2.Bundesliga Nord Ringen: RSK Gelenau gegen RSV Rotation Greiz75kg A Freistil: Stephan Spengler, RSK Gelenau gegen Daniel Sartakov (blaues Trikot), RSV Rotation Greiz 0:4-TÜ 0:15-03:36

RSK Gelenau – RSV Rotation Greiz: 13:14
GELENAU/GREIZ. Das wird eine spannende Ringersaison! Der RSV Rotation Greiz ist die einzige Mannschaft, die schon gegen drei Spitzenmannschaften in der 2.Bundesliga gekämpft hat. Jetzt brachte sie einen knappen 14:13 Erfolg gegen den bisher sieglosen RSK Gelenau aus dem Erzgebirge mit nach Hause. Die Greizer Trainer hatten gegenüber den letzten Wochen die Mannschaft auf mehreren Positionen umgestellt. Man verzichtete auf die starken polnischen Schwergewichtler Sebastian Jezierzanski und Lukasz Konera, dafür war erstmals in dieser Saison deren Landsmann Adam Sobieraj an Bord. Außerdem sollte Radoslaw Kisiel den in die Heimat gereisten Vladimir Gotisan ersetzen. Ein insgesamt nicht ungefährliches Vorhaben, welches im Normalfall nur gelingen konnte, wenn sonst alles nach Plan lief. Das war aber nicht der Fall.
Der Auftakt lief wie erwartet. Der Gelenauer Martin Schneider, immerhin einmal deutscher Meister im Nachwuchsbereich, war gegen Vladimir Codreanu (57 kg/frei) völlig chancenlos und lag beim zweiten Angriff nach 49 Sekunden schon auf beiden Schultern. (Punktstand aus Greizer Sicht: 4:0) Der Tscheche David Vala gehört zu den routiniertesten Ringern in Europa. In Sydney, Athen und London erlebte er Olympische Spiele. Jetzt 37 Jahre alt hat der 32-malige EM– und WM-Teilnehmer zwar an Dynamik eingebüßt, ist aber immer noch eine Bank. Der 10 kg leichtere Boris Eisenstein (130 kg/greco) erfüllte alle Erwartungen, gab keine technische Wertung ab, nur zwei Verwarnungen entschieden den Kampf, so dass er nur einen Mannschaftspunkt für die Erzgebirger zuließ. (4:1) Florian Crusius (61 kg/greco) war der große Favorit gegen Mannschaftskapitän Daniel Franke. Hier standen alle Signale auf Sieg, der Greizer dominierte eindeutig den Kampf, sammelte Punkt für Punkt, ging noch vor der Pause 9:0 in Führung. Doch der Mann mit den meisten Zweitligaeinsätzen der Gastgeber konterte und der Greizer musste eine von allen Zuschauern als überraschend eingeschätzte Schulterniederlage einstecken. (4:5) Die Greizer Ecke war geschockt. Wie würde Sebastian Wendel (98 kg/frei) nun seinen Saisoneinstand in der ersten Mannschaft geben? Seine Kämpfe in der Regionalliga konnte er siegreich gestalten, doch der Pole Kamil Wojciechowski war ein anderes Kaliber. Der Gelenauer bestimmte 3:0 in Führung liegend den Kampf, der Greizer gab nicht auf, konterte zweimal geschickt und wäre fast als Sieger von der Matte gegangen, hätte er nicht kurz vor Schluss noch das 4:5 einstecken müssen. (4:6) Auch Radoslaw Kisiel (66 kg/frei) kam erstmals in diesem Jahr zum Einsatz. Den ehemaligen Chemnitzer Sportschüler Henry Hofmann, der den erkrankten Stefan Saul vertrat, hatte er trotz eines Gegenangriffes sicher im Griff und konnte sich zu Beginn der dritten Minute über einen 18:2 Überlegenheitssieg freuen. (8:6) Nach der Pause setzten die Anhänger der Gastgeber unter den 200 Zuschauern im „Erzgebirgsblick“ auf ihren Thalheimer Neuzugang Kevin Mehlhorn. Doch Thomas Leffler (86 kg/greco), der durch seine engagierte Ringweise bei seinen Einsätzen in den letzten beiden Wochen im freien Stil Selbstvertrauen getankt hatte, ließ nichts anbrennen und brachte durch einen 5:1 Sieg sein Team weiter in Führung. (10:6) Brian Tewes (66 kg/greco) hatte mit dem Tschechen Michal Novak – früher in Werdau aktiv – einen starken Gegner. Seit 2009 vertritt dieser regelmäßig sein Land bei Welt- und Europameisterschaften. Gerade von der WM in Las Vegas zurückgekehrt, trat er topfit auf die Matte. Der Greizer verteidigte sich geschickt und ließ nur ein 0:4 zu. (10:8) Auch Adam Sobieraj (86 kg/frei) stellte sich dieses Jahr erstmals im Greizer Team vor. Gegen seinen Landsmann Andrzej Sokalski fehlte ihm noch die nötige Form. Die aus dem Vogtland mitgereisten Zuschauer hatten etwas mehr als eine 2:10 Niederlage erwartet. (10:11) Nachdem bei den Gastgebern Norman Mahmudov nicht auf der Wiegeliste stand, war
Daniel Sartakov (75 kg/frei) klarer Favorit. Stephan Spengler war als siebenfacher Meister im Nachwuchsbereich auch zweimal Vizemeister bei den Männern. Doch diese Erfolge liegen schon einige Jahre zurück. Gegen das Tempo und die Angriffsfrequenz des Greizers, der schon zu Beginn der zweiten Runde mit 15:0 gewann, war er chancenlos. (14:11) Jetzt durfte Toni Stade (75 kg/greco) gegen den routinierten Tomas Sobecky nur zwei Mannschaftspunkte abgeben, also nicht höher als mit 7 Punkten Differenz verlieren. Jetzt wurde es noch einmal ganz spannend. Normalerweise hat der passiv kämpfende Ringer, der nicht gewinnen muss, die Vorteile auf seiner Seite. Aber man kann es mit der passiven Ringweise auch übertreiben und der Kampf wird so einseitig, dass er mit einer Disqualifikation endet. Und der aus Prag angereiste Tomas Sobecky ist seit 2003 unumstritten die Nummer Eins im Tschechien, zweimal belegte er bei Europameisterschaften Rang fünf. Die Gelenauer Zuschauer witterten noch einmal Morgenluft, als ihr Kämpfer nach vier Minuten 5:0 führte und der Greizer Mannschaftserfolg am seidenen Faden hing. Doch der Greizer Mannschaftskapitän behielt die Übersicht, konnte sogar selbst noch punkten und unterlag nur 2:7. Ein bis zur letzten Sekunde spannender Kampf endete mit einem 14:13 Erfolg für Greiz.

