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Auf ins Nimmerland

Auf ins Nimmerland

Szene aus „Nimmerland“ unter der Regie von Christian Hanisch. Foto: Mandy Eisenkolb

Ganzjahreswerkstatt präsentierte auch am Samstag auf der Studiobühne der Vogtlandhalle Greiz

GREIZ. Jeder kennt die Geschichte des Peter Pan von James M. Barrie. Die Geschichte, als Wendy mit ihren zwei jüngeren Brüdern John und Michael nach Nimmerland fliegt, um dort mit Peter Pan, den verlorenen Jungs, Tinker Bell und Käpt’n Hook die größten Abenteuer zu erleben.

Aber was passierte alles bevor? Und warum wollen Peter Pan und die verlorenen Kinder einfach nicht erwachsen werden? Diese Frage versuchte Christian Hanisch mit seinem Theaterstück „Nimmerland“, das am 19. Juli 2014 um 19 Uhr Premiere feierte, zu klären. Der Versuch ist auf jeden Fall gelungen. Die zahlreichen Besucher warteten gebannt auf den Beginn des Stückes, welches in der Studiobühne der Vogtlandhalle stattfand. Dieser Raum war genau der Richtige für so eine Vorstellung, war er doch sehr gemütlich und auch passend für den Stil des Stückes, der relativ einfach gehalten war und doch überzeugte.
Auffällig war zu Anfang, dass weder ein Bühnenbild oder Requisiten existierten. Einzig und allein befanden sich zwei Kleiderständer mit verschiedenen Kleidungsstücken darauf in der Mitte der Bühne. Am Rand saßen die zwei erwachsenen Darsteller und bildeten so eine Art Standbild.
Der Raum wurde dunkel und die Schauspielerin las aus der Originalausgabe des Stückes vor und so begann ein Ausflug in eine fantastische Welt, in die Welt des Peter Pan. Dann traten die Jungschauspieler, die die verlorenen Kinder spielten, auf die Bühne. Besonders gefielen mir hier die verschiedenen Variationen der Figuren. Jeder hatte einen anderen Stil und zeigte eigene persönliche Charaktereigenschaften. Die Kinder tobten herum, spielten und wurden schließlich von den Eltern ins Bett geschickt. Aber was wären sie für Kinder, wenn sie nicht wenigstens zwei Minuten herausschlagen könnten? So bettelten und flehten sie, doch am Ende nützte es recht wenig. Sie gingen schlafen und erträumten sich ihr eigenes Nimmerland. Der eine stellte sich seine Gitarre vor und der andere einen Filmabend bei Freunden.

Doch der Traum von einem fantastischen Nimmerland sollte Wirklichkeit werden. Peter Pan besuchte die noch Schlafenden in dieser Nacht und ließ ein wenig Feenstaub auf die Kinder rieseln und schon begann das erste zu schweben. Auf dem Weg von Greiz nach Nimmerland flogen sie über die Vogtlandhalle, umrundeten einmal das Schloss und gleiteten in Reihe durch die Göltzschtalbrücke. Kaum in der Fantasiewelt angekommen lernten sie die Piraten unter Kapitän Haken kennen, den man nicht mit Nina Hagen verwechseln sollte.

In der zweiten Szene bekam man durch eine Bilderdarstellung in 3D einen guten Einblick in die Welt des Peter Pan. Die Bilder waren keinesfalls irgendwelche Abbildungen aus den Medien oder Fotos – Nein, die Akteure selbst bildeten die Fotos. So wurde einer zu einem Baum, der andere zu einem Stein oder zu einer Nixe. Den Peter spielten die Schauspieler abwechselnd und so wurde seine grüne Mütze oft herum gereicht. Das hat mir besonders gefallen. Jeder konnte durch einen Kleidungswechsel in eine andere Rolle schlüpfen. Dafür vorgesehen waren die Kleiderständer mit den bereits genannten Utensilien. In dieser Weise übernahmen die Mitwirkenden gleich mehrere Rollen, was sehr beeindruckend war.

Durch den Wortwitz des Moderators wurde der Bildervortrag aufgelockert und jeder musste ein bisschen schmunzeln oder lachen.
Danach folgten kleine Abenteuer und Kämpfe mit den Piraten und ein Besuch in der Nixenbucht. Hierbei war es wichtig, die Nixen nur zu streicheln und nicht einzufangen, weil diese sonst sterben würden. Aber nachdem man ein paar Abenteuer erlebt hatte, dachte man plötzlich auch wieder an zu Hause. Die Kinder vermissten ihre Eltern, die sie mit Hund und Katze verwechselten, das Taschengeld und das Zimmeraufräumen. Diese Darstellung war für mich die wichtigste des ganzen Stücks. War das die Erkenntnis, warum man erwachsen werden sollte oder nicht? Besonders überzeugend hat dies das Mädchen mit roten Haaren und einem rosa Top gespielt – ich habe richtig mit der Jugendlichen mitgefühlt und sie hat mich tief berührt.

Den Beifall der Zuschauer haben sich die Mitwirkenden redlich verdient. Die schau-spielerische Leistung war sehr gut. Besonders aufgefallen ist mir der eine Erwachsene, der mindestens vier Rollen hatte und diese wirklich gut verkörperte. So sah man ihn als Vater Darling, als verlorenes Kind, als Käpt´n Haken und als Moderator des Bildervortrages. Auch fand ich die Einfachheit des Stückes beeindruckend, sorgten nur die Kleidungswechsel oder das Verschieben der Kleiderständer für einen ganz neuen Eindruck. Untermalt wurde das Stück mit passenden Musikstücken, die genauestens durchdacht und punktiert auf die jeweilige Szene wirkten. Dieses Theaterstück war ein sehr schönes, für jedes Alter gerechtes und kreativ gestaltetes Werk künstlerischer Menschen und es hat eine besondere Wirkung bei mir hinterlassen.

Mandy Eisenkolb – Praktikantin Vogtlandspiegel @21.07.2014

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