im November 1836 machte sich der mittellose Weber Friedrich Arnold als Faktor selbständig. Durch außergewöhnlichen Fleiß in seinem Vermittlungsverkehr zwischen den selbständigen Handwebern und den Großhandlungen erwarb er sich mit der Zeit so viel Geld, dass er versuchen konnte, mit eigener Ware die Messen in Leipzig und Frankfurt/O. zu besuchen. Der Versuch gelang – damit legte Friedrich Arnold den Grundstein zu dem Welthaus gleichen Namens.Der älteste Sohn, Ernst Arnold, geb. am 16.5.1841 wurde bald die Seele des Geschäfts. Mit Klugheit und Tatkraft ausgerüstet trug er zur Entwicklung des Absatzes von Jahr zu Jahr bei. Im Jahr 1872 wurde in der Plauenschen Straße eine mechanische Weberei mit 120 Stühlen errichtet. Ernst und Bruder Paul – ab 1878 beide Inhaber der Firma – steigerten den Betrieb im Jahr 1879 auf 500 Stühle und unternahmen im Jahr 1885, da inzwischen die Zahl der Stühle auf 1200 angewachsen war, den Bau eines weiteren Betriebes in Langenwetzendorf. Bald arbeitete man an 2000 Stühlen und der Absatz entwickelte sich in bedeutendem Umfang nach Holland, Belgien, Skandinavien, bald auch nach Übersee. Je reichlicher die Erwerbsquelle floss, desto vollere Segensströme gingen von ihm aus, schrieb Oswald Seifert weiter. Er gab strebsamen Handwerkslehrlingen die Mittel für eine bessere Ausbildung, ließ in der Marienstraße die erste Kinderkrippe errichten und richtete im gleichen Gebäude einen Knabenhort ein.
Ernst Arnold gründete gemeinsam mit seiner Ehefrau die Ernst-und Lina-Arnold-Stiftung, die mit einem Stiftungskapital von 310000 Mark die Errichtung eines Kinderkrankenhauses und eines Kinderheimes auf den Weg brachte. Testamentarisch vermachte Ernst Arnold der Stadt Greiz eine Million Mark, zur Errichtung eines Stifts, in dem 100 alte Menschen ihren Lebensabend verbringen können und ein Hausvater nebst Dienstpersonal gut Platz hat. Leider erlebte Ernst Arnold die Eröffnung des Stifts selber nicht mehr.
1893 wurde mit dem Bau des Stifts begonnen, das am 16. Mai 1900 feierlich geweiht wurde.
Der stiftungsgemäß zur Verwaltung berufene Ausschuss setzte sich aus folgenden Personen zusammen:
Fabrikbesitzer Paul Arnold; Oberbürgermeister der Stadt Greiz, Paul Thomas; Stadtpfarrer und Superintendent Hermann Gerhold; Stadtrat Rudolf Bauch; Kaufmann Franz Müller.
Eine Abschrift des Testaments vom 15. Januar 1890, ein Exemplar der Statuten für das Ernst-und Lina-Arnold-Stift, ein Exemplar für das Ernst-und-Lina-Arnold-Studienstift, ein Exemplar des 3. Berichts über den Knabenhort und eine Abschrift der Schenkungsurkunde der Frau Lina Arnold, geb. Büttner vom 25.10.1893 wurden „in dem Grundstein gesichert untergebracht und mit demselben versenkt“, heißt es dazu in der Zeitung. „Die in dieser Urkunde ausgesprochene Hoffnung, dass der Bau am heutigen 16. Mai vollendet sein möge, ist in Erfüllung gegangen.“
Heute befindet sich im ehemaligen Ernst-und Lina-Arnold-Stift das Pflegeheim „Anna Seghers“. Die Stadt Greiz nahm in der Zeit von 1991-1993 eine komplette Rekonstruktion der Einrichtung vor. Mit Gründung der Greizer Senioren- und Pflegeheim gGmbH am 01.07.1993 wurde das Heim Bestandteil der Gesellschaft. Nach Restaurierung der hauseigenen Kapelle soll die Einrichtung wieder den ursprünglichen Namen „Lina und Ernst-Arnold-Stift“ erhalten.

Quellen:
Briefwechsel Antje-Gesine Marsch mit Wolfgang F. Arnold, Ontario, Canada
Greizer Tageblatt vom 17.05.1900
Internetseite www.greizer-pflegeheime.de
Antje-Gesine Marsch @28.05.2015

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