Website-Icon Vogtlandspiegel

Förderverein Waldhaus lud zu interessantem Vortrag ein

Friedrich Dietz aus Reudnitz sprach vor zahlreichen Interessierten über die Entwicklung von Waldhaus

Friedrich Dietz hatte viele Informationen zu Waldhaus im Repertoire.

Friedrich Dietz aus Reudnitz sprach vor zahlreichen Interessierten über die Entwicklung von Waldhaus – Eingeladen hatte der Förderverein Waldhaus

WALDHAUS. Er sei kein Heimatforscher oder Chronist. Das sagte am Freitagabend Friedrich Dietz aus Reudnitz, der auf Einladung des Fördervereins Waldhaus e.V. in der „Goldenen Kutsche“ vor zahlreichen Interessierten zur Geschichte von Waldhaus sprach. Er interessiere sich für die Heimat, respektive die Historie von Waldhaus. Auch ein Grund, weshalb er im vergangenen Jahr in den Förderverein eingetreten sei.

Seinen Vortrag unterteilte der Referent in drei Teile – von den historischen Ursprüngen der Siedlung bis in die Gegenwart. Dabei brachte er eine Vielzahl von interessanen historischen Fakten zur Sprache, die selbst Einheimischen bislang nicht bekannt waren.

Die Ersterwähnung von Waldhaus geht auf das Jahr 1724 zurück. Noch eher wurde die Kalkhütte erwähnt. Bereits 1767 war ein kleiner Hüttenbetrieb entstanden. Vor allem zum Tünchen herrschaftlicher Häuser wurde der Kalk verwandt, erklärte Friedrich Dietz. Die Hütte steht auf einer Scholle aus Muschelkalk und Buntsandstein – die Grundmasse wechselt mit 20 Zentimetern bis 20 Meter mächtigen Muschelkalkblöcken. Die Scholle belegt zudem, dass Thüringen bis über Greiz hinaus vom Muschelkalk-Meer bedeckt war. “Der Kalk musste hier in Fronleistung gebrochen werden”, so Friedrich Dietz. Dabei gleiche die Kalkhütte einer Schatzgrube in puncto Fossilien. Selbst eine eigene Vegatation in Form von Orchideen oder Christophskraut entstand auf diesem kalkreichen Boden. Im Jahr 1903 wurde die Kalkproduktion eingestellt – bis auf das Jahr 1911 – da wurde letztmalig Kalk an die Greizer Gaswerke geliefert. Besonders in den Zeiten nach großen Stadtbränden, wie etwa 1802, erlebte der Kalkabbau seine “Hoch-Zeit”, erklärte Dietz den Gästen. Die Kalkhütte ist in ihrer ursprünglichen Form leider nicht mehr erhalten, Gebäude und Kalkofen wurden abgerissen. Das einzige noch stehende Haus ist heute in Privatbesitz, nachdem es zwischendurch dem Naturschutzbund ein Domizil gegeben hatte. Die alte Grube kann man noch heute sehen, schroff geht es hinab zum Ort, der heute mit Wasser gefüllt ist.

Dass die Kalkütte im Grunde die Keimzelle der entstehenden Siedlung war, betonte der Geschichtsinteressierte. Übernachtungsmöglichkeiten für die Arbeiter mussten gefunden werden und so wurde mit dem Bau von Häusern begonnen. Das Haus Nr. 1a, heute in Besitz von Töpfermeister Ralf Naundorf, gilt als ältestes Haus des Ortes. Es wurde in den letzten Jahren mit viel Liebe und Detailtreue erhalten, bescheinigte Frieder Dietz dem anwesenden Besitzer.

