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Greiz droht „Gedächtnis-Schwund“ durch neues Archivgesetz

Haus Nr. 2 des Oberen Schlosses Greiz seiner Nutzung übergeben

Viele Kartons voll historischer Akten und Zeitungen finden im Archiv ihr neues Zuhause.

MdL Christian Tischner (CDU): LINKE, SPD und Grüne planen Herabstufung des Greizer Staatsarchives
GREIZ. Die von der rot-rot-grünen Landesregierung geplante Zentralisierung der Archive stößt auf heftige Kritik in der CDU. „Auch dem Thüringischen Staatsarchiv in Greiz droht mit der Änderung des Archivgesetzes der Verlust der Selbstständigkeit“, wie Landtagsabgeordneter Christian Tischner (CDU) warnt. Geplant ist, das Hauptstaatsarchiv Weimar mit den fünf Staatsarchiven in Altenburg, Greiz, Meiningen, Gotha und Rudolstadt zu einem Landesarchiv Thüringen zu vereinigen, um mehr Effizienz und Vereinheitlichung zu erreichen.
„Wir sehen hier neben dem Verlust an regionaler Identität in Thüringischen Residenzen auch die heimatgeschichtliche Grundlagenforschung in unserem Vogtland gefährdet“, führt Tischner weiter aus. Zumal die Effekte, zumindest nach bisherigem Stand der Dinge, scheinheilig und mehr als fadenscheinig sind. Ein Bedarf zur Neustrukturierung der Behörde sei nicht nachvollziehbar, sei auch seitens der Nutzer nicht im Gespräch. „Wenn also jetzt die Bildung eines zentralen Landesarchives beabsichtigt ist, widerspricht dies der Thüringer Geschichte“, stellt er weiter fest. Vor allem sei vor dem Hintergrund der Kostenneutralität zu fragen, woher die Mittel und freien Kapazitäten für die neue Zentrale kommen sollen. „Mit der neuen Struktur steht natürlich auch die Frage nach der künftigen Entlohnung und dem Stellenplan der Mitarbeiter an den Standorten, die bekanntlich erhalten bleiben sollen. Wo also ist konkret der Effekt?“
Tischner sieht den Verlust identitätsstiftender Funktion für die Kultur und Heimatgeschichte im Vogtland und in Ostthüringen. In Thüringen gibt es keine Landesinstitute für Geschichte oder gar eine einschlägige wissenschaftliche Akademie. Stattdessen erfüllen bisher die selbstständigen Archive ihre Aufgabe als Stätten landesgeschichtlicher Forschung. Sie bilden das historische Gedächtnis der ehemaligen Einzelstaaten in Thüringen, bewahren Geschichte und Geschichten. Hier findet Jeder einen kompetenten Ansprechpartner für Anfragen und Probleme, soweit ihnen mit der Bereitstellung historischer und bis in die Gegenwart reichender Informationen gedient werden kann. Die Kenntnis der speziellen, ehemals eigenstaatlichen Landesgeschichte, der Besonderheiten der Überlieferungen, der aktuellen Interessenten und Gesprächspartner vor Ort ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die effektive Arbeitsweise des Archivs. Jede Zentralisierung werde sich dabei als kontroproduktiv erweisen, ist Christian Tischner überzeugt, der ebenso auch im Bildungsbereich die Gleichmacherei von Rot-Rot-Grün scharf kritisierte.
Die Axt an die Archive Thüringens zu legen, verursache einen unwiederbringlichen Gedächtnis-Schwund, so Tischner, der durch nichts gerechtfertigt sei. „Die Zeiten zentralisierter Geschichtsschreibung waren in der deutschen Geschichte in der Regel nicht die Zeiten, in denen es die größten Impulse für Freiheit und Demokratie gegeben hat. Selbstverwaltung und Mitbestimmung sowie kulturelle Vielfalt verbinden sich hierzulande vielmehr mit föderativen Strukturen.“

Pressemitteilung MdL Christian Tischner @24.02.2016

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