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Eine Ära geht zu Ende

Eine Ära geht zu Ende

Eröffnung des Erdgasbetriebes am 14. Oktober 1997

Keine Busse mit Erdgasantrieb mehr im Landkreis Greiz im Einsatz nach 23 Jahren

Zuletzt waren es noch drei Fahrzeuge von einstmals 25 „Buckelwalen“, die in Greiz und Umgebung ihre Runden drehten. Unbemerkt von der Öffentlichkeit wurden nun auch diese Busse ausgemustert und durch moderne Euro-6-Dieselbusse ersetzt.
Vor mehr 25 Jahren hatte der damalige Geschäftsführer der Personen- und Reiseverkehrs GmbH (PRG) Greiz, Hans-Werner Uhlmann die Idee, den Verkehrshofneubau in Greiz-Gommla mit einem für die damalige Zeit revolutionären Vorhaben zu krönen. Nach dem Neubau des Verkehrshofes in Zeulenroda sollte nun der neue Firmensitz in Greiz entstehen. Denn der bisherige Hauptbetriebssitz in der Greizer Adelheidstraße 82 stammte aus dem Jahr 1928. Um die Ausmusterung der alten Ikarus-Busse zu beschleunigen, wurde zusammen mit dem Aufsichtsrat angeregt, die Traktion teilweise auf Erdgasantrieb umzustellen. Die Förderung von Dieselbussen war zu der Zeit im Freistaat Thüringen auf ein Minimum heruntergefahren. Der Kreistag stimmte dem Vorhaben zu und so konnte in den Bau der neuen Betriebsanlagen die Reparatur, Unterbringung und Wartung von Erdgasfahrzeugen mit eingeplant werden. Der kühne Plan von Herrn Uhlmann, neben den Betriebshof noch ein Windrad zur Elektroenergiegewinnung aufzubauen, scheiterte am Widerspruch der Stadt Greiz.
Am 14. Oktober 1997 um 11:10 Uhr war es soweit. Die erste Lieferserie von zehn Bussen des Typs Mercedes-Benz O405 CNG ging an den Start. Schon allein durch ihre ungewöhnliche Farbgebung fielen sie auf. Unter dem Buckel auf dem Dach verborgen sich die Drucktanks für das Erdgas. Mehr als 300 Kilometer konnten, je nach Einsatzgebiet, mit einer Tankfüllung gefahren werden. Mein persönlicher Rekord lag bei 372 km. Allerdings hatte ich beim Ankommen an der Tankstelle nur noch 17 bar auf den Kesseln. Frisch gefüllt waren es knapp über 200 bar. Diese Busse zeichneten sich aus durch eine sehr gute Straßenlage im Winter. Ein Jahr drauf kam die zweite Lieferserie dieser Busse. Diese sieben Fahrzeuge hatten durch bessere Sitze einen höheren Fahrgastkomfort. Aber leider waren es auch keine Niederflurbusse.
In Vorbereitung der Bundesgartenschau 2007 entschied der Aufsichtsrat der PRG Greiz, weitere Busse mit Erdgasantrieb zu beschaffen. So kamen noch einmal acht Busse von Mercedes-Benz mit diesem Antrieb nach Greiz. Diese MB O 530 CNG waren Niederflurfahrzeuge und damit barrierefrei. Parallel dazu baute die ebenfalls kreiseigene Regionalverkehr Gera/Land GmbH eine Erdgastankstelle und beschaffte Erdgasbusse des gleichen Typs. Für die Gestaltung der Fahrzeuge gab es ein gemeinsames Projekt zwischen der „Staatlichen Berufsbildenden Schule“ in Greiz und der PRG Greiz. Schließlich konnten drei Busse dank des Sponsorings der Greizer Akzo Nobel GmbH mit dieser speziellen Werbung gestaltet werden.
Erdgasbusse unterliegen auf Grund ihres speziellen Abtriebs besonderen Überwachungen. Aller fünf Jahre müssen die Druckgasflaschen speziell getestet werden. Diesen Vorgang darf man aber nur zweimal wiederholen, dann müssen die Flaschen ausgetauscht werden. Dieser kostspielige Vorgang beendet in der Regel den Einsatz in Deutschland. Einige Busse der ersten und zweiten Generation fanden ihren Weg nach Osteuropa. Dort verkehren sie weiterhin. Andere gingen den Weg des alten Eisens. Der letzte Ikarus der PRG Greiz, ein Gelenkbus des Typs 280.03 war übrigens bis 2001 in Einsatz.

Ein zusätzlicher Kostenfaktor ist der Betrieb und der Unterhalt der Erdgastankstelle. Zwar ist Erdgas als Treibstoff in der Anschaffung preiswerter als Diesel. Doch dieser Preisvorteil marginalisiert sich schnell durch den Betrieb der Tankstelle und den stärkeren Wertverlust der Fahrzeuge beim Weiterverkauf. Ich kann mich noch dran erinnern, dass wir beim Ausfall der Erdgastankstelle in Greiz mit unseren Bussen nach Gera in die Leibnizstraße fahren mussten für ein paar Tage. Das bedeutete 70 km Weg und rund 90 Minuten Arbeitszeit extra. Schlosser, Einsatzleiter und sonstiges stationäre Personal mit entsprechender Fahrerlaubnis wurden eingesetzt für diese Fahrten. Denn die Arbeits-, Lenk- und Ruhezeiten der Busfahrerinnen und Busfahrer durften durch solche Aktionen nicht beeinträchtigt werden.

Renè Kramer

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