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Deutliche Einkommensunterschiede imKreis Greiz

Deutliche Einkommensunterschiede imKreis Greiz

Hotelangestellte verdienen im Durchschnitt 21 Prozent mehr, wenn sie nach Tarif bezahlt werden. Das ergab eine Umfrage der Plattform lohnspiegel.de. Die Gewerkschaft NGG fordert die Unternehmen dazu auf, sich gerade in Krisenzeiten zu Tarifverträgen zu bekennen. Foto (alle Rechte frei): NGG

Nach Tarif verdienen Beschäftigte im Schnitt 5,57Euro mehr pro Stunde

Gewerkschaft NGG: Tarifverträge mildern Folgen der Corona-Krise ab

5,57Euro Verdienstunterschied –für jede geleistete Arbeitsstunde: Beschäftigten, die imKreis Greiznicht nach Tarif bezahlt werden, entgehen je nach Beruf und Betrieb monatlich mehrere hundert Euro. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Thüringen mit Blick auf neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes hingewiesen. Im Freistaat verdienen danach Beschäftigte, die in tarifgebundenen Unternehmen arbeiten, im Schnitt 18,07Euro pro Stunde. In Betrieben ohne Tarifvertrag sind es lediglich 12,50Euro. „Wie wichtig Tarifverträge sind, zeigt sich gerade auch in der Corona-Krise. Im Zuge von Hamsterkäufen haben Arbeitnehmervertreter etwa beim Thüringer Zwieback-Hersteller Brandt und bei Filinchen-Knäckebrot dafür gesorgt, dass zusätzliche Belastungen erträglich bleiben –zum Beispiel durch Arbeitszeitkonten“, berichtetJensLöbel. Auf der anderen Seite zeige sich, dass der Verzicht auf tarifliche Standards keine Arbeitsplätze rette, so der Gewerkschafter mit Blick auf die geplante Werksschließung bei der Wiener Feinbäckerei Heberer in Weimar. „Dort haben Beschäftigte wegen Corona in diesem Jahr auf Lohnsteigerungen verzichtet –als Dankeschön sollen jetzt rund 70 Stellen wegfallen“, kritisiert Löbel. Besonders angespannt sei die Lage derzeit im Hotel-und Gaststättengewerbe. Beschäftigte in der Branche, die keinen Tarifvertrag oder Betriebsrat hätten, seien deutlich häufiger von existentiellen Nöten betroffen –bis hin zur Sorge um ihren Arbeitsplatz. DerGewerkschafterruft die Unternehmen im Lebensmittel-und Gastgewerbe dazu auf, sich geradein Pandemiezeiten zu Tarifverträgen zu bekennen. Durch faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen könnten sie Fachpersonal halten, das auch nach der Krise dringend gebraucht werde. Zugleich profitiere die öffentliche Hand: Nach einer DGB-Studie würden die Einnahmen durch die Einkommenssteuer in Thüringenum 952 Millionen Eurosteigen, wenn alle Beschäftigte nach Tarif bezahlt würden. Die Sozialversicherungen kämen auf ein Plus von 1,6 Milliarden Euro. Die Kaufkraft von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern würde sogar um 2,2 Milliarden Eurowachsen. Die Ergebnisse der Studie sind im Internet abrufbar unter: https://www.dgb.de/zukunftsdialog/tarif/tarifflucht-atlasNach Angaben des Wirtschafts-und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung galt in Thüringenzuletzt für 45Prozent aller Beschäftigten ein Tarifvertrag. „Die sinkende Tarifbindung ist auch dafür verantwortlich, dass die Einkommenszuwächse trotz der vergangenen Boom-Jahre vergleichsweise dürftig ausfielen“, urteilt Löbel. Laut Statistischem Bundesamt wuchsen die Bruttoverdienste Vollzeitbeschäftigter im Freistaat zwischen 2010 und 2019 preisbereinigt um 13,7Prozent.

NGG

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