Einen umfangreichen Teil der Ausführungen widmete Frieder Dietz auch dem letzten regierenden Fürsten, Heinrich XXII. Reuß Ältere Linie. „Er liebte die Natur“, so Dietz und verwies beispielsweise auf den Bau des Jagdschlosses, das im Jahr 1873 „in vornehmer Ausstattung“ geschaffen wurde. Waldhaus avancierte in dieser Zeit zu einer „Sommerfrische“ und einem „Erholungsort“, nicht zuletzt durch den Bau des bekannten Hotels „Schweizer“ im Jahr 1882, das viele „herrschaftliche, hochbetuchte Gäste empfing“, so Dietz. „Ziemlich turbulent“ sei es damals in Waldhaus zugegangen, bestätigte eine Veranstaltungsbesucherin aus den Erzählungen der Altvorderen.
Auch auf den Bau des Mausoleums ging Frieder Dietz ein, das im Stil einer gotischen Waldkapelle als „architektonische Kostbarkeit“ errichtet wurde. Buchen und Zypressen weisen noch heute auf die gepflegten Parkanlagen rund um das Mausoleum hin, die einst Rudolph Reinecken, der Gestalter des Fürstlich Greizer Parks geschaffen hatte. Dass nur wenige Jahre vergingen, als mit Fürstin Ida, die 39-jährig kurz nach der Geburt ihres sechsten Kindes verstarb, bereits im Jahr 1891 die erste Beisetzung stattfand, erwähnte der Reudnitzer ebenso. Nachdem das Fürstentum Reuß Ältere Linie im Jahr 1918 dem Land Thüringen zugeordnet wurde, prägten „Verfall, Einbrüche und Vandalismus“ das Geschehen im Mausoleum. Durch die Instandsetzung-und Sanierungsmaßnahmen nach der politischen Wende habe es letztlich überlebt, unterstrich der Reudnitzer.

Eine Neuerung für den gesamten Kreis Greiz war die ab 1968 in drei Etappen durchgeführte Erschließung des Naherholungsgebietes Waldhaus. Der Kommunale Zweckverband Waldhaus unterstand seinerzeit dem Rat der Stadt Greiz. Auch darauf ging Frieder Dietz in seinem bebilderten Vortrag ein. Zahlreiche Betriebe, Einrichtungen und Einzelpersonen engagierten sich hier. Wer damals Waldhaus sagte, meinte gewiss nicht zuletzt die HO-Gaststätte gleichen Namens, sondern auch das Mehrzweckgebäude mit Touristen- und Hotelzimmern, den Kinderspielplatz und Sportanlagen, Wildgehege und Volieren – auch die Freitanzdiele, auf der 1970 das erste Konzert stattfand. Musikgruppen, Chöre und andere Volkskunstensembles treten in Waldhaus auf. Die Zufahrtsstraße über Pohlitz wurde ausgebaut und ein Parkplatz angelegt.. Und man meinte auch das Landeskulturkabinett, geschaffen von Mitgliedern des Kulturbundes der DDR und im August 1985 übergeben. Selbst ein zentrales Pionierlager, das bis zu 2000 Kinder im Jahr empfing, gab es damals in Waldhaus.

Natürlich folgte den historischen Ausführungen auch der Schwenk in die Neuzeit. Waldhaus gilt nach wie vor als beliebtes Ausflugsziel. Der Tag des Waldes, das Tiergehegefest oder die Waldjugendspiele gehören zu den Besuchsmagneten des Jahres. Auch vor den Inhabern der „Goldenen Kutsche“ müsse man „den Hut ziehen“, so Frieder Dietz. Seit 1991 bewirtschaftet Ute Rothe die beliebte Ausflugsgaststätte. Für alle Vorhaben wünschte Frieder Dietz den Verantwortlichen auch für die Zukunft „ein glückliches Händchen“. In der Hoffnung, die Anwesenden ein wenig angeregt zu haben, sich mit der Geschichte von Waldhaus zu beschäftigen und sich für den Erhalt des Gebietes einzusetzen, beschloss Frieder Dietz seinen Vortrag.

Der Vorsitzende des Fördervereins Waldhaus e.V., Michael Täubert, bedankte sich herzlich beim Referenten. „Wir haben heute gute und interessante Einblicke gewonnen“, wie Täubert im Namen aller Gäste und des inzwischen 50 Mitgliedern zählenden Vereins sagte.

Antje-Gesine Marsch @17.03.2017

Die mobile Version verlassen