Stimmen zum Kampf:
Steffen Mai, ehemaliger Vereinspräsident von Gelenau, unter dessen Vorsitz erstmals die 2.Bundesliga erreicht wurde:
„Greiz hatte das Glück auf seiner Seite. Nach dem Wiegen und vor allem nach der Niederlage von Crusius hatten wir eine realistische Siegchance. Vorige Woche in Pausa hätten wir solche Zuschauer gebraucht, wie wir sie heute aus Greiz erlebt haben.“

Tino Hempel, Trainer des RSV: „Unsere Aufstellung war riskant. Florian Crusius hat sich wohl selbst am meisten geärgert. Am Ende konnten wir die Lücken des Gegners nutzen. Nächste Woche gegen Thalheim müssen wir noch konzentrierter kämpfen. Der eine und andere wird auch gemerkt haben, dass er im Training noch etwas zulegen muss.“

Erhard Schmelzer @27.09.2015

Von Erhard Schmelzer

Der Mohlsdorfer Erhard Schmelzer ist nicht nur ein engagierter Trainer im Jugendbereich des RSV Rotation Greiz - er zeichnet sich auch durch interessante Berichterstattungen im sportlichen Bereich aus. Ebenso ist er als Vorsitzender des Vereins Reußische Fürstenstraße tätig. Mehr zu Erhard Schmelzer